Bevor ich hier zum ersten mal aktiv am Forum teilnehme möchte ich mich vorstellen:
Ich bin Karl Kennel ,
Bj 57 (also muntere 64 Jahre alt)
Betreibe eine Motorradwerkstatt mit 3 Markenvertretungen
Ich fahre schon immer alle Arten von sportlichen Motorrädern und betreibe seit jungen Jahren Motorsport: Moto Cross, Enduro, Super-Moto und bin aktuell Teilnehmer in der DHM
Wohnhaft in Rheinland-Pfalz
Hier meine Geschichte und persönliche Erfahrungen sowie Anmerkungen zu den
Hockenheim Classics 2021
Ich zählte die Tage rückwärts bis es endlich wieder so weit ist. Die Classics . Ein Jahres Highlight. Zusammen mit meiner Motorrad Truppe, Freunden und meinem Sohn auf der Rennstrecke. Der Wettergott scheint uns wohl gesonnen.
Freitag. Anreise. Die Sonne scheint. Der Virus Test ist aktuell. Keine Staus auf der Autobahn. Wir warten vor dem Fahrerlagereinlass in der Fahrzeugschlange. Eine Stunde. Kein Problem. Die Freude wächst. Unsere französischen Freunde gesellen sich zu uns. Möchten sich im Fahrerlager zu uns stellen. Gerne!
Die Zelte sind rasch erstellt. Wir richten uns für die nächsten 3 Tage ein. Bei der Papier-Abfertigung und der Fahrzeug Abnahme keine Schlange. Es geht relativ rasch von Statten.
Es ist Abend. Der Grillmeister vollbringt wiederum Großartiges. Wir sitzen zusammen, essen und trinken (Alkohlfrei!) und legen uns schlafen. Morgen ist es soweit!!!
Freitag: Erstes Training. Läuft prima. Deshalb sind wir hier. Gleichgesinnte mit sauber vorbereiteten Rennmotorrädern messen sich mit uns. Ernsthaft. Nicht auf Gleichmässigkeit bedacht. Super Sache!
Im zweiten Training am Nachmittag springt mir auf der Start-Zielgeraden bei Maximaldrehzahl der fünfte Gang raus. Vollgas und volle Belastung. Der Motor jubelt hoch in Drehzahlen für welche der Ventiltrieb nicht ausgelegt ist. Es tut mir innerlich weh. Kernschrott. Ich lade mein lädiertes Motorrad auf den Hänger. Es ist Freitagabend 19 Uhr. Wollte mir das Abendessen nicht entgehen lassen sonst hätte ich schon eine Stunde früher losfahren können. Ab nach Hause. In die Werkstatt.
Um halb neun bin ich zu Hause , lade die Kawa aus. Auf die Bühne damit. Uwe, meinen freundlichen Chauffeur schicke ich heim ins Bett. Er soll sich ausruhen und wird mich morgen früh wieder abholen.
Ich zerlege den Motor. Ventile krumm, Tassenstössel und Schims (Ventileinstellplättchen) gebrochen. Steuerkette, Nockenwellen und Kolben erfreulicher Weise aber ok. Alte Ventile raus, neue Ventile sind griffbereit im Lager ,diese in die Drehbank und kürzen, einschleifen und eingepassen, Spiel ausgemessen. Kopfdichtung vorbereitet und alles wieder zusammengebaut. Dann das ganze Drumrum wieder angebaut. Ventile nochmal eingestellt (untenliegende Shims) und fertig. Es ist kurz nach 3 Uhr Nachts. Ich bin platt. Will unter die Dusche. Halt: Martin wollte noch eine Schraube für den Lenkkopf und Burkhards Kupplung rutscht. Sollte ich nicht vergessen. Ich such die Teile, packe sie ein. Gehe Duschen, leg mich ins Bett kann nicht einschlafen. Der innere Motor läuft auf Hochtoren. Nach 5:00 Uhr nicke ich dann doch ein. Immerhin etwas Schlaf.
Samstag: Uwe holt mich, die Kawa und die Ersatzteile ab. Der Motor lief noch nicht aber ich denke positiv. Hoffentlich hab ich vergangene Nacht keinen Mist gebaut und alles geht gut!
Es ist 12:20. Wir schieben die Kawa an. Läuft hört sich gut an. Die 20 Minuten sind schnell rum. Persönliche Bestzeit in Hockenheim erreicht. 1:47 . Motorrad Luftgekühlt. Bj 1982. Hätte ich nicht erwartet. Da musst du erst mal 64 Jahre alt werden um so schnell zu fahren. Na, wenn das jährlich so weiter geht…..
Sonntag. Tolles Wetter. Freunde haben sich angekündigt. Mitunter von weit her. Motivation pur. Startzeit 15:05. Die Zeit mit den Freunden und Besuchern geht schnell rum. Die Uhr tickt. Jetzt sind die Gespanne dran. Dann wir.
Bei den Gespannen passiert was nicht sein soll. Ein schwerer Unfall. Der Helicopter kommt zum Einsatz. Betroffenheit. Alles verzögert sich. Meine Kollegen und ich sind im Rennleder, Die Heizdecken wärmen die Reifen seit 30 Minuten. Die Freunde, Besucher und Enkel sitzen auf der Tribüne. Gleich geht’s los !
