Elbtunnel-Syndrom

  • Wie so häufig in den letzten Jahren, wurde durch Bauarbeiten im Hamburger Elbtunnel der Verkehrsfluß erheblich beeinträchtigt. Wenn dann noch Ferienbeginn war und ein heißes Wochenende vorausgesagt wurde, sowie eine Massenveranstaltung eines Openair Rockkonzert stattfand, dann war auf beiden Seiten des Tunnels Chaos angesagt.
    Ich kam vom Laverdatreffen in Silberstedt und fuhr Richtung Süden. Mindestens zehn Kilometer vor der Elbunterführung staute sich der Verkehr schon auf allen Fahrspuren. Da hatte ich aber noch die Zuversicht, langsam, aber stetig vorranzukommen. Die Laverda 750SFC ist schmal und die Fahrbahnen sind breit genug, um zwischen den Fahrzeugkolonnen im Schritttempo durch zu fahren. Endlose Kilometer tastete ich mich, mit schleifender Kupplung, schmerzenden Handgelenken und spuckenden. Viele Reisebusse ließen manchmal keinen Platz, so daß ich gezwungen war dahinter zu bleiben. Die glühende Mittagssonne wurde ungebremst von meiner schwarzen Tarn-Lederkombi aufgesogen und die aufsteigende Wärme des heißen Twins, sorgte für backofenähnliche Zustände der im Schatten befindlichen Lederflächen. Einige Male schaltete ich die Zündung aus, weil ich das Gefühl hatte, der luftgekühlte Motor würde jeden Moment platzen. Doch er sprang immer schlechter an, wenn sich eine Lücke auf tat und ich paar Meter gut machen wollte. Bis ein genervter Familienvater wieder mal einen kleinen Schlenker nach rechts zog und ich stoppen mußte. Zum Glück dachten und fühlten die meisten Autofahrer mit.
    Der Druckpunkt der Kupplung wurde immer schwammiger. Die Schmerzen im linken Handgelenk, verursacht durch die ständige schwergängige Kupplungsbetätigung, waren kaum auszuhalten und ausserdem saß mir die Jubiläumsfeier am Vorabend noch in den Knochen. Ich schwitzte wie in der Sauna, mir war schlecht und ich wollte nur noch nach Hause.
    Die Tunneleinfahrt war noch ca. einen Kilometer entfernt. Ich befand mich auf der linken Fahrbahn, welche seit längerer Zeit mit seitlicher Begrenzung durch die vorgelagerte Baustelle führte.Ein Spurwechsel war nicht möglich. Es gab keinen Seitenstreifen zum Anhalten und keine Chance vorbei zu fahren, um vielleicht etwas Fahrt aufzunehmen, damit der glühende Zweizylinder ein bißchen Wärme abgeben konnte.Nur mit Gasstößen war der Motor noch am Leben zu erhalten. Er spuckte und sprotzte, weil der Sprit in den Schwimmerkammern sicherlich kurz vor dem Siedepunkt war.
    Es trat ein, was ich befürchtete. Der Motor warf das Handtuch! Er ließ sich auch nicht mehr starten. Und das unmittelbar vor dem Tunnel! Wo sollte ich hin? Es gab nur eine Richtung, nämlich rein in den Tunnel und damit in den Schatten.
    Die Fahrzeuge vor mir nahmen Fahrt auf und entfernten sich zügig, nur ich paddelte mit beiden Beinen auf der leicht abschüssigen schmalen Fahrspur in den Tunnel. Die Gegenfahrbahn war voll und ich erhoffte, durch dessen Fahrtwind eine schnelle Abkühlung der Laverda. Es gab keine Möglichkeit auf den hohen Randstreifen zu gelangen, also bemühte ich mich, das Motorrad am Rollen zu halten.Ein Startversuch zwischendurch blieb ohne Erfolg. Direkt hinter mir schnaubte und zischte es, als wenn ein Kampfstier mit schabenden Hufen seinen Torrero fixiert. In meinem Rückspiegel las ich in großen Buchstaben TREBRON. Leicht irritiert schaute ich über meine Schulter und las NORBERT. Jener war wohl der Fahrer eines Ungetüms von Lastwagens, der auf Tuchfühlung dicht hinter mir mit der Druckluftbremse zischte.Jedenfalls hupte er nicht, denn in Luft auflösen konnte ich mich kaum. In meine Fahrtrichtung war mittlerweile kein Fahrzeug mehr zu sehen.. Ich fühlte förmlich die Augen der Tunnelaufsicht an den Monitoren, die mich mit den Überwachungskameras beobachteten und sicherlich schon die Sekunden runterzählten, bevor sie Maßnahmen eingeleitet hätten,dieses Hindernis zu entfernen.
    Gut, dass die gebeutelten Urlauber hinter dem Lastwagen nicht sehen konnten, warum es stockte und es vor mir kilometerweit
    kein Auto gab. Ich konnte nicht mehr länger warten, der nächste Startversuch mußte klappen. Norbert zischte immer drohender und rückte immer näher an mein Kennzeichen. Ich drehte beide Benzinhähne auf Reserve,um etwas mehr durchlauf zu bekommen und gab der Laverda noch etwas Schwung. Schaltete die Zündung ein, schickte ein Stoßgebet zum Betonhimmel und drückte den Starterknopf. Der Anlasser drehte. Einundzwanzig, Zweiundzwanzig und dann folgten kurz nacheinander zwei Rohrkrepierer durch unverbrannte Gase in den Auspufftöpfen und das SFC-Triebwerk brüllte wie befreit auf. Norbert hat sich später sicher über die beiden Brandzeichen an der Frontschürze seines Brummis gewundert.
    Ja, so mußte es sein! Den ersten Gang eingelegt, zu Anfang etws ruckelig, hechtete die Laverda in den Tunnel. Mit einem infernalischen Staccato, den linken Daumen hoch gestreckt, ließ ich das Gas bis 90km/h stehen, bis ich mit der rechten Hacke den zweiten Gang rein trat.Der Widerhall im Tunnel war irre laut, aber in diesem Fall bestimmt auch für die Beobachter an den Monitoren wie Musik.Ich wollte nur raus aus diese Röhre und schaltete alle Gänge hoch. Ich hatte die Fahrbahn für mich alleine! Mir ist nicht bekannt, ob danach der Fliesenleger bemüht werden mußte, um einige Kacheln wieder fest zu kleben. Nach ca. 1,5 Kilometer sah ich Tageslicht und der Tunnel hustete mich mit der Laverda, wie einen Fremdkörper mit einer Austrittsgeschwindigkeit von fast 160 km/h ins Freie.
    Die Sonne fand ich plötzlich wieder herrlich, nachdem ich sie auf der anderen Seite der Elbe noch verflucht hatte.

