die Story der Suzuki XR11 und ihrer Fahrer                                     Seite4


Art Baumann

Die eigentliche Saison 1973 begann natürlich für die Amerikaner wieder in Daytona am 11.03. 1973.

Durch das Fehlen von Jody Nicholas und den Weggang von Art Baumann (zu Kawasaki) musste das Team umstrukturiert werden. Paul Smart, wegen einiger Differenzen vom Kawasaki Team Hansen weggegangen (worden?), bildete zusammen mit Ron Grant und Geoff Perry die Suzuki Manschaft für die neun AMA Grand Championships Rennen im Jahr 1973.

Don Emde, im Vorjahr durch den Ausfall von Nicholas zu einem unerwarteten Sieg auf seiner 350ccm Yamaha gekommen, wurde für einen einmaligen Ritt in Daytona verpflichtet, für dieses Rennen galten halt besondere Bedingungen, ein Sieg musste her.

Smart und Emde durften im Januar 1973 bei einem nicht zur Meisterschaft gehörenden Rennen in Lake Ontario (Kalifornien) schon mal eine Proberunde auf dem 1972er Modell drehen. Doch Smart blies schon in der ersten Runde die Kopfdichtung durch und Don Emde hatte mit dem Anfreunden mit dieser, seiner Yamaha an Leistung und Geschwindigkeit weit überlegenen, im Handling und Gewicht aber nicht vergleichbaren Maschine soviel zu tun, dass es gegen schwächere Gegner nur zum vierten Platz reichte.

Als es dann in Daytona um die Wurst ging, sollte es aber wieder nichts werden mit einem Sieg. Smart wurde beim Start heftig gerammt, fuhr aber weiter und schied dann genau wie Perry mit Zündungsschaden aus. Ron Grant riss die Kette und nur Don Emde konnte, ein taktisch kluges Rennen fahrend, mit nur einer Runde Rückstand einen siebten Platz für das Suzuki Team herausfahren. Gewonnen hat übrigens der fliegende Finne Jarno Saarinen auf einer 350ccm Yamaha vor Kel Carruthers (der genau wie Saarinen bereits 250ccm Weltmeister geworden war, 1969 auf der legendären Benelli Vierzylinder) und James Evans auch auf Yamaha.

Don Emde und 
Guido Mandracchi Daytona 1973

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Guido Mandracchi (li.) und Jack Findlay (mi.) im Infield des Daytona International Raceway 1973

In den weiteren Rennen sollten die Siegchancen der großen Zweitakter steigen, die kleinen Yamahas und einige schnellere Viertakter gewannen die längeren Rennen hauptsächlich wegen des großen Zeitverlustes beim Nachtanken der ultraschnellen, aber genauso durstigen Dreizylinder von Kawasaki und Suzuki.

Die Rennen wurden nun in zwei Läufe unterteilt und dies sollte bis zum Ende der Serie (auch in Europa) so bleiben.

Beim nächsten Rennen in Dallas am 1.4.1973 konnte Paul Smart dann auch den Siegerscheck über 10.000$ entgegennehmen. In Road Atlanta am 3.6.73 war es Geoff Perry, der oben auf dem Podest stand, nach 10 Runden im zweiten Lauf hatte er die Führung übernommen und bis ins Ziel nicht mehr abgegeben. Dritter wurde übrigens ein milchgesichtiger Amerikaner, ein gewisser Kenny Roberts, auf einer 350ccm Yamaha, was sonst. Nun gab es schon zum zweiten Mal hintereinander einen Grund zum feiern.

Merv Wright, Suzuki Team Manager 1973 und vorher Mechaniker von Ron Grant, erzählt von dieser Siegesfeier: Üblicherweise landete der siegreiche Fahrer nach einem heftigen Zechgelage irgendwann im Hotelpool, natürlich in allen Klamotten, und sollte der Team-Manager nicht schnell genug weglaufen können, flog er hinterher. Geoff Perry mochte aber nur ungern in den Pool und füllte seine Teamkollegen und natürlich auch die Konkurrenten derartig mit Hochprozentigem ab, dass die in ihrem eingeölten Zustand nicht mehr an das übliche Ritual dachten. Er begab sich friedlich ins Bett und schlief, trocken, ein. Als er kurz darauf wieder erwachte, lag er noch in seinem Bett, war aber völlig nass. Yvon Du Hamel hatte sich doch noch an das Ritual erinnert und hatte mit einigen anderen zusammen Perrys Hotelbett mitsamt Inhalt in den Pool geworfen.

Es sollte die letzte Suzuki Siegesfeier in diesem Jahr für die Amerikaner werden. Perry errang in Loudon am 17.6.73 einen fünften Rang. Beim Training zum Rennen in Laguna Seca am 29.7.73 wird macher Fahrer an die Feier in Atlanta gedacht haben. Geoff Perry war eigentlich, wie viele andere auch, nur ein Halbprofi, der zwar alle Meisterschaftsrennen im Jahr für ein Importeursteam bestritt, aber noch einen Job nebenher hatte. Geoff Perry arbeitete bei Air New Zealand als Techniker. Auf dem Flug von seiner Heimatstadt Auckland nach San Francisco zum Rennen in Laguna Seca verschwand die Maschine am 23.Juli in der Nähe von Tahiti vom Radarschirm, es wurde kein Überlebender gefunden.

