Zwischenruf: Motorradfahrer dürfen aufatmen

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    Jens Riedel


    Schon bei der Förderprämie für Elektromobilität blieben Motorräder außen vor. Wir wissen jetzt auch warum: Bei den gestern verabschiedeten Zero-Emission-Plänen der EU für 2035 ist nur von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen die Rede. Die motorisierten Zwei- und Dreiräder spielen – wieder einmal – keine Rolle. Darf so mancher Interessent für ein Elektromotorrad über den ersten Punkt noch traurig sein, können alle anderen Anhänger der schönsten Form der Mobilität nun aufatmen. Ja, wir Motorradfahrer dürfen nach aktuellem Stand auch nach 2035 noch Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor kaufen
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    Der in Brüssel ansässige europäische Branchenverband Association des Constructeurs Européens de Motocycles (ACEM) verweist darauf, dass Krafträder, Mopeds und Motorroller ohnehin wesentlich effizienter sind als Autos. Was nicht heißt, dass die Hersteller die Hände in den Schoß legen. Im Gegenteil: Auch der Battereieantrieb, synthetische Kraftstoffe und sogar die Brennstoffzelle spielen in den Entwicklungsabteilungen der Hersteller eine zunehmende Rolle. Schließlich fühlen sich auch Yamaha, Triumph, Ducati und Co. dem Klima verpflichtet. Doch der Bauraum eines Zweirads ist recht eng. Ganz so einfach lassen sich Techniklösungen aus der Automobilindustrie nicht eins zu eins übernehmen.


    Immerhin über 40 Millionen Krafträder aller Coleur rollen derzeit über die Straßen der EU. Metropolen wie Paris, Rom oder Barcelona würden ohne sie noch tiefer im morgendlichen Berufsverkehr versinken. Und allen klimatischen Umständen zum Trotz: Zu den fünf größten Märkten in Europa gehört auch Deutschland – aktuell die Nummer zwei hinter Italien!


    Bleibt jetzt nur zu hoffen, dass das Fahrzeugsegment nicht ein drittes Mal von der Politik vergessen wird: bei der Verkehrsplanung für die Zukunft. Für die Mobilitätswende bieten sich motorisierte Zweiräder geradezu an – egal, ob nun der Tiger im Tank steckt oder die Antriebsbatterie unter der Sitzbank. (Jens Riedel, cen)

  • Pressemeldung:


    Motorräder: „Der Spaß muss erhalten bleiben“



    Im Moment hat Europa keine verschärften CO2-Vorschriften für motorisierte Zweiräder in Planung, berichtete Andreas Glück, ein Europaparlamentarier, heute bei einer Online-Diskussion von ACEM, der europäischen Vereinigung der Motorradhersteller, und der e-Fuel Alliance. Der Branche sitzt der Gesetzgeber also nicht so stark im Nacken wie der Automobilindustrie. Doch nicht moralischer Druck, sondern die Einsicht in die Notwendigkeit hat auch bei den Herstellern motorisierter Zweiräder die Dekarbonisierung schon längst in den Blick gerückt.

    Dabei spielt den Motorrollern und Motorrädern ein Trend voll in die Karten: In den Großstädten erobern sie sich Freunde, weil sie kleiner, leichter zu parken, sind und weniger emittieren als Autos und so den Innenstadtverkehr entlasten können. Karl-Maria Grugl, beim österreichischen Hersteller KTM für Hologation und Fragen der Regulierung zuständig, sieht dabei einen Trend: In der Stadt könnte sich der elektrische Antrieb durchsetzen, auch wegen der fehlenden Abgas- und geringen Geräuschemissionen. Draußen vor den Toren gibt er aber den Alternativen größere Chancen.


    Grugl sprich von vier Zielgebieten, die auch für Motorräder in diesen Zeiten gelten: Klima, Umweltbelastung, Lärm und der Verzicht auf fossile Brennstoffe. Daher sieht er für das Langstrecken- und Sportmotorrad die aus Strom und Wasserstoff erzeugten e-Fuels als Lösung. Das heißt: Dekarbonisierung außerhalb ja, Lärmminderung nicht unbedingt. Der Spaß müsse erhalten bleiben, meint Grugl.


    Ducati-Chef Claudio Domenicali sieht das Spektrum der Motorradantriebe für die Zukunft breiter. Er legt Wert auf die Feststellung, dass die italienische Marke in deutschem Besitz sich auch ernsthaft mit dem batteriebetriebenen Sport-Motorrad befasst, aber auch mit biobasierten Kraftstoffen und e-Fuels.


    Wolfgang Warnecke, der Chef-Wissenschaftler von Shell, kooperiert mit Domenicali bei den Bio-Alternativen. Er sieht die neuen Möglichkeiten, verweist aber auch darauf, dass alle synthetischen Kraftstoffe bei ihrer Herstellung viel Strom verbrauchen und der effizienteste Weg immer noch der direkt den Motor antreibende Strom darstelle. Die Vorteile der e-Fuels liegen seiner Meinung nach in der Möglichkeit, Strom im Kraftstoff zu speichern und zu transportieren. Warnecke weist aber auch auf ein aktuelles Problem hin. Zunächst gehe es erst einmal darum, Energie erreichbar, verfügbar und bezahlbar zu machen.


    Fazit: Wir werden auch beim Motorrad alle möglichen Antriebsvarianten erleben. Doch der Industrie bleibt der große Druck erspart; sie hat mehr Ruhe, passende Lösungen anzubieten. Das passt gut zum Anfangsstatement vom Euro-Parlamentarier Glück, der forderte, die Politik soll nur den Rahmen setzen und nicht die Technologie vorschreiben.

    Wenn das Auto „abgearbeitet“ ist und die Zulassungszahlen bei den motorisierten Zweirädern tatsächlich spürbar wachsen, werden auch in diesen Bereich Emissionsvorschriften einziehen, meint in dieser virtuellen Runde nicht nur MEP Glück. Vielleicht war es deswegen gar nicht so klug, auf diese Vorschriftenlücke hinzuweisen. Der Spaß, den Karl-Maria Grugl betont, ruft auch außerhalb der EU-Bürokratie gern Spaßverderber auf den Plan. (Peter Schwerdtmann/cen)