Goodwood Revival 2023 - Good old England

  • Hallo Pit,


    ja, eine schöne (vielleicht etwas snobistische) Atmosphäre, auch bedingt durch die Verpflichtung, mehr oder weniger 'klassische' Kleidung aus den fünfziger Jahren zu tragen. Kommt ja bei der Damenwelt gut zur Geltung ... darf man(n) das heutzutage noch so sagen??


    Ein starkes BMW Aufgebot, vielleicht kann Lothar noch ein paar Details besteuern, die Liebmann RS war auch dabei.


    Erfreulich, dass Sammy Miller einen fitten Eindruck macht!


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  • Danke für diese herrlichen Bilder ! Hoffentlich dürfen wir uns noch lange an solchen schönen Motorrädern in Action freuen ! Respekt den

    Fahrern, Besitzern und allen, die daran beteiligt sind, in der heutigen Zeit so etwas zu ermöglichen. Ich würde gern mal live dabei sein,

    dann natürlich auch in zeitgemäßer Kleidung und dem dazugehörigen, sonstigen Rundrum ! :imsohappy: naja ... vieleicht klappt es ja mal !

    Herzliche Grüße Tilo


    - suche alles über das Leipziger Stadtparkrennen - Fotos, Karten usw.


    "Mangelnde Motorleistung kann auch durch außergewöhnliche Fahrmanöver ausgeglichen werden ... " :sehrgut:


  • Ja , ich würde auch gerne mal dort sein . Angeblich kann man nur mit Einladung teilnehmen !?

    Würde mein blaues Overall tragen.........und das 46 er Badge gegen ein BSA tauschen!^^ Hätte auch Harris -Tweed in der Garderobe !


    Sammy Miller schon etwas buckelig.......aber noch fit ..........ist der über 80 ?

    Steve Parrish dürfte mein Alter haben !?

  • Sammy Miller wird im November 90!

    Als Aktiver nur auf Einladung, aber selbst für einen schnöden Zuschauer ist das Wochenende nicht billig!

    So ist es und damit hält der Lord of Richmond in Goodwood den Laden sauber.


    Ich bin GRRC-Member und kenne den Grund, warum nur Eingeladene starten dürfen.

    So bleiben eben alle Anderen, die ansonsten nur zu gerne das Paddock bevölkern würden, draußen.

    Und dass es auch kein Startgeld gibt macht den Auftritt noch exklusiver.


    Damit ist nicht gesagt, dass kein Geld fließt. Das regelt Goodwood House diskret im Verborgenen.


    Von den eingeladenen Motorrad-Teams muss neben dem in der Regel gesetzteren Stammfahrer noch ein zweiter Starfahrer aufgeboten werden.

    Ob und was der für seinen Auftritt erhält ist verschwiegene Teamangelegenheit.

    Deshalb fahren in den Teams als zweite Fahrer Kaliber wie Michael Dunlop, Michael Rutter, John McGuiness, Steve Plater, Lee Johnston, Davey Todd, Eugene Laverty oder auch trotz seines Alters immer noch der 70jährige Steve Parrish mit.


    Der Dresscode tut ein Übriges an der gewünschten Außenwirkung. Er gilt aber nicht überall, sondern nur in den zentralen Bereichen des Paddock, halt genau da wo auch die Bildberichte entstehen. Aber dort wirklich für alle, auch die Mitglieder der Boxenmannschaften.


    Gentlemen: jacket and tie or period overall

    Ladies: smartly dressed, no shorts, midriffs must be covered

    Und für Alle: No Smoking! No Drinking!


    Deshalb hat nicht eine der an die Sieger ausgegebenen Zigarren gebrannt.


    Wer ohne die entsprechende Garderobe kommt kann sich dafür mit allem was benötigt wird bequem, wenn auch nicht ganz preiswert, vor Ort komplett ausstatten.


    Ist der Auftritt der vielen schrill aufgemachten Damen eigentlich aufgefallen?

