I have a dream...
Ich freue mich, ein Fan des Nürburgrings zu sein, unter unzähligen anderen, manche erst seit kurzem, andere seit Jahrzehnten.
Vor über 80 Jahren hatten mutige Leute, in deren symbolischem Schatten wir heute stehen, die Idee, den Nürburgring zu bauen. Von Anfang an stand die Ausgewogenheit der Interessen im Raum, einerseits die Unterstützung für die Region, andererseits der Motorsport. Lange Jahrzehnte profitierten beide Seiten von der weltweit einmaligen Rennstrecke.
Nach über 80 Jahren soll sich das nun ändern. Der Nürburgring soll verkauft werden wie eine nutzlose Industriebrache, nachdem die Landesregierung alle Mittel - vor allem finanzielle - genutzt hat, um die Anlage in Grund und Boden zu fahren.
Es ist offensichtlich, dass die Landesregierung ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, nicht dem Motorsport gegenüber, und vor allem nicht der Region gegenüber. Die Insolvenz der Nürburgring GmbH ist vor allem anderen auch eine Bankrotterklärung der Landesregierung, die nicht willens und fähig war, eine seit Jahrzehnten gut funktionierende Anlage mit Augenmaß in die Zukunft zu führen.
Jetzt ist nicht die Zeit, um auf eine sinnvolle Korrektur der Landesregierung zu hoffen, die sich allen Sachargumenten und Vorschlägen verschließt und sich hinter Insolvenzverwaltern und Bürokratie verschanzt. Es ist nicht die Zeit, um darauf zu hoffen, dass Insolvenzverwalter das Gegenteil von dem tun, wozu sie angeheuert wurden. Erst recht ist es nicht die Zeit, von einem Kommunikations-Söldner der Nürburgring-Gesellschaften zu erwarten, dass er zum Wohle des Nürburgrings arbeitet.
Vor allem ist es nicht die Zeit, sich mit dem meistbietenden Verkauf dieser unvergleichlichen Rennstrecke an irgendjemanden abzufinden, der zufälligerweise das nötige Kleingeld dafür in der Tasche hat, und der vielleicht durch die übermäßig positiven Darstellungen der beteiligten Marktschreier irregeleitet wird.
2013 ist nicht das Ende des Nürburgrings, sondern ein neuer Anfang. Wer darauf hofft, dass sich alle mit dem Verkauf des Rings abfinden, wird sich noch wundern. Es wird weder Ruhe noch Rast geben, bis dem Nürburgring die Zukunft zugebilligt wird, die ihm aufgrund seiner einzigartigen Stellung im Motorsport und der Region zusteht. Auch wenn es jetzt ein paar ruhige Wochen gab, ist der Widerstand nach wie vor da und wird immer stärker.
Und all denen, die voller Zorn den unaufhaltbaren Gang des Verkaufsprozesses beobachten, möchte ich sagen:
Lasst uns alle Bitterkeit auf Seite schieben und gemeinsam unser Ziel verfolgen. Es gibt keine "guten" und keine "schlechten" Kämpfer für den Ring. Jeder setzt sich mit seinen Mitteln und seinem Können ein.
Nicht umsonst habe ich hier Anleihen bei einer Rede gemacht, die gerade ein bemerkenswertes Jubiläum feiert. Auch wenn die Schwierigkeiten unüberwindbar scheinen, so habe auch ich einen Traum. Und dieser Traum fußt auf den Motiven, die die Gründerväter des Nürburgrings vor über 80 Jahren antrieben.
Ich habe einen Traum, dass der Nürburgring eine Zukunftsperspektive erhält, die er verdient hat.
Ich habe einen Traum, dass die permanente Ignoranz und Vertuschungshaltung der Politiker dem Ring keinen dauerhaften Schaden zufügen kann.
Ich habe einen Traum, dass das Gleichgewicht zwischen den Interessen des Breitensports und denen der Region weiterhin gehalten werden kann.
Ich habe einen Traum, dass der Ring in verantwortungsvolle Hände gelangt, die nicht auf Profit aus sind, sondern dieser einzigartigen Kultstätte mit Respekt und Fingerspitzengefühl entgegentreten.
Ich habe auch einen Traum, dass Region, Motorsport und sonstige Fans erkennen, dass es nicht darum geht, einzelne Interessen zu verfolgen, sondern darum, den Nürburgring in seiner jetzigen Form zu erhalten.
Das ist unsere Hoffnung, nachdem uns die Landesregierung schmählich im Stich gelassen hat. Welche Unverfrorenheit gehört dazu, 500 Millionen Euro in Beton zu versenken, um dann hinterher das Ganze zu verkaufen, weil es dem Steuerzahler nicht mehr zumutbar ist, dass noch mehr Geld in den Ring fließt! Für wie dumm muss man Wähler halten, wenn man glaubt, dass die Region so einfach vergessen wird, welche Rollen diverse Minister in dieser Sache gespielt haben?
Ich habe diesen Traum, und ich lasse nicht zu, dass er von geldgierigen Verwertern zerstört wird, denn es ist ein guter und ehrenhafter Traum. Und wenn ich auch nur einer unter unzähligen Fans des Nürburgrings bin, so teilen doch viele diesen Traum. Viele, die jetzt bis aufs Äußerste besorgt sind über die Kaltschnäuzigkeit, mit der der Willen der Bewohner der Region wie auch des Motorsports mit Füßen getreten wird.
Es kommt jetzt die Bundestagswahl. Natürlich sind die Bundespolitiker nicht verantwortlich für das, was in Mainz passiert und passiert ist. Aber wurde eine Andrea Nahles aus Andernach in den Bundestag gewählt, um die "Maria" für die Kampfhähne der SPD zu spielen? Sie wurde als Vertreterin Ihres Bezirks gewählt, und für den hat sie sich nicht wirklich eingesetzt. Zitierte eine Eveline Lemke nicht gerne Jürgen Trittin, der nichts gegen Motorsport hätte, bevor sie gewählt wurde? Und was ist daraus geworden? Gleiches gilt für andere Politiker.
Die Wahl ist immer noch ein - wenn auch bescheidenes - Mittel der Demokratie. Nutzen wir es.
Die Würfel sind derzeit in den Händen einiger Weniger. Als Einzelpersonen können wir kaum direkt Einfluß nehmen. Trotzdem ist unser gemeinsames Auftreten und unser ununterbrochener Protest gegen den Verkauf ein wichtiges Zeichen, das auf Dauer nicht ignoriert werden kann.
Was immer auch ein Insolvenzverwalter oder Sachwalter sagt, es dient nur seinen Zwecken. Es gibt immer auch Alternativen.
Was immer ein sogenannter Kommunikationsprofi von sich gibt, ist nicht gesprochenes Gesetz, sondern im besten Fall ist "dictum law" ein obiter dictum, eine Randbemerkung, über die die Geschichte des Nürburgrings mit einer lässigen Handbewegung hinweggehen wird.
All die jetzigen "Player" sind zeitliche Randerscheinungen, die vor der Historie des Rings verblassen. Es bleibt ihnen der traurige Ruhm, eines der wertvollsten und ruhmreichsten Güter des Landes Rheinland-Pfalz und zusätzlich noch 500 Millionen Euro verzockt zu haben.
Das ist mein Traum, und ich hoffe und werde dafür kämpfen, dass er Wirklichkeit wird.