Beiträge von bugatti57

    75 Jahre MOTO LAVERDA - Leidenschaft, Wettbewerb und Eleganz
    Piero und Giovanni Laverda führen durch das „MUSEO MOTO LAVERDA BREGANZE“


    Eine Ehre der besonderen Art durften vier Motorsport begeisterte Enthusiasten aus Österreich beim Besuch des Laverdamuseums in Breganze erleben. Piero und Sohn Giovanni Laverda führten sie persönlich durch die „heiligen Hallen“ des „Museo Moto Laverda“.


    Breganze. Fast im Stadtzentrum der mittelalterlichen Stadt befindet sich in einem ehemaligen Industriegebäude das „Museo Moto Laverda“. Der Unternehmer Werner Ricciolini konnte die „Cor Dees-Laverda-Sammlung“ aus Holland erwerben und eröffnete mit seinem Team 2022 das stilgerechte Museum am Heimatort der orangen Kraftpakete.


    Giovanni Laverda und ein „guter Geist des Hauses“ – ein ehemaliger Mitarbeiter der Fabrik – empfingen uns freundlich vor den Toren. Piero wollte später auf ein kurzes Kennenlernen vorbei-kommen. Es dauerte nicht lange und „Signor Ing. Piero Antonio Laverda“ betrat die Hallen. Seine Begeisterung war so überwältigend, dass er die ausführliche Führung persönlich übernahm, sie mit unzähligen Anekdoten ergänzte und auch die Zeit zum gemeinsamen Mittagessen uns widmete.


    Die Ausstellung ist in zwei Hallen aufgeteilt: In Halle 1 sind die Modelle aus den Nachkriegsjahren wunderbar präsentiert, in Halle 2 die Schmuckstücke der 1970 – 1990er Jahre. Eindrucksvoll und voller Begeisterung erklären Giovanni und Piero jedes einzelne Modell. Man erkennt in Pieros Worten und Stimme den Rennfahrer – bei den Rennmotorrädern weiß er noch jedes Detail der Forschung und Entwicklung. Voller Überschwung erzählt er zahlreiche Geschichten über die Maschine, die Fahrer, die einzelnen Rennen, die Ergebnisse, die Erfolge aber auch die Ausfälle und Niederlagen.


    Meist wurden die technischen Errungenschaften bei den Rennen als „zeitsparende“ Tests für die Serienproduktion betrachtet: „Sollten 135 PS aus 1000 ccm 24 Stunden auf der Rennstrecke durchhalten, dann muss das resultierende Serienmotorrad mit 80 PS langlebig und robust sein“!


    Auf einem Zeichentisch ist ein händisch gezeichneter Plan eines Motors mit drei Zylinder aufgepinnt. Ingenieur Piero konnte mangels Beschriftung nicht sofort den genauen Motortyp erkennen. In akribischer Betrachtung und Abwägung der im Kopf gespeicherten Daten analysiert Piero den Entwurf, bis er sich sicher war: RGS 1000!


    Zur Höchstleistung steigerte Piero seine Emotionen und technischen Erklärungen bei den einzelnen Prototyp-Motoren des V6. Was für ein Herzblut, was für ein Erlebnis diesen großartigen Techniker und Menschen in SEINEM Element live zu erleben.


    Unser Sidecar-Rennfahrer Erich W. – er baute sich selbst ein Laverda-Replica-Gespann lt. Vorlagen und Bildern, fährt damit auch Rennen – erhielt die Erlaubnis in dem ausgestellten Rennmodell eine Sitzprobe einzunehmen. Sein Gesicht erstrahlte, seine Freude und der Stolz waren nicht zu verbergen.


    Nach dem Austausch von Geschenken, gemeinsamen Fotoshooting und Einkauf im Shop widmeten wir uns den menschlichen Genüssen in einem typisch italienischen Restaurant…. Vater und Sohn erzählten … und erzählten … und erzählten … von den unvergesslich großen Zeiten der schnellen Laverdas!

