GP Deutschland - 1974 Nürburgring

  • War das nicht das Rennen, an dem die MV-Agusta-Mannschaft wegen Sicherheitsmängel nicht teilgenommen hat, d.h. wieder abgereist ist?

    Eine Kopie des Programmheftes der 500er Klasse würde mich sehr interessieren. Wer war gemeldet?

  • Ja, es war das Rennen, bei dem Edmund Czihak als einziger Deutscher ein Rennen der WM in der Königsklasse gewonnen hat.

    Die meisten Fahrer haben gestreikt und sind nicht angetreten, nicht nur MV.

  • Karl-Heinz Kittler schreibt:

    Zum WM-Lauf 1974: Mein Vater Heinz Kittler (nicht K.-H. Kittler, das bin ich) erzählte mir damals (soweit ich mich noch erinnere):

    Dass die Mechaniker von Agostini meinen Vater festhalten wollten, als er zum Start fuhr. Er sagte dann, wenn sie die Finger nicht wegnehmmen, dann haut er ihnen einen Schraubenschlüssel drauf.

    Außerdem hat der Rennleiter oder ein anderer Verantwortlicher versprochen, das Preisgeld auf die am Start befindlichen Fahrer aufzuteilen. Was ja dann auch nicht der Fall war.

    Das haben sie nur gesagt, damit einige starten, sonst hätten wahrscheinlich die Zuschauer ein bisschen Kleinholz rund um den Ring veranstaltet. So die Erinnerung. Im Nachhinein meinte er, man hätte nicht starten sollen, denn die deutschen Verweigerer wurden (soweit ich weiß) für ein Rennen gesperrt. Ja so waren sie - unsere Funktionäre - lauter Schmarotzer.

  • Karl-Heinz Kittler schreibt:

    Zum WM-Lauf 1974: Mein Vater Heinz Kittler (nicht K.-H. Kittler, das bin ich) erzählte mir damals (soweit ich mich noch erinnere):

    Dass die Mechaniker von Agostini meinen Vater festhalten wollten, als er zum Start fuhr. Er sagte dann, wenn sie die Finger nicht wegnehmmen, dann haut er ihnen einen Schraubenschlüssel drauf.

    Außerdem hat der Rennleiter oder ein anderer Verantwortlicher versprochen, das Preisgeld auf die am Start befindlichen Fahrer aufzuteilen. Was ja dann auch nicht der Fall war.

    Das haben sie nur gesagt, damit einige starten, sonst hätten wahrscheinlich die Zuschauer ein bisschen Kleinholz rund um den Ring veranstaltet. So die Erinnerung. Im Nachhinein meinte er, man hätte nicht starten sollen, denn die deutschen Verweigerer wurden (soweit ich weiß) für ein Rennen gesperrt. Ja so waren sie - unsere Funktionäre - lauter Schmarotzer.

    Der Rennleiter Kurt Bosch war eben einer der alten Schule, er war der Zirkusdirektor und die Affen hatten zu tanzen...das Ergebnis konnte man beim GP 74 bewundern..


    Abschnitt 'Kein Dünnbrettbohrer'


    https://www.zwischengas.com/de…iter-mit-Kult-Status.html

  • Als Teilnehmer der Rennen am Nürburgring möchte ich Folgendes zum Thema beitragen:


    Die Option, nicht zu starten, stellte sich nicht: aus mehreren Gründen.


    Als Privatfahrer waren die Kosten für die Anfahrt zum Rennen bereits entstanden. Es bestand für uns Privatfahrer eine Abhängigkeit vom Start- und Preisgeld, da es über das Start- und Preisgeld hinaus keine finanzielle Unterstützung wie beim heutigen Sponsoring gab.

    Die Solidarität mit den Werksfahrern musste man sich leisten können.


    Sie stellte sich umso weniger ein, als beim Reifendienst eines Reifenherstellers keine neuen Reifen für Privatfahrer erhältlich waren, sondern nur eine Auswahl aus den Alt- und Gebrauchtreifen der Werksfahrer. Die Belange der Privatfahrer interessierten die Werksfahrer hier nicht.


    Zudem war die Gefährlichkeit der Rennstrecke allen Fahrern vor Nennung bekannt; sie war jedoch weit weniger gefährlich als die Isle of Man, auf der zu diesem Zeitpunkt noch ganz regulär Rennen ausgetragen worden sind.