  • Die Geschichte kann ich gut nachvollziehen bin im Herbst 79" die Strecke jedes Wochenende nach Heide zur Meisterschule gefahren. (Natorallye). Dank Wasserbüffel kannte ich Gottseidank keine Hitzeprobleme. :thumbsup:

  • dafür aber eine Reihe anderer




    Pur, der den Wasserbüffel bei Papa Röth noch in leidvoller Erinnerung hatte


    PS für d'r Karl va Oche: dat hat dech secherlich jeholpe en Oche, dat de Karl heeß, ömme wa!

    "Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Ich kam praktisch ohne Zähne zur Welt und war die ersten Jahre so gut wie infantil. Einiges davon habe ich bewahren und an kommende Generationen weitergeben können." TG

  • weil niemand sie mehr haben wollte, das war damals bei dem Nachfolger von Papa Röth so. Na, was rede ich über den Gründe, erstens hielten die Dinger nicht bei einem bundesdeutschen Heizer, dann wackelte sie wie ein Lämmerschwanz, wenn nicht die Lager in Schwinge hinten und im Steuerkopf ausgetauscht worden waren, sie soff wie ein Kamel nach 18-monatiger Wüstentour und was noch schlimmer war, sie war (ist) ein stinkender Reng-teng-teng. Aber Rettung war ja schon von Hamamatsu in Form der GS unterwegs!


    ach iss dat schön, noch ens sing Heämetsproech ze hühre,


    mit nem Klenkes no Oche vam Pur

    "Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Ich kam praktisch ohne Zähne zur Welt und war die ersten Jahre so gut wie infantil. Einiges davon habe ich bewahren und an kommende Generationen weitergeben können." TG

  • Ja, das mag alles stimmen, ich kenne Büffel die saufen, meiner tat es nur wenn man es auf die letzte Spitze getrieben hat und einer GS 750 hat man dabei immer noch die Lampe ausgeblasen, wie peinlich für Suzuki! Das mit dem Wackeln allerdings, da muß ich dir recht geben. Ich glaube ich habe es schon mal erzählt, die die dabei waren lachen noch heute darüber, es muß lustig ausgesehen haben. Man sah auf der Autobahn von hinten das Rücklicht meiner GT 750 wie es erst langsam und dann immer heftiger anfing hin und her zu schwingen, dann kam ganz plötzlich das Bremslicht dazu. Das Aufschaukeln in langgezogenen schnellen Kurven war furchterregend. Die Firma Hillmer in Hamburg (Hinterradschwinge) und Koni aus Holland und ein paar Kegelrollenlager haben das Problem aus der Welt geschafft und zwar gründlich, bis heute!