    Ausstellung „70 Jahre Weltmeister Rupert Hollaus“ 7. - 15. September 2024
    Zum Gedenken des österreichischen Motorradweltmeisters


    Traisen/NÖ. Rupert Hollaus wurde im Jahr 1954 Motorradweltmeister in der 125ccm-Klasse auf NSU Rennfox und ist bis heute der einzige österreichische Motorradweltmeister. Die Heimat-gemeinde Traisen ehrte Rupert Hollaus vom 7. bis 15. September 2024 mit einer einmaligen Ausstellung. Originalexponate wie Pokale, Urkunden, Medaillen, Auszeichnungen, Fotos, Helme, Lederoverals, Handschuhe, Stiefel und Schrifttafeln dokumentieren die Erfolge von Rupert Hollaus in den Jahren 1953 und 1954. In einem Kinosaal konnte man die damaligen Rennen gespannt miterleben.

    Bei der feierlichen Eröffnung konnte Ausstellungsorganisator Herbert Thumpser neben Bürgermeisterin Monika Feichtinger heimische Motorradlegenden und Staatsmeister sowie an Weltmeisterschaften teilnehmende österreichische Renn- und Beifahrer begrüßen: Vom Helden der 1970er Jahren Karl Auer, über die Bergeuropameister Werner Falkner und Franz Weidovsky bis hin zum Speedway-Crack Peppi Haider, MX-Staatsmeister Karl Schmidinger, Organisator der IGFC-Hollaus Rennen, Staatsmeister und einer von vier weltweit, die auf Solo- und Seitenwagen WM-Rennen bestritt - Wolfgang Stropek und seinem damaligen „Schmiermaxe“ Peter Demling, WM-Starter auf zwei und drei Rädern Sepp Doppler, die Staatsmeister Josef Haider, Hans-Günther Bauer, ua. bis zum Norton-Spezialist Johannes Grünauer oder dem Team vom MSC Gunskirchen.


    Am Ehrengrab von Rupert Hollaus wurde ein Kranz niedergelegt und an seinen tödlichen Unfall in Monza am 11. September 1954 erinnert. Er feierte am 4. September noch seinen 22 Geburtstag.

    Beim „Legendencafé“ lebten unzählige Geschichten der damaligen Rennfahrer-Haudegen auf. In einer Zeit, in der in vielen Ortschaften und Städte in Österreich noch Straßen- und Bergrennen veranstaltet wurden. Gefahren wurde auf öffentlichen Straßen, zwischen Häusern, Wiesen und Wäldern. Die Sicherheitsmaßnahmen beschränkten sich meist auf Strohballen und Streckenposten. Die Fahrer waren durch „Cromwell“-Helme und dünnen Lederoverals geschützt. Zig-tausende Zuschauer säumten hautnah die Rennstrecken und die Fahrerlager konnten von jedem Fan besichtigt werden. In Österreich startete Hollaus u.a. in Krems, Korneuburg, Gmünd, Stockerau, Linz, Feldkirch, Eisenstadt, Mattighofen, Wr. Neustadt, Hallein, Baden, Gmunden und in Salzburg-Liefering.


    Sonderausstellung italienische Rennmotorräder
    24 einzigartige Motorräder aus der Zeit „70 Jahre Motorradgeschichte“ - von 1950 bis heute faszinierten die Besucher.
    Die Moto Guzzi Albatros aus den 1950ern, mit der Hollaus legendäre Straßenrennen bestritt,

    bevor er 1953 einen Fahrervertrag für die WM-Werksrennmaschine bei NSU erhielt. Die Moto Morini 250 GP Bialbero, auf der Giacomo Agostini 1964 seine Karriere bei der Motorrad-Weltmeisterschaft begann. An die nur Insidern bekannte Maschinen wie Linto 500GP (1969), Demm 175 (1957), Ceccato Corsa 75 factory, Rumi Junior 125 (1955), Parilla 175 MSDS (1957)

    reihten sich die berühmen Bikes von 1960 bis zur Jetztzeit: Ducati 900 SS (1978), Laverda 1000 Spaceframe (1975), Bimota 350 Adriatica YB3 factory (1979) von Randy Mamola, Ducati 250 Desmo Racer (1970), Aprilia AF1-250GP (1987) von Loris Reggiani, Aermacci-Harley Davidson 260RR (1974) v. Walter Villa, Bianchi GP350 (1961), Cagiva 500GP (1980), Morbidelli 125 (1976), Ducati MotoGP 999 Fila von Rubén Xaus, Ducati 1299 Superleggera, MV Agusta 500/3 mit der Giacomo Agostini bei Rupert Hollaus Rennen startete, Aprilia RSV4, Ducati MotoGP (2014) von Andrea Dovizioso, Laverda RGS TT1 (1982), Ducati 1098 RS, Benelli 900 Sei (1974)und Benelli Tornado 900 Tre (2003).