    Aus diesen Gründen habe ich nicht über einen Streik nachgedacht. Ich holte zwei Siege und lag in 500er Klasse in der dritten Runde - zwei Runden vor Schluss - in Führungsposition ehe mich eine abvibrierte Auspuffhalterung zu einem Boxenstopp zwang – der Auspuff ist am Boden geschliffen und eine Weiterfahrt über zwei Runden wäre mit diesem Schaden unmöglich gewesen. Mein Bruder Horst Kassner hat den Auspuff notdürftig befestigt und ich konnte trotzdem noch den zweiten Platz erringen.


    Helmut Kassner

  • Nach dem Tod von Parlotti auf der IOM 1972 sind Ago, Read und Sheene aber auch schon nicht mehr bei der TT gestartet! 1976 wurde sie ja dann ganz aus der WM genommen.


    Was aber nicht heissen soll, dass die Gründe doch zu starten, vor allem von Privatfahrern, nicht verständlich waren!


    Aus welchen Gründen bekamen die Privatfahrer keine neuen Rennreifen? Umsonst waren die ja sicherlich nicht! :?:

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  • Vielen Dank für die Stellungnahme eines prominenten Aktiven!


    Dass mit der finanziellen Abhängigkeit der Privatfahrer seitens der Organisatoren m. E. ganz bewusst kalkuliert wurde - einfach traurig.

    Und dass die FIM nach den Erfahrungen 1970 (kalt und nass) und 1972 (bitterkalt) wieder meinte, in der Eifel kann man im April gut einen GP (zusammen mit einer Auto Veranstaltung!) ausrichten...

    1974 waren die Erinnerungen an die Unfälle von Saarinen und und auch von Newcombe noch frisch, Unfälle, die wahrscheinlich in ihrer Schwere vermeidbar gewesen wären, hätte bei den Rennleitungen in Monza bzw Silverstone (Vernon Cooper!) ein weniger autokratisches Selbstverständnis geherrscht.


    PS: In meiner vorherigen Post waren mit mit den 'Affen' selbstverständlich n i c h t die Aktiven gemeint!! Nicht, dass es jemand am Ende in den falschen Hals bekommt....

  • Danke Helmut!

    Das ist ja ein dicker Hund.....Da haben die Werksfahrer schon die besseren Maschinen und dann bekommen sie auch noch die besten Reifen! Vor diesem Hintergrund kann man die Leistung von Privaten nicht hoch genug schätzen! :hutab:

    Ich denke das vergisst man gerne einmal!

  • Hab mir gerade nochmal den heissen Ritt angeschaut ! Da ist ja Helmut Kassner auf der TT 1975 zu sehen! Sehr schöner Film!

    Auch für Gespannfans sehr interessant Luthringshauser, Steinhausen, Wegener, Pape und und und.....



    :imsohappy:

  • Zu diesem Thema Privatfahrer in der damaligen Zeit können sich die Außenstehenden kein Bild machen wie manche Veranstalter mit den Fahrern und Betreuer umgegangen sind

    z,b. ( Rennleiter K B )

    ich muß Helmut absolut recht geben, dass die Deutschen Fahrer mit Recht an den Start gegangen sind, den: von Außenstehenden wusste keiner, das sehr viele Privatfahrer immer auf dem letzten finanziellen Loch gepfiffen haben, Geld war bei fast allen immer sehr knapp, die meisten Fahrer waren nicht von Beruf Sohn,.... mit dem Start und Preisgeld konnte dann wieder die nächste Veranstaltung angegangen werden,

    ich bin mir Sicher, die Fahrer der damaligen Zeit sind gleicher Meinung wie ich, wenn ich sage:

    es war eine Tolle , Lehrreiche und ein Teil unserer Jugend die man nie Vergessen wird,


    zu Lancelot und Manx, Danke an Euch zwei für die vielen tollen Beiträge, ich lese diese sehr gerne,

    ich mußte aber heute feststellen, wart ihr sehr wenig oder gar nicht im Rennsport

    in dieser Zeit unterwegs ?? .. auch nicht als Zuschauer ??