Scheiße: Durchsage der Rennleitung. Der Lauf meiner Gruppe ( ca 60 Fahrer! ) wird ersatzlos gestrichen. Der Blutdruck steigt und Frust macht sich breit. Wir stehen zusammen, diskutieren. Warum unser Lauf, wenn doch die IG Königsklasse, die IHRM und die Autos alle fahren. Die, ja laut Zeitplan gar nicht dran wären? Weitere Rennfahrerkollegen treffen bei uns ein. Sind entrüstet und verärgert. Wir gehen gemeinsam zur Rennleitung. Fragen zu unserer Annulierung werden mit nicht nachvollziebaren, fadenscheinigen ( unser aller Eindruck !) Gründen beantwortet. Die Stimmen werden lauter. Der Rennleiter bleibt dabei: Er hat entschieden. Die folgenden Läufe können nicht verkürzt werden. Da würden manche Fahrer nicht die drei Wertungsrunden zusammenbekommen (In 15 Min Fahrzeit!!!) Und somit wäre eine Wertung nicht möglich. Aber die Königsklasse darf fahren obwohl die nur Rahmenprogramm ist und mit der deutschen Meisterschaft aber auch gar nichts zu tun hat. Er wirft uns vor wir wären mit der Bitte um kürzere Wertungsläufe der anderen Klassen UNKAMERADSCHAFTLICH da wir die Fahrzeit der Rennkollegen einschränken wollen? Was denkt sich der Mann?
Von unserer DHM Leitung ist keiner zu sehen. Wir finden keine Unterstützung. Kehren zurück zu den Zelten. Die Freunde sind von der Tribüne zurück. Auch diese verärgert und enttäuscht. Lage Anfahrtswege und Rückreise für die Katz. Was für ein Elend.
Wir Fahrer fühlen uns verarscht! Nicht erst genommen. Gedemütigt. Wir haben Startgeld bezahlt und uns ordentlich vorbereitet. Das können wir so nicht auf uns sitzen lassen.
Das Motto der DHM: Motorsport unter Freunden hat für mich und viele meiner Freunde und Fahrerkollegen seit letzten Sonntag eine zweifelhafte Bedeutung
Es wäre ok und verständlich für uns alle gewesen wäre nach dem Unfall (den Beteiligten alles erdenklich Gute !!) die Veranstaltung abzubrechen, oder die folgenden Läufe um je 5 Min zu verkürzen. Aber diese Arroganz und Selbstherrlichkeit des Rennleiters und das nicht Eingreifen unserer DHM Oberen ist ein Schlag in die Magengrube!
Nun nach einigen Tagen Abstand und etwas weniger emotional (weniger Frust und Ärgernis, da zumindest die DHM – Leitung ein nachvollziehbares Statement zu dem Vorfall abgegeben hat) bezüglich des gesamten Ereignisses frage ich mich wie unsere übergeordnete Organisation ,der DMSB gedenkt in Zukunft mit solchen Veranstaltungen zu verfahren. Es kann doch nicht sein, dass grundsätzlich wir DHM – Fahrer die Leidtragenden sind, wenn bei einem derartigen Vorfall (welcher wie wir alle wissen ja jederzeit eintreten kann) es erforderlich wird eine Gruppe zu sperren, weil der Zeitrahmen beschränkt ist. Wir gehen mit unserer Nennung und mit Überweisung der Nenngebühr ( man beachte 2016 Nenngebühr für zwei Klassen Hockenheim Classics 200,- Euros / Gleiches Event, gleiche Klassen in 2021: 380,- Euros! Das ist annähernd der doppelte Betrag innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren!) ebenso einen Vertag mit dem Veranstalter ein wie dies unsere Freunde aus der IHRM oder der GLP Pro tun!
Bleibt für mich noch als letzter Punkt: Das Prädikat der deutschen Meisterschaft: Meine sehr geehrten Damen und Herren des DMSB: Wie können sie einen deutschen Motorrad Meister küren nach zwei Veranstaltungen mit nur 3 erfolgten (Lauf 1 und 2 in Schleiz; Lauf 1 in Hockenheim) Wertungsläufen ? Es wäre wohl einfacher gewesen diesen in den verschiedenen Klassen und ebenso Klassen übergreifend auszulosen! Es wird dem Titel eines deutschen Meisters nicht gerecht diesen nach dem „Zufallsprinzip“ zu vergeben. Dieses Vorgehen wertet das Prädikat ab und macht es lächerlich für uns, Aussenstehende Beobachter und Kritiker unserer Rennserie!
Anmerkung:
Diese, meine Meinung welche ich hier veröffentliche soll zur konstruktiven Diskussion anregen und ein Denkanstoß sein für alle Fahrer , für die Offiziellen der DHM ebenso wie für die Verantwortlichen des DMSB.
Mit Motorsportlichen Grüssen:.
Karl Kennel ‚DHM Teilnehmer o21 und m21