    Gruß


    Karl


    P.S.: Da mosst de ens dozoukome wenn vür irjens met de Maschinger an et fahre sönnt, da könne mirjo jet Platt kalle!

  • na ja, in dem Alter war ich nie zu sagen ich bin der ...


    Will sagen, alles ist eine Frage der Interpretation. Vielleicht war der auf der GS ein höflicher Mensch (vielleicht war ich das?) und hatte Mitleid mit deiner Wasserkuh! Ob es peinlich war für Suzuki? Ich denke nicht. Ich war zu dieser Zeit bei diesem Verein und ich kann mich nicht erinnern, daß wir in Höppeheem vor Scham in der Ecke standen,


    pur



    Jenauer jesaat hann isch mee en Stolbäärsch jewonnt als in Oche bis isch an dat Dörp anne Düssel jetrocke ben. Ävver de Stolberjer han trotzdämm nix jeje Oche! Isch hann noch Fründe in Oche, wie dr Horst Scherer.

    "Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Ich kam praktisch ohne Zähne zur Welt und war die ersten Jahre so gut wie infantil. Einiges davon habe ich bewahren und an kommende Generationen weitergeben können." TG

  • Et blijft dobey, nüüß ze eisse hän die GS 750 jehat schän än ne jot lofende Büffel van die spieä Zoot, 1976 of 77! Die GS hät zo völl Krom dobeij jehat dömm man nit werklich bruchtet: Ventile, Nockenwellen, Steuerkette etc. ;)


    Der Horst ist auch mein Freund, da haben wir was gemeinsam! Und mit Suzuki hatte ich in jener Zeit, bzw. ein wenig später, als kleiner Schrauber und Hilfsstudent auch eine Menge zu tun in meiner Heimatstadt, aber da hatten die meisten Suzukis noch mehr Ventile bekommen und die Zweitakter gabs nur noch in den kleinen Klassen, die RG 500 kam später und die hatte wirklich keine Chance gegen die erste "R", aber die hatte ja auch einen Hubraumvorteil :D !


    Gruß


    Karl

  • ich erinnere mich, daß mich mal - vor langer urzeit - der liebe horst ganz aufgeregt anrief und sagte, ich solle doch mal schnell vorbeikommen. also ich va büsbisch no illedörp und wat soh isch in dr keller von dr horst? 'ne äschte rennmax! isch jlöv die storie is he atens verzällt wode.


    wat die schrauberei in oche wor, do hann ich dr scholer zu nem rischtije händler jemaaht. ävver dä hot dr lade bald hingeschmisse un fäährt hü met dr horst und deren alde kiste öm dr nudeltop herüm und dat wiev von dem scholer iss och dabei. dä horst hot där ene sticker, drei schwarze punkte auf gelbem grund, op de honda geklävt. dat wor jemein.


    unn wat de Gt versus GS anjeht, do kannste disch röösch beruhije. dat hodde mr alles in heppehöm jemaht, de testfahrte, un dr böhme wor och dobei,


    pur

    "Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Ich kam praktisch ohne Zähne zur Welt und war die ersten Jahre so gut wie infantil. Einiges davon habe ich bewahren und an kommende Generationen weitergeben können." TG

  • Die Schtorri met die NSU Rennmax wor va mich heij verzallt woode! 8)


    Jenau in deä Lade van de Scholer woar dat. En do haue mir och öfter enns en GS 750 zemm probiere en vergliche....! Die GS loach besser opejen Stroass, en wenn dann enge bang wor, da wor e met die GS flotter, mir woare afer net bang :wacko:


    Na es ist ja auch egal und heute sind beide Modelle in gutem Zustand echte Hingucker, daß der GT Motor zwar mehr soff und mehr schepperte war eine Sache, ich habe aber nie ein Gespann mit GS Motor gesehen (obwohl es das gegeben haben mag), Drehmoment und Leistung sind eben doch nicht voneinander zu trennen! Der Herr Böhme weilt übrigens wieder im Lande, er hat sich bei unserem Club gemeldet! Und vielleicht sollten wir immer eine Übersetzung mitliefern, sonst hält uns noch jemand für spionierende Chinesen :evil:


    Gruß


    Karl