Moto-GL-Kaleidoskop
Beobachtungen und Notizen aus dem Fahrerlager und von der Strecke

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Noch einmal: Quo vadis UEM-Cup?

Vom Zahlen und Zählen

Eine individuelle Begebenheit: Die untenstehende Abbildung zeigt Gerhard Markmann mit seinem nur im Fahrerlager getragenen Markenzeichen, also dem „Bergler-Hütli“.

Dort legt er die Alm-Öhi-Kappe nur dann ab, wenn dieses die Umstände nahelegen (z.B. beim Duschen oder Schlafen) oder verbindliche Festlegungen eine andere Kopfbedeckung verlangen (z.B. einen Sturzhelm, der natürlich auch für ihn als Seitenwagen-Passagier von Gerhard Fischer zwingend vorgeschrieben ist). Der Hut mag Ausdruck einer etwas kauzigen Wesensart sein, der durch den ausgeprägten kurpfälzischen Dialekt verstärkt wird – manchmal haben auch Kundige der Mundart etwas Mühe, alles zu verstehen, zumal die Darlegungen mitunter etwas in die Breite gehen, weil es ohne Ausschmückungen in Form von Lebenserfahrungen und humorigen Anekdoten einfach nicht zu gehen scheint. Das kann freilich den Blick nicht verstellen für seine hohe technische und handwerkliche sowie auch die fahrerische Kompetenz – und auch für die beträchtliche Beharrlichkeit, mit der er Dingen nachgeht, die ihm in seiner je eigenen Gewichtung etwas bedeuten.

 

Zu der letzteren Kategorie gehört sein Abschneiden in der UEM-Wertung des zurückliegenden Jahres. Diese war recht erfolgreich, denn das Gespann Fischer/Markmann hatte an allen vier Läufen teilgenommen (also Adria, 2 mal Nove Mesto und Franciacorte) und bei den ersten drei jeweils gewonnen. Beim vierten war die Sachlage unklar; es sah nämlich so aus, als wäre dem lokalen Veranstalter ein Irrtum insofern unterlaufen, als er die Trainings- und nicht die Lauf-Zeiten zur Ergebnisermittlung herangezogen hätte. Macht aber nichts, denn mit 75 Punkten für die drei Laufsiege hatte das Duo mehr Punkte gesammelt als jeder der Konkurrenten. Also müsste sich dieses Resultat in den offiziellen Wertungstabellen der UEM wiederfinden lassen – freilich Fehlanzeige. Denn: Im Internet sucht man die betreffenden Listen vergeblich; dort finden sich bislang nur die Ergebnis-Übersichten von 2009; 2010 fehlt dort noch vollständig, die Gründe dafür waren bislang nicht eruierbar.
Bei einer Nachfrage beim DSMB wurde Markmann jedoch im Grundsatz auf die einschlägigen Bestimmungen hingewiesen, deren zentraler Punkt dahingehend lautet, dass die B- oder HI-Lizenzen zwar zum Start bei europa-offenen internationalen Veranstaltungen berechtigen, dass es aber für die Teilnahme an FIM- oder UEM-Prädikats-Veranstaltungen der gesonderten und zusätzlich kostenpflichtigen FIM- bzw. UEM-Lizenz bedürfe. Gemeint ist konkret: Nur wenn diese zusätzliche Lizenz erworben wird, werden die eingefahrenen Punkte vom DMSB auch anerkannt. Das betrifft den feinen Unterschied zwischen zahlen und zählen: Gezählt wird nur, wenn vorher bezahlt wurde. Für die Teilnahme am Wettbewerb als solchen (nicht: dem Start bei einer bestimmten Veranstaltung) muss man sich eingeschrieben und dafür bezahlt haben.
Für Fischer/Markmann ist das bitter. Die Enttäuschung hätte sich bei eingehender Vorab-Lektüre der DMSB-Lizenzbestimmungen natürlich vermeiden lassen – aber: Den Interessierten am UEM-Cup (auch mir selbst, s. u.) wurde zu Beginn der Saison von ansonsten „gut unterrichteten Kreisen“ signalisiert, dass im Unterschied zu den vorangegangenen Jahren in 2010 erstmalig *nicht* eine gesonderte UEM-Lizenz notwendig sei, sondern dass es genüge, vor Ort dem Veranstalter zu sagen, dass man um den UEM-Cup konkurriere; und in der Tat haben diese Funktionäre nur gefragt: „UEM“? und bei Bestätigung nach Entrichtung des dafür erforderlichen Startgeldes ein Kreuzchen in der entsprechenden Rubrik gemacht. Eine aktuelle Rückfrage bei Familie Balasz in Nove Mesto ergab denn auch, dass in den von ihr angefertigten Listen Fischer/Markmann in der Klasse E (=Seitenwagen) als Sieger geführt werden und sie deshalb für die Feier Anfang Februar eingeladen würden. Demnach sieht es momentan so aus, als würden die Beiden von maßgeblichen Organisatoren der Serie als Sieger geführt werden, nicht aber in ihrem Heimatland.


