Vor 50 Jahren: Das Rennsportjahr 1973

  • Die 70er Jahre waren eine Blütezeit des Motorrad-Rennsports: spannende WM Läufe vor großer Zuschauer-Kulisse bei moderaten Eintrittspreisen!


    Ich erinnere mich an fast 200.000 Zuseher in Assen. Ausserdem gab es bestens besetzte Straßenrennen in Holland, Italien, Österreich, Tschechien etc.

    Mit geringem Budget, viel Herz und Mut konnte ein Privatfahrer in der Weltspitze mithalten !


    Eines hatten alle gemeinsam: Sie brannten für diesen Sport, trotz Entbehrungen, bescheidenem Aufwand - und noch den Beruf daneben !

    Und dass sie immer im Schatten des Autosport standen, störte keinen !

    Niederlagen gehörten dazu so wie Dramen und Tränen. Doch über dem blauen Himmel des Rennjahres 1973 zogen einige dunkle Wolken !

    Für mich persönlich war die Saison 73 prägend, emotionell und unvergessen !


    Ich fuhr selbst nie Rennen, war nur als Schreiberling für Tageszeitungen und Magazine unterwegs ( neben dem Studium ), aber lernte so auch viele Rennfahrer näher kennen. Günter Wiesinger war längst Profi-Journalist: Dieter Stappert holte ihn zu „Motorsport aktuell".

    Ich war mal da, mal dort ! Die Schattenseiten des gefährlichen Rennsport lernt man auch so näher kennen !


    Aber beginnen möchte ich die Rennsaison 1973 mit etwas Erfreulichem: der Grand Slam des Jarno Saarinen !

    Grand Slam, ein Begriff der eigentlich aus dem Tennissport kommt ( die großen Major Turniere in einem Kalenderjahr zu gewinnen ) lässt sich auch auf andere Sportarten umlegen. So gelang es z. B. im Radsport nur zwei Fahrern im gleichen Jahr Giro, Tour de France und WM -Titel zu gewinnen: Eddy Merckx und Steven Roche. Im Autosport wäre es vielleicht Indy 500, Le Mans und Formel 1 Lauf !?

    Jedenfalls gelang Jarno ein ähnliches Kunststück, bevor die halbe Saison lief: Er gewann Daytona 200, Imola 200 und WM Läufe !

    Das schaffte nachher nie mehr ein Fahrer - trotz großen Talenten wie etwa Johnny Cecotto.


    Jarno Saarinen war ein außergewöhnlicher Fahrer, als Mensch eine großartige Erscheinung ! Nie euphorisch, immer bescheiden nach Siegen und wenn man heute die Fotos betrachtet: Man sieht in seinem Gesicht nach den Rennen die Erleichterung und Erschöpfung, die Demut, dass alles gut ging !


    Ich will nicht sagen, dass ich ihn näher kannte, aber wir sind uns immer wieder begegnet. Begonnen hat es, als wir Nachbarn waren beim GP Opatija 1972 am Campingplatz ! 😄

    Doch davon ein andermal. Jedenfalls prägte Jarno die Rennen am Beginn der Saison 1973 !

    Pitstop


  • Bin noch immer am rätseln, wo das aufgenommen wurde....

    Wer ist das mit der grünen Jacke, die Anderen kenn ich natürlich? 😊

  • Ich fragte, weil da zwei Fotos von Jarno vom Salzburgring von 1973 dabei sind, mal mit und mal ohne Scheuzer😳

    Ich vermute, dass das ohne von 1972 ist. 1973 trug er bei den Grand Prix' die Kombi in den Werksfarben (Weiß/rot). Auf dem pic ohne Schneuzer hat er offenbar eine Kombi an, die zumindest unten schwarz ist.


  • Hockenheim '73

    Da hatte er schon seinen Frust gegenüber dem Werksmechaniker überwunden.

    Wenn er selbst das Motorrad vorbereitet hätte, wäre das nicht passiert, was darauf hindeutet, dass die Kette wohl am (Niet)schloss aufging

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  • Hab eben ChatGPT getestet. Künstliche Intelligenz schreibt in wenigen Sekunden diesen Text zu Jarno.