    Wünsche allen ein geruhsames Weihnachtsfest und ein unfallfreies 2021

    Helmut für Dich speziell viel Gesundheit und bleib, wie Du bist , immer

    gut gelaunt und Freundlich


    es grüßt Euch alle der Classic Racer aus dem Badischen

  • Also jetzt muss ich auch noch meinen Senf dazu geben. Ich bin 1974 aufgestiegen in die Int.Lizenz und damals konnte man als Privatfahrer noch ohne TEAM einen Start bei einem WM Lauf bekommen. Heute ist das etwas anders. Das war für mich als jungen Familien Vater eine einmalige Gelegenheit ein WM Rennen zu bestreiten. Mein Freund Günther Maussner bei dem ich früher immer als Rennmechachiker dabei war, verschaffte mir Leihweise eine 50er Kreidler und eine 125er Maico Luftgekühlt. Nichts Weltbewegendes aber die Dinger liefen halbwegs. Es war ein Scheißwetter, saukalt und geregnet hats am ganzen Wochenende. Die Werksfahrer waren im alten Fahrerlager Innenhof in Boxen untergebracht wo sie heute nicht mal mehr Hunde unterbringen würden. Wir Privaten durften im Aussenlager auf der schlammigen Wiese Platz nehmen. Warum letztendlich gestreikt wurde, erfuhren wir Privaten nur am Rande, es war die Rede vom gefährlichen Nürburgring und Forderung nach mehr Startgeld der Profis, was mich eigentlich alles überhaupt nicht interessierte. Ich bin hierher gefahren um 2 Rennen zu fahren egal bei welchem Wetter und dass der Ring gefährlich ist, wusste ich schon vorher von einigen Tausend ZUVI km auf dem Ring. Mein Freund Heinz Kittler hat mir unten im Fahrerlager Vorstart noch gesagt, wenn ich nicht fahren würde schaut er mich nicht mehr an. Kurt Bosch hat vorher schon die Meldung verbreiten lassen dass jeder Privatfahrer welcher trotz Streik der Großen 500.-DM Startgeld mehr bekäme. Ich habe das alles erst erfahren nachdem ich schon im Vorstart stand. Ich wäre so oder so gefahren, ich hatte im Geländesport schon andere Verhältnisse erlebt. Dass es auch für uns nicht angenehm war mit nur 7 Hanseln 4 Runden auf der langen Nordschleife zu fahren kann jeder nachempfinden. Aber die vielen ( man sagte ca.30000Tausend Zuschauer) haben auch in dem Sauwetter ausgehalten. Also ich hätte mich geschämt nicht gefahren zu sein. Dass uns bei der Siegerehrung einige Deutsche Stars ( ich sag keine Namen) offen angefeindet und beleidigt haben kann ich bis heute nicht verstehen und vergessen. Ich bin nicht Stolz darauf unter diesen Verhältnissen einen Pokal für den 2.Platz gewonnen zu haben aber ich bin Stolz darauf dass ich mich nicht von anderen Meinungen hab verbiegen lassen. Und nochwas der Kurt Bosch, welchen ich Jahre später als Fahrervertreter in der OMK näher kennen gelernt habe, hat sein Wort gehalten und uns Streikbrechern 500.-DM Pro Klasse drauf gezahlt. Man sollte sich immer beide Seite der Medaille ansehen.

  • Zum Thema 'Reifen' habe ich eine ehrlich gemeint Frage:


    Wenn von 'Reifendienst' gesprochen wir, ist damit Dunlop oder Michelin gemeint?


    Die Dunlop (Dachreifen - welche KR Nummern waren das eigentlich, KR 176 schwirrt noch irgendwie im Gedächtnis...) waren 74 m. E. nicht mehr so beliebt, soweit ich mich beispielsweise an den GP in Opatija 74 erinnere, waren dort die Michelin S 41 die bei weitem meist verwendeten Reifen (vorne und hinten) in den 250/350 Klassen.

    Der PZ 2 war beim nächsten Reifenhändler erhältlich (fuhr ich selbst bei Straßenmotorrädern auf dem Vorderrad) , ob der PZ 4 genauso leicht gekauft werden konnte habe ich nicht ausprobiert. Sprechen wir von diesen Reifen?


    Wer waren 74 die angesprochenen privilegierten Werksfahrer in den 250/350 Klassen?