.........................................Fischer/Markmann, Punktbeste im UEM-Cup von 2010

Noch etwas Individuelles: Auf dem Anfang 2010 vom DMSB an die Lizenznehmer aus dem Vorjahr verschickten Formular „DMSB-FIM/UEM-Meisterschafts-Lizenzantrag 2010“ fehlte einfach (ebenso wie nunmehr im Formular für 2011) die Kategorie „Vintage/Regularity“, und es konnte von mir seinerzeit auch durch Rückfragen beim DMSB nicht geklärt werden, was unter diesen Umständen angekreuzt werden müsste. Der betreffende e-mail- und Fax-Verkehr ist noch gut dokumentiert. Am Ende verzichtete ich deshalb reichlich frustriert wegen dieser Desorganisation und im Glauben daran, dass die Sache tatsächlich nicht mehr über den DMSB geregelt werden müsse, weiter auf eine Verfolgung dieser Angelegenheit – hatte also zum ersten Mal seit mehreren Jahren keine UEM-Lizenz.

 

Was wäre zu tun? Die geschilderten Begebenheiten sprechen unter anderem generell für eine – gelinde gesagt - suboptimale Organisation und dafür, dass die Serie in Gefahr ist, an Siechtum einzugehen. Schon der Ausstieg von Horice und Hockenheim als Träger des UEM-Prädikats vor wenigen Jahren war ein ernster Hinweis darauf. Maßgeblich für diese beiden Veranstalter waren die hohen Gebühren, die die UEM für die Vergabe des UEM-Prädikats verlangt.

 

Damit ist *der* entscheidende Punkt angesprochen: Um die Serie wieder attraktiv und zukunftsfähig zu machen, müssen notwendiger Weise die Kosten gesenkt werden, und zwar gleichermaßen für die Veranstalter wie die Fahrer.

 

  • Für einen Veranstalter rechnet es sich derzeit nicht, mehrere tausend Euro nur für das UEM-Prädikat zu berappen in der Hoffnung, mit diesem Prädikat zusätzliche Fahrer anzuziehen und über deren Startgeld die erhöhten Ausgaben wieder herein zu bekommen.

  • Die Fahrer sind derzeit nicht bereit, mehrere hundert Euro zusätzlich hinzublättern, um an einem Wettbewerb teilzunehmen, der sich UEM-Cup nennt (also Europa betrifft), aber momentan nur in zwei Ländern ausgetragen wird (Italien und Slowakei). Der Aufwand stünde in keinem angemessenen Verhältnis zum Status.

  • Bei einer Senkung beider Kosten-Arten wäre die Aussicht begründet, dass der Kalender durch weitere Veranstaltungen wieder angereichert und damit die Serie als Ganzes attraktiver wird und mehr Fahrer um den Titel konkurrieren. Bleiben derartige Schritte und Verbesserungen im Organisatorischen aus, kann ihr Untergang mit Bestimmtheit vorhergesagt werden.

 

Eine delikate Frage zwischendurch: Stehen die Ergebnisse aus 2010 möglicherweise deshalb nicht im Netz, weil etwa zu wenige Fahrer überhaupt die UEM-Lizenz erworben hatten? Keineswegs abwegig: Denn schon vor Jahren hatte ich im Hinblick darauf beim DMSB höflich angefragt, wie viele UEM-Lizenzen pro Jahr im Durchschnitt ausgegeben worden waren, aber trotz wiederholter Erinnerungen keine Auskunft erhalten. (Anscheinend wurde es als unziemlich empfunden, dass ein einfaches Mitglied eine Anfrage stellt…)

 

Zum Schluss zurück zu Gerhard Markmann: Er hat in diesen Tagen nun auch seine B-Lizenz beim DMSB beantragt, bekam aber erst mal von den vielleicht wegen seiner Anfrage etwas genervten DMSB-Leuten die Auskunft „So geht das nicht, wir brauchen für Sie als Staatsbürger der USA die Freigabe Ihrer heimatlichen Föderation. Bitte besorgen Sie diese.“ Die Heimat war für ihn aber stets nur Deutschland, wo er abgesehen von einigen Wochen kurz nach der Geburt, ständig gelebt und bei den vorangegangenen Anträgen denn auch immer eine aktuelle Wohnbestätigung beigelegt hatte. Die Föderation in den USA weiß von ihm gar nichts und er auch von ihr nichts. Man darf gespannt sein, wie dieser „Fall“ gelöst wird. Wie dem auch sei: 30 Jahre hatten die Lizenzwächter keinen Anstoß daran genommen – ein Schalk, wer Böses dabei denkt…


Text Manfred Amelang

Fotos: Amelang, Witschel