    Jarno Saarinen war ein finnischer Motorradrennfahrer, der zwischen 1970 und 1973 insgesamt 48 Rennen in der Motorrad-Weltmeisterschaft bestritt und 1972 den Titel in der 250-cm³-Klasse gewann. Geboren als Karl Keimo Saarinen am 11. Dezember 1945 in Turku, Finnland, war er auch unter dem Namen "The Flying Finn" bekannt.

    Saarinen studierte Ingenieurwesen an der Technischen Hochschule von Turku und arbeitete nach dem Studium für Puch in Finnland. Er fuhr mit Motorrädern dieser Marke sowohl Eisspeedway als auch Straßenrennen. Am 4. August 1968 bestritt Saarinen sein erstes WM-Rennen in der 125-cm³-Klasse beim Großen Preis von Finnland in Imatra und belegte den elften Platz. Ein Jahr später wurde er Finnischer Meister.

    Im Jahr 1970 konnte Saarinen auf einer privat finanzierten Yamaha TD2 250-cm³ den vierten WM-Gesamtrang erreichen. 1971 trat er in den Klassen bis 250-cm³ und bis 350-cm³ an und belegte den dritten bzw. zweiten WM-Rang. Diese hervorragenden Leistungen veranlassten Yamaha, ihm für die Saison 1972 einen Werksvertrag für diese beiden Klassen anzubieten.

    Saarinen bedankte sich bei Yamaha mit dem Titel bei den 250ern und dem zweiten WM-Platz in der größeren Klasse hinter Giacomo Agostini. In der Saison 1973 trat Saarinen wieder in der 250-cm³-Klasse an und zusätzlich mit der neuen Vierzylinder-Zweitakt-Yamaha in der 500-cm³-Klasse. Er gewann die drei ersten Rennen der Saison in der kleinen und zwei von drei Rennen in der großen Klasse.

    Am 20. Mai 1973 kam Jarno Saarinen bei einem schweren Unfall in der ersten Runde des 250-cm³-Laufes zum Nationen-Grand-Prix in Monza, bei dem auch Renzo Pasolini tödlich verunglückte, ums Leben. Die Umstände dieses Unglücks, das als eines der schwersten in der Geschichte der Motorrad-WM gilt, sind bis heute nicht restlos aufgeklärt.

    In den 48 Grand-Prix-Rennen seiner Karriere erreichte Saarinen 15 Siege und insgesamt 32 Podiumsplatzierungen. Im Jahr 2009 wurde er in die MotoGP Hall of Fame aufgenommen. Seine Erfolge umfassen den Gewinn des 250-cm³-Weltmeistertitels auf Yamaha im Jahr 1972, den Sieg beim Mallory Park Race of the Year im selben Jahr sowie die Siege beim Daytona 200 und dem 200-Meilen-Rennen von Imola im Jahr 1973. Jarno Saarinen bleibt in Erinnerung als talentierter Rennfahrer, der viel zu früh und auf tragische Weise sein Leben verlor.

  • Wenn die Leute immer dümmer werden, müssen zumindest die Computer 'intelligenter' werden...


    Frag mal ChatGPT, wie sich die WM weiter entwickelt hätte, wenn er nicht verunglückt wäre


    Meine These


    - für Ago hätte es keine Platz mehr gegeben, daher Frührente

    - Barry Sheene wäre nie Weltmeister geworden

    - bis zum Erscheinen von Kenny Roberts '78 hätte er alles gewonnen


    (Punkt 2 und 3, wenn er nicht spätestens '74 aufgehört hätte)


    Beim 'Konkurrenten' pit-lane.biz gibt es sehr viel Material über ihn, manchmal hat sogar Soili sich gemeldet und Bilder beigesteuert

  • Wenn die Leute immer dümmer werden, müssen zumindest die Computer 'intelligenter' werden...

    so schlau sind die Computer noch nicht. Bei einem bekannten Seitenwagenweltmeister schreibt ChatGPT: "Ist leider 2015 gestorben". Er lebt aber noch gesund auf dieser Welt.