    Sonderpostamt und Fahrsimulator

    Alfred Gugerell und sein Team vom „BSV St. Veit/Gölsen“ präsentierten in einem Sonderpostamt vor Ort Sonderstempel mit Autogrammen berühmter Rennfahrer und verkauften Sonderbriefmarken und Kuverts mit einem Tagessonderstempel „70 Jahre WM Rupert Hollaus“.

    Auf einem Fahrsimulator konnten die Besucher selbst das Gefühl eines Motorradrennfahrers im Speed auf einer Rennstrecke erleben.


    Siegerehrung 16. Internationaler IGFC-Cup 2024 - Deutschland am Siegerpodest stark vertreten

    Die Starter der internationalen IGFC-Motorradrennen 2024 in Grobnik/Rijeka (10. Intern. Adria Race) und Red Bull Ring (21. Intern. Rupert Hollaus Rennen/Racing Days)) wurden neben der Speedwertung auch in vier Wertungen in der Gleichmäßigkeit gemessen.

    Im Zuge der Ausstellung „70 Jahre Weltmeister Rupert Hollaus“ in Traisen wurden den Siegern des „16. Internationalen IGFC-Cups 2024“ Pokal, Lorbeerkranz und Erinnerungsbild von Bürgermeisterin Monika Feichtinger überreicht. Ehrengeschenke gab es vom Sponsor Silkolene.


    1. Platz Böddecker Thomas (D), Start in der Klasse Youngtimer über 850 ccm, auf Yamaha 850 TRX (Bj. 1996) und Yamaha R1 (Bj. 1991)

    2. Platz Riedel Jürgen (D), Start in der Klasse über 750 ccm, auf Honda Nico Bakker 1000 (Bj. 1979)

    3. Platz Schröder Karl-Heinz (D), Start in der Klasse bis 500 ccm, auf Suzuki 500 RG (Bj. 1993)

    4. Platz Wakolbinger Martin (A), Start in der Klasse bis 400 ccm, auf Kawasaki ZX 400 R (Bj. 1993)

    5. Platz Gollackner Alexander (A), Start in der Klasse Superbike, auf Yamaha R1 (Bj. 2005)

    6. Platz Braunbart Heribert-Kilian (A), Starter in der Klasse Superbike, auf Ducati TT F1 750 (Bj. 1984)


    Motorrad-Benefizfahrt und Versteigerung zugunsten Kinderkrebshilfe

    Die vom dreifachen Staatsmeister und Europameister 1994 Christian Zwedorn initiierte Benefizfahrt musste wegen dem Hochwasser am Sonntag abgesagt werden. Bei der Auktion zugunsten der Kinderkrebshilfe wurden Motorsportutensilien berühmter Rennfahrer, u.a. Marc Marquéz und Valentino Rossi, versteigert. Highlight war ein von allen Startern des Rupert Hollaus-Rennens 2019 signierter Helm.


    Die Ausstellung „70 Jahre Weltmeister Rupert Hollaus“ der Marktgemeinde Traisen bereichert wieder ein Stück mehr die Erinnerungskultur an den bis dato einzigen österreichischen Motorradweltmeister.

    Die zahlreich interessierten Besucher aus dem In- und Ausland spiegeln die große Begeisterung für den historischen Motorradsport in unserem Land. Ganz nach dem Motto „man muss die Geschichte kennen, um die Zukunft gestalten zu können“!



    Text und Fotos Alfred Pech, Sept. 2024

    19. Internationales Rupert Hollaus Rennen, Red Bull Ring
    Tausende Fans kamen und feierten mit Giacomo Agostini seinen 80er

    Am 27. und 28. August 2022 lieferten rund 450 Motorrad Enthusiasten aus 9 Nationen beim „19. Internationalen Rupert Hollaus Gedächtnisrennen“ wieder sensationelle Rennaction am Red Bull Ring und ließen auf wunderbaren Vintage-Eisen alte Zeiten hochleben. In den „schnellen Klassen“ Superbike und Supersport waren die modernen und leistungs-starken Motorräder am Start. Bei den Rennen der „Internationalen Sidecar-Trophy“ und „historischen Seitenwagen“ waren die „Akrobaten auf 3 Rädern“ zu bewundern.