    Villa/ Rougerie in beiden, Ago und Länsivuori bei den 350. Wer noch? Sind damit die Top-Privatiers gemeint?


    Danke (und ein gutes neues Jahr 2021!)

  • zu Lancelot und Manx, Danke an Euch zwei für die vielen tollen Beiträge, ich lese diese sehr gerne,

    ich mußte aber heute feststellen, wart ihr sehr wenig oder gar nicht im Rennsport

    in dieser Zeit unterwegs ?? .. auch nicht als Zuschauer ??

    Was mich anbetrifft, war ich 1974 13 Jahre alt und was ich von dieser Zeit weiss, habe ich aus alten Zeitschriften, Büchern und dem Internet und von hier. Die ersten Rennen, welche ich live erleben durfte, waren das Schauinslandrennen und als Höhepunkt der Maipokal ...... ich denke es müsste 74 gewesen sein. Ich war immer darauf angewiesen, dass mich jemand mal mitnimmt, das kam leider nicht so oft vor! :blush2:

  • Auszug aus dem Buch „Vom Nürburgring zum Sachsenring“ Höhepunkte und Schattenseiten im deutschen Motorrad und Formel 1-Grand Prix.


    Das Buch mit 300 Seiten von Autor Rudolf Steber kostet inklusive Versand 40,- Euro und ist erhältlich bei:

    Michael Sonnick Telefon 06236 - 8942 ( von 18 bis 20 Uhr) oder per E-Mail unter: MSonnick@web.de


    21 Jahre nach dem „historischen Fahrerstreik“ in Schotten, steht abermals eine deutsche Rennstrecke aus diesem Anlass im Fokus des Grand Prix-Geschehens. Und zwar keine Geringere als der Nürburgring. Wie in Deutschland schon seit Jahrzehnten üblich, veranstalten der ADAC und der DMV im jährlichen Wechsel den Motorrad-GP. Jeder der beiden Clubs hat dabei seine „Plausstrecke“, Beim DMV ist es der Hockenheimring oder besser gesagt seit 1966 das „Motodrom Hockenheim“ und der ADAC hat den Nürburgring als Arena auserkoren. Bis 1964 hatte der ADAC für den Grand Prix noch die „Solitude“ vor den Toren Stuttgarts zur Verfügung, die aber aus verschiedenen Gründen (siehe auch an anderer Stelle dieses Buchs) nicht mehr zur Verfügung stand.


    Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass am Nürburgring ein Renntermin in der zweiten April-Hälfte immer problematisch ist. Das Wetter in der Hocheifel ist gerade in dieser Jahreszeit unberechenbar. Hinzu kommt, dass man sich beim ADAC bislang nicht entschließen konnte, Wagen und Motorradrennen nicht innerhalb einer Veranstaltung zu starten. Gewiss, seit vielen Jahren war im Rahmen des „Eifelrennens“ diese Vorgehensweise praktiziert worden und erfreute sich wohl großer Beliebtheit. Sowohl die Anhänger des Automobil- als auch die des Motorrad-Rennsports kamen auf ihre Kosten. Aber die Zeit ist bzw. war weitergeschritten und man konnte sich nicht mehr uneingeschränkt auf die Tradition berufen. Einwände gegen gemischte Veranstaltungen waren nicht neu, denn schon seit einigen Jahren wurde diese Praxis in verstärktem Maße kritisiert. Auch auf der „Solitude“ nahm man ab 1956 im Rahmen des Motorrad-Grand Prix zusätzlich Wagenrennen mit ins Programm und 1964, beim letzten Motorrad-GP auf diesem erstklassigen Kurs, hatte man sogar ein erlesenes Formell-Feld am Start. Im Hinterkopf spekulierten die Funktionäre im ADAC Württemberg insgeheim mit der Austragung des Großen Preises « von Deutschland für Wagen. Doch dieser Plan war spätestens : 1966 nur noch Wunschdenken. ! i !