  • Hallo,


    leider kann ich diesmal nicht viel beisteuern. Goodwood Revival ist sicherlich außergewöhnlich. BMW ist traditionell dort stark vertreten (... und Mercedes, Porsche etc. eben nicht ... ganz abgesehen davon, dass die keine Motorräder haben). Das liegt auch und insbesondere an den guten Beziehungen von Sebastian Gutsch seit vielen Jahren dorthin.


    Ob einem gefällt, wie BMW dieses Jahr seinen 100. Motorrad-Geburtstag gefeiert hat oder noch feiern wird, in Deutschland und im Ausland, muss jeder selber für sich entscheiden.


    Nächstes Jahr (2024) steht der 70. Jahrestag der ersten Weltmeisterschaft an: Noll-Cron, 500 Seitenwagen, BMW "RS" Typ 253. Mal sehen, was da zustande kommt, wann und wo. Vielleicht bleibt die "OLS" solange in Deutschland, dass wir sie und möglichst viele weitere "RS" (fahren!) sehen können. Ob BMW selber wieder so "viel" macht wie zum 50. und 60.? Auch steht der 100. Jahrestag der ersten deutschen Meisterschaft an: Franz Bieber, 500 solo, Schleiz.


    Ich halte Euch beizeiten auf dem laufenden ...

  • Erstaunlich (zumindest für mich), dass es zwischen den heutigen englischen Einzylindern und der MV so wenig Leistungsunterschied zu geben scheint. Klar, es handelt sich sowohl als auch um Nachbauten, aber der alte Unterschied (etwa 50 zu knapp 80 PS) ist nicht zu sehen. Da haben sich beide wohl in unterschiedliche Richtungen entwickelt...


  • Das muss keineswegs mehr erstaunen, denn die Motorräder, die vorne fahren haben mit dem technischen Stand von 1966, wie es ja die Ausschreibung fordert, nichts mehr zu tun.


    Bestes Beispiel ist die OL-Spezial 500, die von BMW unterstützt wurde weil sie in entfernter Form einer RS54 ähnelt: 500ccm Ultrakurzhubkurbelwelle mit 74mm Hub und zusätzlichem Mittellager, mächtige Aluzylindern die wegen der Bodenfreiheit in 176 Grad V-Anordnung angehoben sind, Königswellen deshalb annähernd waagrecht verlaufend, komplett wälzgelagerter Ventiltrieb, geänderte Zylinderköpfe, größere Ventile, 5-Gang-Getriebe, Kröber-Doppelzündung.


    Das Motorrad ist bei allem was recht ist nicht auf einem Entwicklungsstand von 1966, denn da gab es das Motorrad noch gar nicht. Die OL-Special ist auf dem Stand 1984 so wie Kurt Liebmann mit ihr in dem Jahr in Daytona gewonnen hat.


    Von den Nortons und Matchless gar nicht zu reden: Geänderter Ventiltrieb, andere Kurbelwellen, geänderte Kolben, geänderter Primärtrieb mit Kupplung, andere Getriebe, kontaktlose Zündung und Auspuffanlagen mit allmächtig abstehenden Megaphonen, die keine FIM-Abnahme passiert hätten.


    Da die zwei Kay-MV-Agustas komplett neu gebaute Motorräder sind bringt sie dies ihrem Ursprungsmodell auch nicht näher, weil daran eben von vorne bis hinten alles neu ist.


    Da aber alle tricksen ist ein Gleichstand erreicht und die Nortons und Matchless sind jetzt in der Lage, endlich auch mal mit einer MV-Agusta gleich zu ziehen, wenn diese wie jetzt am Samstag in Goodwood keinen so guten Tag hat.


    Dem sportlichen Wert schadet es also offensichtlich nicht.

  • Ja , mir wurde auch erzählt , dass die wunderschönen Oldtimer nur mehr äusserlich den Originalen gleich schauen !

    In den G 50 und Manx soll viel Hightech ( Titan , Magnesium ) stecken !?........ Die MV schaut für mich etwas " fremd " aus ( Sitzposition / Rahmen ) ?

    Das " Rennergebnis " ist auch Nebensache......... denke , dass jeder Fahrer ( besonders die jüngeren ) vermeiden will..........

    das teure Stück wegzuschmeissen !