    Gewertet wurden 15 Klassen – von Superbike, Supersport, Youngtimer, Vintage bis zu den Seitenwagen in den Gruppen "Speed" und "Gleichmäßigkeit". Loorberkranz und designte Trophäen erwarteten die Gewinner. Die zahlreichen weiblichen Rennfahrer wurden vom charmanten Giacomo Agostini mit Damenpreise geehrt. Sponsor „Fuchs-Silkolene“ wog das Gewicht des Silberlaufes in Motoröl auf – immerhin 76 kg zeigte die Waage an!


    Stargast Giacomo Agostini

    „Ago“ genießt seit Jahren bei den Fans am Red Bull Ring hohe Beliebtheit – sein Porträt ziert als Wertschätzung die „Red Bull-Hall of fame“ – an der Seite der Rennfahridole wie Niki Lauda, James Stewart oder Ayrton Senna. Sein diesjähriger 80. Geburtstag motivierte heuer besonders viele seiner Fans aus dem In- und Ausland das Rupert Hollaus Rennen zu besuchen; ein Foto, das neue Buch, Fanartikel, ein Selfie und vor allem ein Autogramm zu erhalten. Agostini zeigte sich äußerst geduldig, bestens gelaunt und zugänglich.

    Bei den täglichen „Paraden der Legenden“ war er auf seiner legendären MV-Agusta 500Tre unterwegs.


    Ausstellung und Parade der Legenden
    - Fotografen und Fans stürmten Ausstellungsbox und Pitlane
    Die Box 30 wurde als „Ausstellungsraum“ für besonders geschichtsträchtige Rennmotorräder umfunktioniert und war den Besuchern öffentlich zugänglich. Rennfertig standen aneinander gereiht berühmte und seltene Nortons, Ducatis, eine Paton BL3, Honda RC 163R, Matchless G50 Seeley, Moto Guzzi 500, MV Agustas, Triton T-140 u.a. Raritäten. Guiseppe Ioannoni und sein Ingolstädter Racing-Team mit Freunden präsentieren alles was edel, berühmt und selten ist! Sehr beeindruckend – sowohl optisch wie akustisch war die „Moto Guzzi Otto Cylindri“ mit 500 ccm V8-Motor (gebaut und im Renneinsatz 1955-1957) aus der über 70 Stück umfassende „Moto Guzzi-Rennmaschinen-Sammlung Guiseppe Todero“, die auch bei der Parade „lautstarke“ Runden drehte.


    Mit am Start der Paraden waren Legenden wie Aalt Toersen auf seiner Van Veen-50ccm-Kreidler, Bruno Kneubühler auf der Honda RC 163 R und Wolfram Trabitzsch auf der Original Werksmaschine MZ 250 RE, Wolfgang Stropek auf Matchless G50 Seeley, u.a.

    Bei den Vorkriegsmodellen begeisterten das Horex SS40-Gespann (Bj. 1935), eine Rex-Acme Impy „A“ (Bj. 1926) sowie die Raleigh Super Sports Modell No 6 (Bj. 1924).


    Highlight Sidecars

    Der Motorsport auf 3 Rädern erfreut sich seit einigen Jahren wieder besonderer Beliebtheit, noch nie war das Startfeld beim Rupert Hollaus Rennen so dicht – über 40 historischen Gespanne standen am Start.

    Die Internationale Sidecar-Trophy und den Veranstalter IG Formel Classic verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft - Obmann Wolfgang Stropek startete selbst von 1977 bis 1990 bei der Seitenwagen-WM! Gewertet werden die Klassen bis 600 und bis 1000ccm bei den Rennen „Silberlauf“ und „Goldlauf“.


