Classic-Motorrad.de berichtet über Motorrad-Museen!

Als erstes Museum haben wir uns das neben dem deutschen Zweirad-Museum in Neckarsulm wohl wichtigste deutsche Motorrad-Museum auf der Augustusburg bei Flöha/Sachsen ausgesucht, 
ein echtes „Mekka“ für den Freund der Motorrad-Geschichte.

Motorradmuseum Augustusburg

von
Karl-Heinz Bendix

Geschichte des Motorrad-Museums Augustusburg

Ing. Rudi Hiller, Kundendienstleiter des VEB Motorradwerk MZ war ein passionierter Sammler von Unterlagen über Motorräder und allem, was damit in Verbindung stand. So hatte er in den späten 50er Jahren die Idee, in Zschopau ein Museum zu etablieren, das die Geschichte des Zweitaktmotors und besonders des damit ausgestatteten Motorrades dokumentieren sollte.
Lange Zeit traf er auf taube Ohren bei den politisch Zuständigen, denn in den 50er Jahren war so etwas in der DDR natürlich nicht auf privater Basis zu verwirklichen. Hiller fand einen Mitstreiter im Zschopauer Vertriebsleiter Dr. Tietze und gemeinsam gelang es, die offiziellen Stellen vom Sinngehalt der Museumsidee zu überzeugen, zumal Hiller sein komplettes Archiv zur Übergabe in den Museumsbestand anbot.

Allerdings gab es in Zschopau kein Gebäude, das für das kommende Museum geeignet schien, und so ergaben es glückliche Umstände und die „Nachhilfe“ der nun unterstützenden politischen Kräfte, dass die Schlossverwaltung und die Museumsleitung der nahe gelegenen 400 Jahre alten Augustusburg zustimmten, das Zweitakt- und Motorradmuseum in seine Mauern aufzunehmen. Die dafür bereitzustellenden Räume mussten zwar für diesen Zweck hergerichtet werden, aber damit gelang es hervorragend, das passende „Ambiente“ für die Exponate zu schaffen.

Diese fehlten aber eigentlich noch, denn außer den noch vorhandenen wenigen Stücken der einstmals umfassenden Sammlung des ehemaligen DKW-Archivs und Museums und wenigen MZ-Serien-, Renn- und Gelände-Motorrädern war nur das Hiller-Archiv vorhanden, und das sollte ja wissenschaftliche Basis des Museums sein, nicht deren Exponat.
So gelang es Hiller und seinen nun zahlreicher werdenden Mitstreitern zum einen, ein Budget genehmigt zu bekommen für den Ankauf von meist unrestaurierten Motorrädern, und zum anderen verpflichtete sich bald darauf der VEB MZ, wesentliche Arbeiten bei der Restaurierung der angekauften Stücke durchzuführen. Auf dieser Basis konnte es nun losgehen, und es wurde ein Inserat in der DDR-Presse geschaltet, das die Besitzer alter Zweitaktmotorräder und zeitgenössischer Accessoires aufforderte, ihr Material dem im Aufbau befindlichen Museum zum Kauf anzubieten.

Die Resonanz auf das Inserat war unerwartet ausgiebig, so dass Hiller und seine Gruppe die Qual der Wahl hatte. Natürlich wurden sehr interessante Stücke erworben und in vorzeigefähigen Zustand zurückversetzt; wobei an dieser Stelle schon gesagt werden kann, dass die Zschopauer stets ausgezeichnete Restaurationsarbeit leisteten und nur historisch korrekte Exponate zeigten, auch wenn das eine oder andere Detail schon einmal die Diskussion der Experten herausforderte. Zusammenfassend kann man schon hier anmerken, dass es den Leuten vom Augustusburg-Museum von Anfang an gelungen ist, einen echten Standard für historische Motorräder und deren Ausstellung zu setzen.

So wurde das Museum am 29. September 1961, also wenige Tage nach dem Berliner Mauerbau und der Flucht Ernst Degners (am 16. September 1961 beim schwedischen GP), feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

1985, zur Feier des 100jährigen Geburtstages des Motorrades, wurde das Museum dann sogar noch erweitert, und nun entschloss man sich unter der Leitung von Ing. Woldemar Lange, Hillers Nachfolger als Museums-Chef, die zuvor schon am Rande „gewagte“ Ausstellung von Viertaktmotorrädern, z.B. aus DDR-Produktion oder aus der Erzgebirgs-Region, zu erweitern und das Museum offiziell vom Zweitakt-Motorrad-Museum zum Motorradmuseum umzuwidmen. Selbstverständlich blieb die Zweitakt- und natürlich speziell die Zschopauer Geschichte ein dominierender Block der Ausstellung.

Diese Erweiterung des Themas war auch mit einer beachtlichen Erweiterung der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten verbunden.
Nach der Wende wurde dann das stets schon im beachtlichen Zustand erhaltene alte Wettiner-Schloss Augustusburg, das nach seinem Bauherrn, dem sächsischen Kurfürst August I., benannt wurde, umfassend renoviert. Daher lässt sich heute mehr denn je betonen, dass eines der weltweit wichtigsten Motorradmuseen in einem adäquaten architektonischen Schmuckstück würdig untergebracht ist.

Teil 1
MZ RE 50 und RE 125
Rennmotorräder


Text: Karl-Heinz Bendix
Fotos: Karl-Heinz Bendix, Peter Frohnmeyer


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