  • Hallo Garibaldi,


    danke für Deine Ausführungen!

    Joe Craig bzw. Jack Williams wären wohl im siebten Himmel bei diesen Gleichstand mit MV, ich habe immer noch meinen Zweifel bei 50 prozentigen Leistungssteigerungen bei gleicher Grundkonstruktion...

    Aber wie auch immer, es ist schöner anzusehen als in der Zeit von '68 bis '72, als einer vorne weg fuhr und der Rest hinterher.

    In diesem Zusammenhang:

    Dean Harrison fuhr dieses Jahr eine Runde anlässlich der Classic TT mit 111.395 mph, Derek Minter 101.05 im Jahre 1960, jeweils auf einer Manx.

    Angesichts der Streckenverbesserungen der letzten 60 Jahre und immens viel Mehrleistung, die Bäume wachsen nicht in den Himmel.

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  • Die Leistungssteigerungen werden im Wesentlichen seit Nikolaus Otto durch höhere Drehzahlen und optimierte Verbrennungsabläufe erzielt, die mit den zugrunde liegenden Konstruktionen der alten Einzylinder und deren originalen Materialien unmöglich sind.


    Die heutigen Motorräder, bei denen zwar immer noch Norton am Tank steht, die aber jetzt z. B. Patrick Walker in Stratford-upon-Avon baut und unter seinem Label Works Racing Ltd vertreibt, sehen nur noch so aus wie die Apparate aus Joe Craigs Zeiten.


    Es ist nämlich nicht nur alles neu sondern auch alles anders. CDC-konstruierte leichtere und trotzdem steifere Kurbelgehäuse, einteilige Kurbelwelle, F1-Pleuel, Zweiring-Flachbodenkolben mit Gleitbeschichtung, Nikasil-Zylinder, engerer Ventilwinkel und -größen, geänderter Primärtrieb und Getriebe, leistungsgesteigerte Auspuffanlagen.


    Was noch so aussieht wie ein Lucas-Zündmagnet beherbergt eine elektronische Zündung mit Kennfeldsteuerung.


    Sogar die Ölpumpen sind geändert, weil bei den Originalpumpen wegen der erreichten irrsinnigen Pumpendrehzahlen die dabei auftretende Kavitation das Pumpengehäuse zerstören würde.


    Vom Treibstoff will ich gar nicht reden.


    Früher fuhr man um bei der Musik zu sein nicht Klingelwasser von der Tankstelle sondern AVGAS 100. Während der TT fuhren dafür während der Trainings- und Rennwoche täglich Stafetten mit Ziel Ronaldsway-Airport nach Castletown und haben den Airfield-Tankwarten ein willkommenes Zubrot beschert.

    Das hat sich auch erledigt, von VP oder Phillips 66 gibt es jetzt viel Potenteres. Auch wenn es leider das drei- bis vierfache kostet, denn AVGAS war auf der ganzen Welt steuerfrei.


    Tempora mutantur

  • Zum Hubraum lässt sich nur so viel sagen, dass wenn Bohrung und Hub angegeben werden die Halblitergrenze eingehalten wird.


    Es gibt in der Szene halt keine anspruchsvolle technische Abnahme. Das ist auch nicht gewollt


    Zur Motorleistung weiß ich mehr. Ab und zu taucht ein Motor auf einem fremden Prüfstand auf, wenn er besonders gut läuft und sein Erbauer wissen will,

    was er erreicht hat.


    Da werden 80 PS locker erreicht.


    Das entspricht dem Leistungsniveau, das heute 500ccm-Einzylinder-Bahnmotoren mit energetisch minderwertigerem Methanol-Treibstoff und einer 34mm-Drossel im Vergasereinlass erreichen. Und die müssen dann sogar auch noch fahrbar sein, weil im Bahnsport Schaltgetriebe verboten sind.