    Highlight Klasse Supersport und Superbike
    Die Ducatis lieben den Red Bull Ring – die drei schnellsten Rundenzeiten wurden dieses Wochenende auf Ducatis gefahren. Ex-Superbike-Pilot Chris Zaiser (Österreich) fuhr an diesem Wochenende auf seiner Ducati V4 Panigale mit 1:34:034 (ohne der MotoGP-Schikane) zum Sieg.


    Zusammenfassung

    Das 19. Rupert Hollaus Rennen 2022 fand bei idealen Wetterbedingunen statt, lediglich am Sonntagnachmittag mussten einige Rennen als „Wet-Race“ durchgeführt werden.

    Außer kleineren Ausrutschern und Blessuren kam es zu keinen schlimmen Rennunfällen.

    Legenden und ihre Motorräder lassen die Augen leuchten und die Herzen höherschlagen.

    Besucher nützen das Angebot „Rennsport hautnah erleben“ und besichtigen mit der Eintrittskarte das Fahrerlager, Ausstellungen, führen mit den Rennfahrern Benzingespräche, Fotografieren, sammeln Autogramme und Selfies.

    Im August 2023 findet das 20. Internationale Rupert Hollaus Rennen am Red Bull Ring statt.


    Zitat 1 – Giacomo Agostini:

    „Der Red Bull Ring ist eine sehr schöne, sehr schnelle und herausfordernde Rennstrecke“

    Zitat 2- Wolfgang Stropek (Veranstalter):
    Bemerkenswert ist das steigende Interesse an der Klasse historische Seitenwagen – vor Jahren überlegten wir mangels ausreichender Teilnehmer diese zu streichen“

    Zitat 3 - Wolfgang Stropek – Veranstalter und österr. Motorradlegende:

    „Beim Rupert Hollaus Rennen können die Besucher immer das Fahrerlager besichtigen, mit den Fahrern sprechen, die Technik bewundern und den Rennsport hautnah erleben“

    Zitat 4 - Wolfgang Stropek Organisator und einer von 4 Rennfahrern weltweit, die sowohl auf Solomotorrädern wie auch mit Seitenwagen WM-Punkte erzielte:
    „Der Verein IG-Formel Classic veranstaltet seit 2004 das RUPERT HOLLAUS RENNEN mit dem Ziel die Historie des österreichischen und internationalen Motorradrennsports zu pflegen, diese mit den aktuellsten Entwicklungen dieses traditionellen Sports zu verknüpfen und den Fans möglichst nahe zugänglich zu machen“.


    Ausführliches Bildmaterial aller Einzelklassen sind auf Facebook IGFC und auf der Webseite http://www.igfc.at zu sehen

    Infos: http://www.igfc.at

    Fotos: alle Rechte Alfred Pech

    Privataudienz bei "Ago"

    Bergamo. Die Legende „Ago“ wurde am 16.6.1942 in Brescia geboren und feiert 2022 seinen 80. Geburtstag. Er erzielte 15 Weltmeistertitel, 123 gewonnene Grands Prix, davon zehn bei der Tourist Trophy, 18 nationale Titel, 311 Rennsiege. Abgesehen davon, dass er den Motorradsport in den 60er und 70er Jahren geprägt hat, war und ist Ago der erfolgreichste Fahrer in den Geschichten von MV Agusta und gilt wohl als bester Motorradrennfahrer aller Zeiten.


    Der Anlass für den Besuch – ein fehlendes Autogramm

    Ago war bereits beim IGFC-Rupert Hollaus Gedächtnisrennen 2006 erstmals Stargast, es war das 3. Gedenkrennen für den österr. Weltmeister Rupert Hollaus, 2022 findet es zum 19. Mal statt. Ich durfte Ago damals als sehr symphatischen und sehr ruhig wirkenden Menschen kennen lernen, er genoss die österreichische Küche und scherzte charmant mit unseren Vereinsmädels.

    2021 raste er mit dem Ferrari 488 Spider von Wolfgang Terschl um den Red Bull Ring und Wolfgang vergaß – wie bereits beim 360er Spider all die Jahre zuvor– Ago zu ersuchen, sich am Auto zu verewigen. Ago hatte im letzten Jahr einen „Trophäensaal“ auf seinem Grundstück in Bergamo von einem regionalen Architekten bauen lassen – und Ago hatte einen runden Geburtstag – ideale Gründe für einen Besuch in Bergamo! Wir vereinbarten mit Ago einen Termin – zwischen „Goodwood Festival and Speed 2022 “ (GB) und „Imatranajo 2022“ in Imatra (FIN) fand sich eine Lücke im Kalender.


