GP Eext 2015 - Ein tolles Wochenende in Holland
Von Thomas Claar, Eltville

Es lohnt sich, ü
2015 plakat eextber eine Veranstaltung zu berichten, die keinen kalt lassen kann, der auch nur ein bisschen 2- oder 4-taktiges Blut in den Adern hat. Insbesondere dann, wenn es sich um Veteranen-, Old- oder Youngtimerserum handelt. Sie findet (leider) nicht in Deutschland statt, sondern in unserem Nachbarland Holland in der Nähe von Assen. 12 km entfernt findet man das kleine beschauliche Örtchen Eext.

Hier organisiert der örtliche HMGP um seinen Vorsitzenden Johan de Vries und die Bevölkerung – ich meine das so! - im August 2015 zum 16. Mal ein Oldtimer-Demorennen, das sich in ganzer Hinsicht mit bekannten Ereignissen wie z. B. dem GP in Schotten messen kann. Es fasziniert zuzusehen, wie sich der Ort, in dem am Donnerstagabend außer ein paar weißen Pavillons und dem großen Ausstellungszelt so gar nichts an eine bevorstehende Motorradveranstaltung erinnert, durch die vielen Helfer und Freiwilligen verwandelt. Kaum 16-jährige bringen mit großen Radladern Hunderte Absperrgitter und Traktoren mit Anhängern die Strohballen. Einige Kassenhäuschen werden am Sonntag für das Kassieren des Eintritts verwendet, der sich mit 3 (!) Euro in genügsamen Grenzen hält.

2015 gp eext gitterMitten durch den ländlich geprägten Ort führt die Rennstrecke, zum Teil über rotes Kopfsteinpflaster, garniert mit Kanaldeckeln, immer entlang an eisernen Absperrgittern, die ihren Schrecken durch in blaues Plastik eingesperrte Strohballen ein wenig verlieren. Angeblich fährt hier keiner der Fahrer gerne – Koketterie?

2015 eext tc mvAußer den ´normalen´ Demoläufen des holländischen HMV (Historische Motorsport Vereinigung) mit den Klassen bis 50 ccm, bis 125 ccm, 250, 350, 500, sind auch Gespanne und zwei Sonderklassen am
Start. Die eine organisiert von Jan Kostwinder, besetzt mit ehemaligen erfolgreichen Fahrern, oder Fahrern, die interessante Rennmaschinen besitzen wie z. B. Günther Knuppertz, der eine originale MV Agusta und eine 500ccm Werks-Yamaha von Eddie Lawson mitgebracht hat. Die andere getreu dem diesjährigen Schwerpunkt „Suzuki“ nur mit Suzukis von 1969 bis 2004 und bekannten Namen wie Steve Parrish, John Reynolds, Wil Hartog, Boet van Dulmen, Marcel Ankoné u.a..

2015 gp eext timmerAm Samstagabend interviewt der bekannte holländische Streckensprecher Jaap Timmer (Mister TT) gewohnt kenntnisreich zunächst Steve Parrish, John Reynolds und Boet van Dulmen. Danach kommen auch noch Wil Hartog und Marcel Ankoné ans Mikrofon.

Das große Ausstellungszelt präsentiert eine breite Auswahl
ehemaliger Suzuki-Rennmaschinen, tolle Bilder aus vergangenen Zeiten, die auch dem verstorbenen Barry Sheene viel Aufmerksamkeit widmen. Am Sonntag raubt allerdings das über den ganzen Tag stattfindende Bodypainting den Rennmaschinen etwas von der Aufmerksamkeit; zwei gut gebaute Männer und vier hübsche barbusige Frauen verwandeln sich mehr und mehr in phantasievolle Kunstwerke.

Das Fahrerlager logiert mitten im kleinen Stadtpark unter großen Bäumen, durch die sich die Autos mit Hängern, Wohnmobile und Kleinlaster durchhangeln. Direkt daran grenzen die Anwohner in ihren Backsteinhäusern, jeder Rasen perfekt gemäht, nur ansatzweise Zäune; keine Tore – wie die Fenster ohne Vorhänge alles offen und einladend.

2015 gp eext michel am grillDie Verpflegung der Fahrer in den Promiklassen und ihrer Begleiter am Sams
tagabend heisst "do it yourself". Es sind einige Gasgrills aufgebaut und ein großer runder Holzkohlengrill. Mittels Gutscheinkarte kann sich jeder Steak, Bratwurst, Hamburger und Håhnchenkeule holen und thermisch auf den Grills behandeln. Es kann dann halt sein, dass neben dir Steve Parrish oder Michel du Maine den aktuellen Garzustand seiner Grillauflage beobachtet!

2015 gp eext kontrollraumDie perfekte Organisation der ganzen Veranstaltung gipfelt im Technikzentrum, das wir durch freundliche Vermittlung besichtigen dürfen. In einer unscheinbaren Halle werden circa 25 Bildschirme von 8 bis 10 Menschen im Stockdunkeln beobachtet. Jeder Punkt der Strecke ist durch 16 ferngesteuerte Kameras zu sehen. Top!
So hat man von Seiten der Organisation bestmöglich für die Sicherheit der Fahrer und der in diesem Jahr 6000 Zuschauer gesorgt

Was mich besonders fasziniert, ist die Freundlichkeit und das Interesse der Holländer an dem
bunten, lauten Treiben, an den Motorrädern und Fahrern, ihre Bereitschaft, ihren Ort ein Wochenende lang an die Motorsportverrückten zu verleihen und die Party selbst mitzufeiern. Vier ältere Damen haben ein Sofa in den Vorgarten gewuchtet und sitzen bei Kaffee und Kuchen da. Schön auch die Bereitschaft, unsere fehlenden holländische Sprachkenntnisse durch Deutsch oder Englisch oder mit Händen und Füßen zu ersetzen.

Die Verabschiedung der Bedienung im Steakhouse ist ein gutes Beispiel: „Hatten Sie ein gutes Wochenende?“ und „Bis zum nächsten Jahr?!“

Dankuwel, liebes Oranje, für diese Lektion, und goedendag bis nächstes Jahr!!

Text: Thomas Claar,
Fotos: Lucas von Kuhlmann, Thomas Claar, Sieglinde Zerwer, Peter Frohnmeyer

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