Rumi Junior Gentleman
 
In den fünfziger Jahren erschienen hie und da im „Motorrad“ Berichte von italienischen Rennmotorrädern, straßenzugelassen und mit Hubräumen von bis zu 250ccm, welche den hiesigen Lesern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Leider gab es dafür aber keinen regulären Import und in dieser Form wären sie eh bei uns auch nicht zulassungsfähig gewesen, was „Klacks“ Leverkus nach einem Nürburgring Test mit den Worten von Wilhelm Busch treffend beschrieb: „Enthaltsamkeit ist das Vergnügen, an Dingen welche wir nicht kriegen.“ Es waren dies so genannte „Formelrennmaschinen“, deren Technik vom Motorsportreglement eingegrenzt war und die mit voller Straßenausrüstung auch zugelassen sein mussten. Das war solcherart nötig, da beim populären Langstreckenrennen Milano-Taranto nachts um 0 Uhr gestartet wurde.

Eine der erfolgreichsten Formelrennmaschinen dieser Zeit war die 125er Zweizylinder Rumi mit ihrem giftigen Zweitaktmotor, welche ab 1953 als „Bicarburatore“ und ab 1955 als „Junior“ gebaut wurde. Während erstere noch ein leicht antiquiertes Telefahrwerk besaß, glänzte die Junior mit einem RumiVollschwingenfahrwerk auf damals aktuellem Stand. Mit 85Kg Trockengewicht war sie sehr leicht und die 9PS mit Straßenauspuffanlage und bis zu gut 11PS mit der (im Sporteinsatz erlaubten) Rennauspuffanlage sicherten dieser Rumi zahllose Erfolge, vor allem bei Bergrennen. 1960 erschien die „Junior“ dann in nochmals verbesserter Version als „Junior Gentleman“, welche dann bis zum Ende der Produktion im Herbst 1962 im Programm blieb. Dabei entstand jede dieser Formelrennmaschinen in handwerklicher Einzelfertigung, von 1955 bis 1962 wurden so weniger als 600 Stück gebaut.

Dieser Traum der damaligen Jugendlichen, vom zugelassenen Rennmotorrad für die Hausstrecke, erfüllte sich nur für wenige Italiener und noch weniger Ausländer, bei uns in Deutschland musste es leider beim Traum bleiben.

2016 01 Klassik titelEine solche Rumi Junior Gentleman wird nun im „Klassik Motorrad“ Heft 1/2016, welches Anfang Dezember erscheint, in aller Breite vorgestellt. Dabei wird nicht nur die Geschichte aller Rumi Straßenrennmotorräder behandelt, es wird auch eingehend die Technik dieser Junior Gentleman besprochen und ihr Motor - in Einzelteile zerlegt - vorgestellt. Ein Fahrbericht mit der Straßenauspuffanlage und 9PS darf natürlich auch nicht fehlen und als historisches Schmankerl wird erstmals der Niedergang dieser Marke nach dem Jahr 1955 beleuchtet.

Dieser spannend zu lesende Bericht lässt den Leser nochmals erfühlen, was Klacks mit den Worten von Wilhelm Busch ausdrücken wollte. Aber auch dem Klacks war es damals nicht vergönnt, einmal solch eine Rumi durch den Schwarzwald oder über den Nürburgring zu treiben und wir können heute nur spekulieren, wie er seinen Gefühlen nach solch einem Test Ausdruck gegeben hätte.

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Text: Manfred Woll
Fotos: Manfred Woll, Klassik Motorrad
 

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