    Die Anreise

    Bei schönstem Sommerwetter reisten wir abseits der Autobahnen über Phyrn, Felbertauern, Staller Sattel, Bozen, Mendelpass und Passo Tonale nach Bergamo. Bereits am Weg zum Felbertauern überholten wir zwei Schweizer Herren mit ihrem edlen Mercedes SL 300 Roadster, am Mendelpass zeigte uns ein Audi A6-V8-Fahrer, dass dieser Berg sein Jagdrevier ist. Die PS-Unterlegenheit seines Autos machte er mit fahrerischem Können, Mut und Streckenkenntnis wett. In so mancher Kurve hebte der Audi eine „Hinterhand“, ein Rennradfahrer fühlte sich bedrängt und drohte mit der Faust. Auf kurzen Geraden machte sich der Audi breit und ließ den Ferrari keinesfalls überholen. Das 20 Kilometer Bergrennen hat so richtig Spaß gemacht. Am Passo Tonale parkten wir neben einem Engländer und seinem Alfa Romeo 6C 1928. Er war mit dem Sportwagen in Originalzustand über 4000km alleine auf Reisen. Stolz ließ er uns unter die Motorhaube schauen und erklärte seine Restaurierungsarbeiten. Mangels Kofferraum hat der ältere Herr zwei kleine Rucksäcke im Fußraum platziert, am Heck waren zwei gespeichte Räder angebracht und als es zu regnen begann, startete er seine Weiterfahrt mit offenem Verdeck. Ein wahrer englischer Haudegen und Roadsterfahrer.

    Die Fahrt führte uns weiter über Lovere am Iseosee (hier verbrachte Ago seine Jugend, auf den Bergstraßen lernte er das Motorradfahren). Die Altstadt von Bergamo empfing uns mit engsten Straßen, kaum breiter als der Ferrari. Holprig grob, immens steil, aber sehr altstadtgerecht. Die Anfahrt zum Hotel war eine Tortur.


    Die Audienz

    Ago holte uns mit einem Minivan vom Hotel persönlich ab und chauffierte uns zu seinem Haus. Ein stilvolles Gebäude in einer riesigen Parkanlage, mit traumhaftem Blick auf Bergamo. Nach dem Austausch von Geschenken führte uns Ago zu seiner Motorradgarage mit seinen für die Straße angemeldeten Motorrädern. Einige MV Agusta‘s, ein englisches Bike aus den 1920ern und zwei Yamaha's, umrahmt von unzähligen Rennfotos.

    Dann ging es in eine weitere Garage. Unter einer Plane blitzte der alte Jaguar XJS vor, an der Wand steht eine in US-Farben lackierte Maschine – ein Geschenk eines amerikanischen Fans, welcher sie selbst gebaut hat. Die Wände sind mit Filmplakaten der 4-Agofilme (1970er) dekoriert.

    Der nächste Weg führt uns nun zum "Sala dei trofei" – dem Trophäenraum (Zitat Ago: "nur für Tote gibt es ein Museum"). Der Raum ist in einen Hang gebaut, fast unsichtbar. Beim Eintreten des gut beleuchteten Saales erkennt der Besucher sofort „hier handelt sich um die Lebensgeschichte von Ago“. Die berühmte „MV 350Tre“ steht am Rande der Eins-Startnummer, die TZ700 hängt in einer Steilwandkurve, ähnlich Daytona 1974, ein Bianchi-Moped, eine altes Morini-Rennmotorrad und eine Yamaha TZ350 stechen ins Auge.

    Gleich neben dem Eingang findet sich in einer Vitrine der erste Pokal mit einem schwarz-weiß Foto – Ago als Bub bei seinem ersten Rennen - und der letzte aus dem Jahr 1977 vom Hockenheimring (WM-Lauf F 750).