    Jarno habe ich In Waldi Niesers (Maico) Garage in Ammerbuch als junger Fan zum ersten Mal gesehen. Leider gibt es keine Fotos aus dieser Zeit. In Waldis wilden Schrauberbuden konnte man Jarno, Börje Jansson, Kent Andersson, Kinnunen, Mang, Schlögl, Braun, Findlay, Lazzarini, Gruber und viele andere Rennfahrer treffen. Die Scandinavier waren machmal tagelang da und haben dort ihre Rennmaschinen überholt.

  • Deine These ……..was wäre wenn………Da bin ich auch ganz deiner Meinung.

    Jarno hätte ( ohne Verletzung ) die beiden Klassen länger dominiert.

    Andere These: was wäre wenn Santiago Herrero in ein japanisches Werksteam gekommen wäre?

    Und noch krasser : was wäre wenn der „ aufgehende Stern „ Rupert Hollaus nicht verunglückt wäre?

    JEDES Werk hätte ihn mit offenen Armen gehol ! Ubbiali hätte nie so dominiert ?

    Aber Alles nur Traum-Konstrukte .

    pitstop

  • Jarno hätte ( ohne Verletzung ) die beiden Klassen länger dominiert.

    Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe mal gelesen, dass der Plan war 1973 zuerst die 250er WM einzusacken und danach zu versuchen auch noch den 350er Titel zu holen*. Neben dem in der 500er natürlich. Danach sollte Schluss sein, also wollte er angeblich aufhören. Wie gesagt, das ist nicht wirklich verifiziert.


    *Das hätte aufgrund der damaligen Regelung mit den Streichresultaten klappen können.

  • Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe mal gelesen, dass der Plan war 1973 zuerst die 250er WM einzusacken und danach zu versuchen auch noch den 350er Titel zu holen*. Neben dem in der 500er natürlich. Danach sollte Schluss sein, also wollte er angeblich aufhören. Wie gesagt, das ist nicht wirklich verifiziert.


    *Das hätte aufgrund der damaligen Regelung mit den Streichresultaten klappen können.

    Doch, da ist schon was wahres dran, Soili hat das auch mal bestätigt.


  • Santiago Herreo ist ja mal probeweise fremdgegangen


    Und Rupert Hollaus?

    Nach dem Rückzug von NSU wäre wohl nur Mondial oder Guzzi in Betracht gekommen, bei MV hätte er gegen des Grafen Liebling Ubbiali einen sehr schweren Stand gehabt, Taveri hatte da seine Erfahrungen gemacht...



    PS. Jetzt haben wir uns vom ursprünglichen Thema 'Rennsportjahr 73' weit entfernt, vielleicht sollten wir in diesen Zusammenhang mal an Kim Newcombe denken

    Und auch an Renzo Pasolini

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  • Hallo Manx ,

    Kim Newcombe hab ich natürlich auf meinem Radar ............. wollte aber bis zu seinem Todestag im August warten .

    Als Nächstes käme ja Jarnos zweiter Streich : IMOLA 200 am 15. April 73 !

  • Hallo Manx ,

    Kim Newcombe hab ich natürlich auf meinem Radar ............. wollte aber bis zu seinem Todestag im August warten .

    Als Nächstes käme ja Jarnos zweiter Streich : IMOLA 200 am 15. April 73 !

    Hallo Pitstop,


    Renzo Pasolini ist aber auch eine Würdigung wert (ohne dass dieser Thread zu morbide wird, immerhin gibt es ja auch über die 250 WM Krone für Dieter Braun in diesem Jahr zu berichten)

    Ich 'kenne' Pasolini auch nur von Bildern oder kurzen Videos, mir machte er immer (äußerlich!) den Eindruck, als ob er als Buchhalter oder Bratschenspieler besser aufgehoben wäre. Trotz einiger Erfolge bei italienischen Frühjahrsrennen kam er nie aus dem Schatten von Ago heraus, der zumindest damals die Selbstsicherheit in Person war... (Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg)




    Vielleicht kann einer des Italienischen mächtigen eine kleine Übersetzung beisteuern. Danke

  • Natürlich , Renzo war der Liebling der Fans in Italien............ vielleicht wegen seines Äusseren......... nie Starallüren ...........lieber eine Zigarette ! :-)

    Ich hab ihn bewundert , aber bin ihm nie persönlich begegnet . Zu Saarinen war da mehr Bezug . Ich hab damals in Salzburg auch G. Agostini

    interviewt : er war wortkarg und misstrauisch........... auch , weil er mich nicht kannte . Die mussten sich eine Distanz schaffen , klar ..........

    der hatte Anderes im Kopf !