Im restlichen Jahr sollte das Suzuki Team auch keinen Podestplatz mehr belegen. Gary Nixon siegte in Loudon, Laguna Seca und beim 75 Meilen Rennen von Pocono auf seiner Kawasaki H2R. Smart wurde Vierter in Laguna Seca, in Pocono am 18.8.73 wurde Ron Grant Sechster.

Aber auch Kawa durfte sich nicht zu früh freuen, mit Fahrern wie Kenny Roberts und Kel Carruthers hatten die Yamahas immer noch gute Chancen. In Talladega am 2.9.73 lagen vier Yamahas auf den ersten vier Plätzen, Grant wurde Sechster. In Charlotte gewann wieder eine Kawasaki, Roberts wurde Zweiter, Grant Vierter. Zum Saisonabschluss in Lake Ontario am 30.09.73 erreichten noch einmal zwei XR11 das Ziel, Paul Smart als Fünfter, Ron Grant als Zehnter, die drei Erstplatzierten saßen auf Kawasakis, Roberts wurde Vierter. Die Saison 1973 war für die Amerikaner und Suzuki recht durchwachsen, aber es sollte noch nicht vorbei sein mit dem Pech. Im Dezember 1973 kam Cal(vin) Rayborn in Neuseeland ums Leben, als er auf einer privaten TR500 sein erstes und gleichzeitig sein letztes Rennen auf Suzuki bestritt. Der ehemalige Harley-Davidson Werksfahrer und Indy- sowie Laguna-Seca Gewinner hatte kurz zuvor einen Vertrag bei Suzuki USA für die Saison 1974 unterschrieben, den er nie antreten sollte.


Barry Sheene auf seiner Seeley Suzuki TR750 beim Gruppenstart, Imola 1973

Im gleichen Jahr 1973 war ja auch Suzuki GB, allerdings mit viel kleinerem Aufwand (und ungleich größerem Erfolg), in die europäische FIM Formel 750 Meisterschaft eingestiegen. Zwei Fahrer gehörten zum Team: Stan Woods und der junge Barry Sheene. Stan Woods war ein auf nationaler Ebene bestens bekannter und erfolgreicher Fahrer, er hatte im Vorjahr auf einer von Eddie Crooks eingesetzten T500 die Production TT auf der Isle of Man gewonnen.

Barry Sheene kam nach einem Jahr bei Yamaha, in dem er verletzungsbedingt nur wenige Rennen bestritt, wieder zurück zu Suzuki. Auf einer Seeley TR500 hatte er in einigen Rennen im Jahr 1971 eine gute Vorstellung geboten, in Mallory Park hatte er einen zweiten Platz hinter Ago’s MV 500 belegen können und mit seiner Fahrweise die Leute von den Sitzen gerissen. Auch seine 125ccm Vize-Weltmeisterschaft 1971 auf der ex Stuart Graham Suzuki RT67 (schon mit Leichtmetallrahmen!) gehört zu einer anderen Geschichte, die ich auch einmal erzählen werde, aber alle diese Fakten brachten ihn ins Importeurs Team. Sein Vater Frank (Franko) Sheene war als sein Mechaniker natürlich mit von der Partie.

Barry Sheenes 
Seeley TR750 (1973)

Stan Woods bekam eine fabrikneue 1973er XR11 und Barry sollte einen aus Amerika stammenden 1972er XR11 Motor in einem Seeley Chassis bewegen, eine hervorragende Kombination wie sich herausstellen sollte. Gleichzeitig waren zwei neue TR500II Motoren geliefert und in Seeley Fahrwerke eingebaut worden, so hatte jeder Fahrer auch noch eine Maschine für diverse andere Veranstaltungen. Bei Suzuki GB hatte man folgende Prioritäten festgelegt : 1. der Angriff in der FIM Formel 750, 2. die MCN (Motorcycle News) Superbike Serie und 3. die Shellsport Championships, die letzten beiden Serien zwar nationaler Natur aber oft mit guter internationaler Besetzung und in England von hohem Zuschauerinteresse.

Die andere europäische Mannschaft war wie schon im Vorjahr das Suzuki Europa Racing Team von S.A.I.A.D. aus Turin, die Fahrer waren Guido Mandracchi und Jack Findlay. Beide hatten neue XR11 aus Japan, sollten aber den Hauptschwerpunkt auf die Weltmeisterschaft in der 500er Klasse legen und wurden dazu mit den neuen wassergekühlten TR500III (Werkscode ebenfalls XR05) Maschinen beliefert. Dass sie dort gegen die etablierten MV Agustas noch nicht sehr viel ausrichten konnten, war dem Werk klar. Man wollte Erfahrungen sammeln und feststellen, wie hoch die Latte eigentlich hing, die es zu erreichen galt. Die Pläne für den Vierzylinder waren längst fertig ..., aber auch das ist eine andere Geschichte.

Hi-tech Boxen? Fehlanzeige!
Schrauberei an Stan Woods 
XR11, Kurbelwellenbruch,
Imola 1973

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