    In Glasschränken sind die legendären handschriftlichen Telemetrie-Aufzeichnungen, Chromwell- und Integralhelme, Handschuhe (Ago ließ sie mit Nieten versehen, um besser geschützt zu sein), Rennoverale (der erste hatte nur 1,8 kg) und Stiefel ausgestellt. Die beeindruckenden Fotos zeigen Ago mit Persönlichkeiten aus dem Rennsport wie z.B. Enzo Ferrari, Niki Lauda, Clay Regazzoni, Mike Hailwood oder Filmstarts wie Alain Delon.

    Einer seiner Lieblingsfotos zeigt die Zuschauermenge in Monza, alle mit Anzug und Krawatte gekleidet. Zitat Ago dazu: „die Besucher zeigten Respekt und Anerkennung für Teams und Fahrer, was für wunderbare Zeiten“.

    Im „200 Meilen von Daytona-Eck“ zeigt ein Foto hinter der riesigen Trophäe, wie der dehydrierte Agostini vom Motorrad gehoben wird, um anschließend ärztlich versorgt zu werden. Erst dann konnte er zur Siegerehrung schreiten.

    Auch den 10 Siegen der Tourist Trophy ist ein besonderer Platz gewidmet.

    Über 300 Pokale und Medaillen, unzählige Urkunden und Dokumente spiegeln die Renngeschichte des bestens Motorradrennfahrers aller Zeiten. Was für ein Erlebnis, dies sehen und bewundern zu dürfen.

    Viel zu schnell verging die Zeit in diesen heiligen Räumen des Motorradrennsport, wir könnten noch stundenlang den Erzählungen des Meisters zu hören.

    Nach einer kleinen Erfrischung verabschiedeten wir uns von Maria und Giacomo chauffierte uns durch Bergamo zu einem typisch italienischen Restaurant. Die „Mama“ begrüßte Ago und uns sehr herzlich und empfahl uns ihre Speisen. Wir genossen einen schönen Abend bei italienischen Spezialitäten und Wein. Während des Essens trat ein älterer Herr an den Tisch und bat Ago um ein Autogramm – Giacomo ist noch immer ein sehr angesehener und respektierter Grande. Traumhaft.


    Die Weiterreise

    Nach Bergamo ging es nach Maranello, der Ferraristadt. Der Mythos Ferrari ist überall zu spüren und zu sehen. Beeindruckend das „Museo Ferrari“.

    Unweit - in Sant Agata – besuchten wir das Lamborghini-Museum und in Bologna das neue Ducati-Museum. Leider hatten wir keine Zeit für eine Werksbesichtigung. Ein guter Grund, nochmals zu kommen.

    Die Heimfahrt führte uns über San Daniele nach Arnoldstein, wo wir die befreundeten Autorennfahrer „Hubert jun. und Hubert sen. Galli“ besuchten, die Rennfahrzeuge bestaunten und eine Nacht lang „Benzin“ redeten.

    Die Tour des letzten Tages führte uns über den Ossiachersee, nach Murau und Adelwang/Bad Hall.


    Das fehlende Autogramm fehlt noch immer

    Die anregenden Gespräche, die unerschöpflichen Erzählungen und Erklärungen über die Erlebnisse der Rennfahrerlegende Gicaomo Agostini haben uns vergessen lassen, ein Autogramm am Ferrari anbringen zu lassen – ein guter Grund ihn bald wieder zu treffen.

    Wir freuen uns auf ein Wiedersehen am 27./28. August beim 19. Internat. Rupert Hollaus Gedächtnisrennen am Red Bull Ring. Ago und seine "MV-Agusta 500 Tre" sind die Stargäste!

    (mit einer gültigen Fahrerkarte kann auch das Fahrerlager besichtigt werden. Am Ago-Fanshop kann u.a. das neue Buch "Der König mit 15 Kronen" erworben werden - http://www.igfc.at).


    Fazit der Reise

    Ein Ferrari 488 Spider ist auch für eine Urlaubsfahrt bestens geeignet.

    Giacomo Agostini ist noch immer ein „untriebiger“ Mensch, wohlbesonnen, freundlich und hat noch immer „Benzin statt Blut“ in den Adern. Ago ist keinesfalls alt, er ist 80 Jahre jung!

    Norditalien ist das italienische Mekka der Motorsportliebhaber und jederzeit eine Reise wert.


    weitere Fotos: https://www.meinbezirk.at/salz…taudienz-bei-ago_a5468407