Liebe CM-Fangemeinde,
wir können Geburtstag feiern: die Honda CB750 Four wird heuer 40 Jahre alt. Gemeint ist „DER“ Meilenstein in der Motorradgeschichte!
Zu diesem Anlass lehnen wir uns zurück und beamen uns, geistig versteht sich, in die damalig Motorradboomzeit zurück. Allen, die diese Epoche miterleben durften, braucht man nichts zu erzählen, jüngere dürfen ihrer Phantasie freien Lauf lassen.
Die 1968er Jahre waren gerade mit ihrer zukunftsprägenden Jugend- und Studentenrevolution, der freien Liebe und des freien Sex durch, in Deutschland herrschte eine fast Vollbeschäftigung und Wohlstand noch und nöcher.
Genau in dieser Zeit begann die Motorradindustrie einen Knaller nach dem anderen auf den Markt zu bringen. Denken wir nur an besagte Honda CB750 Four, aber auch an die Kawasaki 500 H1 „Mach III“, Kawasaki 750 H2 „Mach VI“, die legendäre Kawasaki Z900 „Z1“, BMW R75/5, Ducati 750, Moto Guzzi California, MV Agusta 750S, Yamaha XS650 und bei Suzuki die Dreizylinder-Zweitakt-Modelle von 380 bis 750 ccm, um hier nur die Wichtigsten zu nennen. Leute war damals was los!
Natürlich gab es auch kritische Motorradfahrer, die mit all dem neumodernen Kram nichts anfangen konnten oder partout auch nicht wollten. Ihre Meinung war: alles viel zu kompliziert, die hochtourige Technik funktioniert nie und nimmer, wer soll das unterwegs reparieren, und Ersatzteile bekommt man sowieso keine.
Anderen, meist die jungen Halbstarken, konnte es jedoch nicht schnell genug gehen und ein paar PS mehr in den Zylindern wären auch nicht schlecht. Es waren die „Speed und Power“ Kerle!
Die Bibel war damals „Das MOTORRAD“. Ernst „Klacks“ Leverkus, er schrieb immer: „ein Sturz ist eine Schande“, hatte sich gerade zu „PS“ abgemacht, sein Nachfolger wurde Franz Josef Schermer, kurz „FJS“. Es gab aber auch noch Lucke Braun, Ilse Reuter, Peter Limmert und Hansi Mai .... nur der Vollständigkeit halber.
So und jetzt wird es spannend. Stellen wir uns doch mal vor, Cheftester FJS hätte sich damals über die Zukunft Gedanken gemacht, hat er mit Sicherheit auch, und er hätte einige Wünsche an die Motorradindustrie gestellt. Zum Beispiel:
* Für die Fahrsicherheit filigrane, spurstabile und verwindungssteife Fahrwerke aus Aluminium!
* Für den Komfort feinfühlig ansprechende Upside-Down Gabel!
* Für den Komfort eine Hinterradfederung mit nur einem Federbein und für ein feines Ansprechen mit ausgeklügeltem Umlenksystem!
* Für die optimale Abstimmung sollten grundsätzlich die Federelemente vielfach einstellbar sein,
vielleicht auch elektronisch während der Fahrt und von den Stummellenkern aus!
* Für die Fahrsicherheit Reifen mit ordentlichem Grip und hoher Lebensdauer. Am besten so breit wie bei einem Sportwagen, selbstverständlich als Gürtel- oder noch besser gleich als Radialreifen und natürlich schlaulos!
* Für die Fahrsicherheit wünschte sich FJS als Stopper vorne und hinten hydraulisch betätigte Scheibenbremsen, so groß wie in der F1. Die Handhabung müsste aber so einfach erfolgen, dass man von einer „Zweifinger-Bremse“ sprechen kann, und ein Sport-ABS dürfte natürlich auch nicht fehlen!
An die Motorentechniker hätte er auch gleich ein paar Wünsche. Zum Beispiel:
* Für die Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit eine kontaktlose Zündanlagen,
möglichst digital-kennfeld gesteuert!
* Für die Umwelt und den Geldbeutel verbrauchsiffiezente computergesteuerte Einspritzanlagen!
* Für die sozialverträglichkeit einen G-Kat für saubere Abgase!
* Für die Mitmenschen Schalldämpfer, wegen ihm auch als „4-in-1“, die nicht mehr als 80 dB(A) raus lassen!
Und weil die Gedanken schon beim Gestank und Lärm sind, kommt FJS gleich die Vision in den Kopf, dass für Ballungszentren und in Städten die Industrie umweltverträgliche Elektro-Roller und Motorräder mit kräftigen E-Antrieb anbieten sollte. Für die Infrastruktur der Stromversorgung hat er auch gleich eine Idee, die Stromsteckdosen könnte praktisch mit den Parkuhren verknüpft werden. Parken 1 Mark und „volltanken“ 20 Pfennig!
Aber auch der Spaß sollte bei ihm nicht zu kurz kommen, deshalb forderte er:
* 750er mit mindestens 150 PS und 270 Sachen schnell!
* 1000er mit 200 PS und 300 Sachen schnell, aber zur Sicherheit für die Biker und alle anderen Verkehrsteilnehmer auf 299 km/h elektronisch abgeriegelt!
An was er leider noch nicht dachte und sich bestimmt auch nicht unbedingt wünschte,
war ein GPS für Motorradfahrer sowie den Schnellhalter fürs Handy an der Lenkstange.
An das haben damals allerdings auch andere noch nicht gedacht, es fehlte ihnen schlicht und ergreifend die Phantasie für so etwas.
Pip, das Handy klingelt, wir sind wieder in der Gegenwart,
es ist der 26. März 2009 gegen 19:00 Uhr und Peter ist dran:
“Winni, guck mal ganz schnell ins Internet, MZ baut wieder Motorräder!“
Jau, auch ans Internet dachte damals, vor 40 Jahren, noch kein Mensch und fürs Motorrad schon ganz und gar nicht.
Thomas Petsch, Hersteller der „Münch-Mammut-2000“, hätte sich dagegen seine Mammut ohne Internetverbindung kaum vorstellen können.
Und was bedeutet das nun alles? Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten! Und das ist gut so!
Winni-immer-noch-der-Stromer
PS: Ach ja, bei der Fahrerbekleidung hat sich in der vergangenen Zeit auch mächtig vieles getan,
doch das ist ein anderes Thema...