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Bad Peterstal. Der Pandemie geschuldet war das Schwarzwälder Moped- und Rollermuseum in den letzten beiden Jahren in den Öffnungszeiten etwas eingeschränkt, was sich leider auch bei den Besucherzahlen auswirkte. Schade für die Sonderausstellung zu Kleinstherstellern von 50ccm-Modellen, die stets im Schatten der Marktführer Kreidler, Hercules oder Zündapp standen. Deshalb haben sich zu Recht die umtriebigen Museumsbetreiber entschieden in die Verlängerung zu gehen und die Raritäten von Union Star, Achilles oder Phänomen vorerst auf dem Podest zu belassen. Mit Freude wird nicht nur die Moped-Szene zudem vernehmen, dass das große Pfingstfest mit Oldtimertreffen vom 5. bis 6. Juni 2022 fest eingeplant ist. |
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Kommt das Thema auf Mopeds aus der Wirtschaftswunderzeit, denken die meisten an die Quickly von NSU, und so wie viele jedes Papiertaschentuch immer Tempo nennen, stand diese Typenbezeichnung für die ganze Fahrzeuggattung. Während der folgenden Blütezeit der 50erle bis in die 1970er Jahre hinein, waren sicherlich die Firmen Kreidler, Hercules und Zündapp mit ihren Modellen die Aushängeschilder. Doch gab es darüber hinaus eine Vielzahl anderer Hersteller, die im Markt ebenfalls mehr oder weniger große Stückzahlen ihrer Produkte verkaufen konnten. Oft waren es Firmen, die schon länger auch Motorräder produziert hatten und als sogenannte „Konfektionäre“ Motoren und andere Komponenten zukauften und in der Schnapsglas-Klasse diesen Weg fortsetzten. Heute sind sie alle längst Geschichte, aber nicht (ganz) vergessen. Das Schwarzwälder Roller- und Mopedmuseum in Bad Peterstal erinnert in der neuen Sonderausstellung an diese Kleinsthersteller. Auch Corona konnte das rührige Museumsteam nicht ausbremsen und so öffneten sich Anfang August wieder die Pforten des ehemaligen Sägewerkes. Selbst Kenner der Moped-Szene werden bei dem einen oder anderen Exponat, das da aufs Podest gehievt wurde, einräumen, von der Marke oder dem Typ je etwas gehört zu haben. Das gilt nicht nur für eine Union Star aus dem Baujahr 1958, hergestellt von der Firma Moser aus Gutach-Turm, also fast in Nähe des Museumstandortes. Eine Windt eines Fahrradherstellers aus Lippe war bereits mit einer Jurisch-Geradewegfederung komfortabel ausgestattet und das Luxusmoped Lido aus dem Hause Achilles in der Nähe von Wilhelmshaven griff Designelemente, die an US-Straßenkreuzer erinnerten, auf. Es hatte im Armaturenbrett sogar eine Uhr, lange bevor BMW dies im Cockpit der R 90 S anbot. Bei den Motoren waren meist Ilo oder natürlich Sachs die Lieferanten, aber Dürkopp aus Bielefeld setzte bei der Dianette lieber auf einen eigenen Antrieb. Ein Stück vom Kuchen wollte anscheinend auch das Versandhaus Neckermann abhaben und ließ das Necko eigens bei Geier in Lengerich herstellen. Diese Idee griff auch die Supermarktkette Massa fast zwei Jahrzehnte später wieder auf. Eine bei Testi im italienischen Bologna gefertigte Moped-Enduro zeichnete sich neben dem Military-Look auch durch zwei unterschiedliche Kettenräder am Hinterrad aus. Besonderheiten sind natürlich auch eine Bauer in der seltenen Sport-Ausführung und erst recht eine Jaguar, hinter der sich eigentlich ein Bielefelder-Produkt von Goebel verbirgt. Das Podest mitten im Museum bietet noch mehr Raritäten auf. Nicht vergessen: Auch die Dauerausstellung lädt immer zu einem Rundgang ein. |
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Info: http://www.museum-verein.de/ Text & Bilder: Jochen Bangert |