    Das spielt in der Classic-Rennszene alles keine Rolle. Da gehts im wesentlichen um die erreichbare Spitzenleistung. Alles andere wie auch die Fahrbarkeit regelt man mit einem passenden Getriebe. Wenn das vier Gänge hätte entspräche es dem, was ursprünglich in die Einzylinder von Norton, AJS oder Matchless eingebaut war.

    Ist aber eine eher seltene Ausnahme geworden.


    Fünf Gänge sind eigentlich Pflicht, auch die OL Special 500 in Goodwood hat ein Fünfgang-Getriebe, das es in einer BMW RS54 nie gab.


    Aber seit Michael Schafleitners Zeiten weiß man auch, wie man in ein Albion-Gehäuse sogar sechs Gangpaare hinein bekommt, ohne dass man das von außen gleich sieht.


    Manus manum lavat (Seneca der Jüngere - 01 bis 65 n. Chr.)

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  • Hallo Garibaldi,


    danke für Deine Beiträge!


    80 PS aus einem luftgekühlten 500 cc Einzylinder Vergaser Motor, der nicht nur nur ein paar Runden auf der Speedway / Langbahn dreht, da wackle ich schon mit den Ohren...

    Francis Beart hätte bei dieser Zahl wohl das erste mal in seinem Leben ein strahlendes Gesicht gezeigt.


    Die Tusl Weslake (Klassik Motorrad Nr 5 von diesem Jahr) soll 70 PS gehabt haben.


    Ein passendes lateinisches Zitat fällt mir leider nicht ein :)

  • Die Tusl-Weslake 500 entstand 1983 und hatte mit allen gezogenen Registern seinerzeit wackere 70 PS bei etwas über 8000 U/min.


    Das ist jetzt 40 Jahre her, seit denen der Erfindungsreichtum der Motorentuner zwischenzeitlich nicht stillgestanden hat.


    Die von mir genannten heute mit 500ccm-Einzylindern erreichten 80 PS sind Realität und keineswegs übertrieben.


    Deshalb konnten dieses Jahr beim Goodwood Revival der Steve Plater auf der Matchless und der Michael Rutter auf der Norton auch mit der MV-Agusta von Michael Dunlop mithalten.



    O tempora, o mores (Marcus Tullius Cicero - 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.)

  • Hallo Garibaldi,


    als alter Sack muss ich mich wohl daran gewöhnen, dass eine heutige Manx, G 50 oder auch Vincent V2 (lt. der aktuellen 'Motorrad Classic' baut Egli Junior ein Exemplare mit 125 PS an der Kurbelwelle) nur noch die Kontur der Originale haben.


    Ich habe mal wieder in Mick Walkers 'Manx Norton' Buch geblättert, da träumt Ken Kavanagh in seinem Vorwort von 1989 von der zukünftigen Manx mit 32 mm Hub, Bohrung von 141 mm und einer Leistung von 140 PS bei 21 500 Umdrehungen... vielleicht sind wir auf den Weg dorthin.


    Und Saarinen hätte sich '73 gegenüber einer heutigen Manx schon warm anziehen müssen:)


    https://global.yamaha-motor.co…ive/machines/yzr500_0w20/


    Hunc ornatum mundi nolo perdere

  • Gegen das Fachwissen unserer beiden " Lateiner " Garibaldi und Manx........sehen wir Anderen blass aus !:rolleyes: Chapeau !

    Ich lass mich von " Fortgeschrittener " wieder auf " Anfänger " stufen !:(

    Mea culpa ........... aber : mens sana in corpore sane !?8)

  • Wer nicht nach Goodwood mag oder kann oder darf oder möchte (weil zu elitär) - egal ob als Zuschauer oder Fahrer - der kann auch Spaß in Deutschland haben. Ich denke, da gib es so einige Veranstaltungen, oder?


    Bei unserem Built not Bought - immer am 2. Juniwochenende - treffen sich dann auch so einige Goodwood-Fahrer und Team-Mitglieder. 8)

    2024 übrigens zum 10. Mal. Also merkt Euch gerne den Termin vor: 7. bis 9. Juni 2024!


    Nennung ab Dezember 2023 möglich.







    Alle Fotos von Jens Hansen @ Built not Bought - Spreewaldring!