Vorchdorf. Ob im Radio, dem Fernsehen, im Beruf oder am Stammtisch – überall ist fast nur noch die E-Mobilität das beherrschende Thema. Da erinnert die oberösterreichische Marktgemeinde mit ihren etwas mehr als 7500 Einwohnern einen etwas an das berühmte gallische Dorf von Asterix. Warum? Mit dem Motorradmuseum von Franz Amering hat sich dort vor einigen Jahren ein Besucherziel etabliert, das nicht nur für Zweiradfans sondern auch für Familienausflüge und Busreisen eine starke Anziehungskraft entwickelt hat. Wer eine Vorliebe für die Marke mit weiß-blauem Emblem auf dem Tank hat, wird sich hier besonders wohl fühlen. Von der allerersten BMW R 32 spannt sich ein Bogen über alle je gefertigten Modelle bis hin zur GS der Neuzeit. Doch keine Sorge, unter den über 300 Exponaten befinden sich auch genügend Ausstellungsstücke anderer Hersteller. Und dass der Boxermotor nicht nur in Bayern verbaut wurde, belegen Ausstellungsstücke von Zündapp und Douglas. Nicht zu kurz kommen natürlich auch österreichische Marken wie Puch und KTM, die jeder kennt. Doch die wenigstens werden Raritäten von DSH oder LAG je gesehen haben. Überaus interessant natürlich auch verschiedene Polizei- und Armeefahrzeuge und erst recht die Rennsportabteilung, die sich auch den Gespannen widmet. Das Museum befindet sich in einem Vierkanthof und zeichnet sich auch durch die stilvolle Präsentation einer früheren Werkstatt mit den entsprechenden Maschinen aus. Die Empfehlung, für den Besuch mindestens zwei Stunden zu veranschlagen, erscheint recht optimistisch, da die wohl bei weitem gar nicht ausreichen und sich vieles erst beim zweiten Blick offenbart.
Doch auch rund um das Museum ist immer wieder was los. Den absoluten Höhepunkt stellt dabei das Motorradtreffen „Meet & Greet“ im Mai dar. In 2023 gab es dabei besonders viel zu feiern, wie 100 Jahre BMW, Horex und Puch Doppelkolben, aber auch das 70- bzw. 50jährige Jubiläum bei KTM und CanAm. Klar dass da auf dem Podium dazu passend und über den ganzen Tag verteilt sachkundig und mit vielen Anekdoten gewürzt besondere Raritäten vorgestellt wurden. Mit dabei Ausstellungs- und Infostände, unter anderem der KTM-Motohall aus Mattighofen und, wer wollte, konnte sogar eine Probefahrt mit aktuellen Maschinen von BMW absolvieren. Da der Zustrom auch am Nachmittag nicht nachließ, gab es ständig Neues zu entdecken und auch stets genügend Gesprächsstoff. Wer Hunger oder Durst verspürte, auch dem wurde bestens geholfen.
Akkus sucht man auch im Fahrradmuseum von Walter Martetschläger vergebens. Der hat in seiner Sammlung weit über 200 alte Drahtesel zusammengetragen und wieder bestens hergerichtet. Viele von ihnen werden auch im Rahmen von gemeinsamen Ausfahrten unter Freunden regelmäßig bewegt, und der Betreiber und seine Gattin treten selbst bei langen Touren in die Pedale ihrer „Waffenräder“. Dabei haben sie schon viele Inseln wie Kreta erkundet oder sind einfach mal 1600 Kilometer nach und durch Frankreich geradelt. Und das alles ohne E-Unterstützung. Doch auch für den Antrieb mit Verbrenner ist Walter zu haben. Das belegt eine kleine aber feine Sammlung von Motorrädern, Mopeds und Rollern oder Autos aus dem Hause DKW wie einen 1000 SP. Auch hier wieder die liebevolle Präsentation mit passendem Kleinkram wie alten Radios, Werbeschildern aus Email oder Kinderwagen. Zeit muss man für eine individuell vereinbarte Besichtigung auch hier mitbringen, denn so ein Insider hat viel zu erzählen.
Unweit der Schloss-Brauerei Eggenberg harrt dann noch das Traktormuseum Sadleder der Entdeckung. Ob da Feinstaub ein Thema ist? Wohl eher nicht. Und neben den Landmaschinen soll es auch dort Motorräder geben. Also noch ein Grund für eine Reise nach Vorchdorf.
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