    Musste lachen , bei deiner Definition von der Erscheinung R. Pasolinis .................. da fällt mit sofort noch ein Fahrer ein , allerdings etwas später :

    John Newbold........... Sohn einer Metzgerfamilie , mit dem Aussehen eines Theologie -Studenten : war ein grosses Talent........... sanfter Fahrstil

    und ........bitte , brachte es zum GP Winner ( Brünn ) auf der Herron -Suzuki ! Dann der schlimme Unfall beim North West 200 .

    Ich weiss........... wir kommen immer weiter weg !

    Aber auf der " Festplatte " der Erinnerungen ist doch Einiges gespeichert ! :-)

  • Eigentlich bedürfen die Bilder vom Kolben und Zylinder keiner großen Erklärung, oder?

    Schon klar, aber es gab doch immer die Diskussion, was den Unfall ausgelöst hat. Vielleicht stimmt beides....


    PS: Man sollte nicht glauben, dass in diesem Forum 1229 Mitglieder gelistet sind. Von 1219 habe ich noch nie was gehört ^^

  • Schon klar, aber es gab doch immer die Diskussion, was den Unfall ausgelöst hat. Vielleicht stimmt beides....

    Ja, zunächst hieß es, dass eine Ölspur aus dem vorangegangenen 350er Rennen ursächlich für Pasolinis Sturz (und die darauf folgende Kettenreaktion) war, später, nachdem der Klemmer der Aermacchi bekannt wurde, wurde der als Auslöser genannt. Inzwischen scheint die Ansicht vorzuherrschen, dass es eine Kombination der beiden Ereignisse war. Mit Sicherheit wird es sich wohl nie klären lassen. Aber letztendlich auch nicht so wichtig, man könnte die Katastrophe auch dann nicht revidieren, wenn man mit Sicherheit wüsste, was sie ausgelöst hat.

  • Ja, zunächst hieß es, dass eine Ölspur aus dem vorangegangenen 350er Rennen ursächlich für Pasolinis Sturz (und die darauf folgende Kettenreaktion) war, später, nachdem der Klemmer der Aermacchi bekannt wurde, wurde der als Auslöser genannt. Inzwischen scheint die Ansicht vorzuherrschen, dass es eine Kombination der beiden Ereignisse war. Mit Sicherheit wird es sich wohl nie klären lassen. Aber letztendlich auch nicht so wichtig, man könnte die Katastrophe auch dann nicht revidieren, wenn man mit Sicherheit wüsste, was sie ausgelöst hat.

    Auch klar, es ging halt um die Verantwortlichkeit. Was die beiden auch nicht mehr lebendig gemacht hätte

  • Wie mir mein Freund Joe Biegert erzählt hat, hatte auch unser Werner Schwärzel 1973 sein Debüt in der Seitenwagen WM und wurde mit seinem Beifahrer

    Karlheinz Kleis auf Anhieb Vizeweltmeister.


    Kleis, Schwärzel, Engelhardt, Enders, Vanneste, Vanneste.


    Könnte in Hockenheim sein?

  • Habe gerade die neueste Ausgabe von 'Motorrad Classic' aus dem Briefkasten gezogen, wo auch von Monza '73 berichtet wird.

    Sowohl bei Bildunterschriften als auch beim Text findet man erstaunlichen Blödsinn.:schimpf:

    Für was werden diese 'Fachjournalisten' eigentlich bezahlt, eine kompetente Endredaktion gibt es offensichtlich auch nicht.


    Sorry, das musste raus