50 Jahre PATON-Motorräder
ein Bericht von Dietmar Edel aus dem Jahre 2008

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2008 Paton 50Im belgischen Chimay in der Wallonie feierte die italienische Motorradmanufaktur PATON am 19. + 20. Juli 2008 das 50jährige Firmenjubiläum. Der Idealist Giuseppe Pattoni, der zu Lebzeiten immer nur Rennmotorräder baute und u.a. als Mechaniker bei Mondial in der Rennabteilung arbeitete, machte sich Ende der 50er Jahre selbstständig und konnte durch schrittweises Verbessern von Mondial-Rennmotorrädern erste Erfolge erreichen.

Als erstes Modell der Firma Paton kann die 1958 entstandene Mondial-Paton gelten, die einen 125ccm Doppelnockenmotor als Antriebsquelle hatte. Durch seine Zusammenarbeit mit Lino Tonti, den er noch bei Mondial kennengelernt hatte und der auch für die Entstehung des Firmennamens „PATON“ PA(ttoni)-TON(ti) mitverantwortlich ist, wurden neue Ideen geboren.

Lino Tonti ging dann zu Bianchi und Giuseppe Pattoni setzte die Ideen in dem Bau eines Zweizylindermotors in die Tat um, der anfangs als 250ccm Version zum Einsatz kam, dann als 350ccm Version und später als 500er von sich Reden machte. Ab 1968 wurde dieser Motor mit einem 4-Ventil-Kopf versehen und erreichte dann mit 490ccm ca. 60 Cavalli bei 10.000 U/min. Dieser Entwurf von damals gilt heute als Grundlage für den von Roberto Pattoni, dem Sohn von Giuseppe Pattoni, verbessert nachgebauten Motor für eine käufliche Klassikrennmaschine: der PATON BIC 500 8V, doch davon später.

Mit dem Paton-Modell BM 3, der 500er Zweizylinder 4T in einem BIMOTA-Fahrwerk mit 3 Scheibenbremsen von FONTANA, trat Virginio Ferrari ins Rampenlicht und die 4 Takt-Entwicklung erreichte damals damit bei Paton ihren Höhepunkt. Der neue Vierzylinder, jetzt in 2 T-Version und in 90 Grad in Reihenanordnung, benutzte später Zylindereinheiten von der CAGIVA WMX 125 Crossmaschine, die aber stark modifiziert waren. Eric Saul erreichte 1984 mit dem Modell C 2 dann auch den Endpunkt der 90 Grad Motorenversion.

Ab 1985 begann bei Paton die Ära eines neuen V 4-Motors mit 115 Grad Zylinderwinkel (Paton V 115), jetzt im Alu-Rahmen und 130 Cavalli bei 12.000 U/min. Hier wurden ebenfalls abgeänderte CAGIVA Crosszylinder verwendet. Höhepunkt der 2 T-Entwicklung war die V 70, ein V 4-Motor mit 70 Grad Zylinderwinkel im Alu-Deltaboxrahmen und 180 Cavalli bei 12.000 U/min im Jahre 1999.
2008 Paton 12Das Modell PG 500 RC zeigte im Jahre 2007 unter Steve Linsdell bei der Senior TT auf der IOM den letzten Entwicklungsstand der Paton 2T-Rennmotorräder, jetzt mit Auslasssteuerung. Paton war einer der letzten Hersteller, die zwar „Werksrennmaschinen“ für den GP-Sport herstellten, aber meist nur dank einer „Wild-Card“ für internationale GPs startberechtigt waren. Der Vorsprung der Werksteams von Yamaha, Honda und Suzuki in der technischen Entwicklung und der hohe Kostenfaktor für die Teilnahme am internationalen Renncirkus brachten schließlich das „Aus“ im Paton-Privatteam.

2008 Paton 15Giuseppe Pattoni arbeitete aber bis zuletzt an der Weiterentwicklung seiner Rennmotorräder. Nach seinem Tod übernahm Sohn Roberto Pattoni die Firma Paton und im Jahre 2003 entstand die erste „Replika“ einer Paton 4T-Rennmaschine, die PATON BIC 500 8V. Eigentlich ist es ja nur eine weiter verbesserte Rennmaschine aus den 60ern, gefertigt mit neuen, besseren Materialien und mit modernen Werkzeugmaschinen, denn die Firma Paton hat nie aufgehört zu existieren und ist immer noch in Familienbesitz.

2008 Paton 38Replika hin oder her, denn dank einer stetigen Weiterentwicklung befinden sich die Paton-Rennmotorräder bei internationalen Klassik-Veranstaltungen wieder unter den Siegern. Dabei haben Fahrer wie Lea Gourley in Roger Winfields Rennteam aus England oder Bart Crauwels aus Belgien so etwas wie den Status eines „Werksfahrers“ und testen das Material unter realen Rennbedingungen. Auch ehemalige Motorradweltmeister wie Phil Read setzen auf eine Paton-Rennmaschine und unterstreichen den Willen der kleinen Marke aus Italien wieder nach den Sternen zu greifen. Der Kampf David gegen Goliath, wie ihn einst Giuseppe Pattoni immer gekämpft hat, geht also weiter.

Falls Sie nun Interesse bekommen haben, in der Klassik-Rennszene mitzumachen und ca. 60.000 € übrig haben, als Gegenwert bekommen Sie eine PATON BIC 500 8V bei Roberto Pattoni.


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Info:

http://www.paton.it/


Text + Fotos: Dietmar Edel