    Für die Motorrad-Piloten stellte der vermehrte Gummiabrieb bei | den Wagenläufen ein erhöhtes Risiko dar. Hinzu kamen die seit einiger Zeit installierten Leitplanken, die zwar für die Automobile durchaus von Nutzen waren, jedoch für die Protagonisten der Zwei und Dreirad-Zunft ein Gefahrenpunkt der besonderen Art. I Der kundige Leser wird wissen um welche Gefahr es sich dabei I handelt. Da der ADAC von seiner Gewohnheit nicht Abstand nahm, präsentierte sich der Motorrad-GP 1974 abermals als eine ; „gemischte“ Veranstaltung. Somit war in Verbindung mit dem bereits erwähnten frühen Renntermin eine gewisse Unsicherheit [ schon im Vorfeld gegeben. Mit dem frühen April-Termin konnte man Glück haben aber das Ganze konnte auch ab und an „in die Hose“ gehen (Hagel und Sturm bei den Grand Prix innerhalb des „Eifelrennens“ 1965,1968 (Waldbrand bei großer Hitze) und Schnee und Eis beim .ohne WM-Prädikat, ausgetragenen Rennen 1967. Bislang hatte man sich immer wieder an den eigenen Haaren aus dem „Sumpf“ gezogen. Was würde nun der Grand Prix 1974 auf der Nordschleife des Nürburgrings bringen? Die Motorradfahrer kamen direkt vom französischen Grand Prix in Clermont-Ferrand zum Nürburgring. Hier arbeitete man noch fieberhaft an der letzten Ausbaustufe des- Gesamt-Pakets für den Umbau des Nürburgrings („Döttinger Höhe“) hinsichtlich der insbesondere von den Formell-Piloten , geforderten Sicherheitsmaßnahmen. Am Donnerstagnachmittag, einen Tag vordem Beginn des offiziellen Trainings, gab man dann „grünes Licht“. Auch die „Döttinger Höhe“ präsentierte sich nun „Formel 1- like“…


    Kurt Bosch, schon seit Jahren Rennleiter beim „Eifel-Rennen“ unternahm am Donnerstagnachmittag gemeinsam mit Giacomo Agostini eine Besichtigung der Nordschleife. Man nahm sich Zeit und nach über drei Stunden Inspektion kam man zu dem Ergebnis, dass noch etliche Strohballen zur Abdeckung der installierten Leitplanken vonnöten seien. Es ist kein Geheimnis, das Leitplanken eine erhebliche Gefahr für die Motorrad-Piloten darstellen und bei einem Unfall fatale Folgen mit sich bringen. Den Fahrern versprach man seitens der Rennleitung, dies sogar schriftlich fixiert, an den besonders gefährdeten Punkten die entsprechende Anzahl von Strohballe'n bis zum Beginn des Trainings anzubringen. Und wie es so geht, kam wieder einmal alles zusammen. Am Morgen des ersten Trainingstages (Freitag, 26. April) lag dichter Nebel über dem Eifel'-Kurs und das für 7.00 Uhr angesetzte Training für die 125 und 250ccm-Klasse musste verschoben werden. Es herrschten Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt und an vielen Abschnitten hatte sich der Nebel immer noch nicht gelichtet, als man die Strecke schließlich freigab. Während des Nachmittagstrainings stürzte der Engländer Bill Henderson schwer, nachdem er durch einen Fahrfehler gegen die Leitplanken geriet. Dies war der Anlass für das Gros der Fahrer beim Veranstalter hinsichtlich zusätzlicher Strohballen zu intervenieren. Agostini und Phil Read gaben der Sache entsprechend Nachdruck. Nach einer abermaligen Besichtigungsrunde konnte Rennleiter Bosch die zusätzlich geforderten 5.000 Strohballen nicht beschaffen, sondern lediglich 600 in Aussicht stellen. Aufgrund dessen kam es seitens der Fahrer zu einem schriftlichen „Boykott-Aufruf dem sich auch alle Werksteams anschlossen. Der zweifache Weltmeister Dieter Braun, Sprecher der Solofahrer, äußerte sich wie folgt:


    „Jahrelang haben wir darauf hingewiesen, dass wir keine gemischten Veranstaltungen wollen. Wir wollen uns nicht länger als Idioten behandeln lassen. Während die Wagen in den befestigten Boxen stehen und nur zum Rahmenprogramm gehören, müssen die Motorradfahrer zum Teil wie Schweine auf der Wiese leben. “

    Die Situation gestaltete sich zusehends unversöhnlich. Rennleiter Bosch gab zu erstmals in seinem Leben ratlos zu sein ob der „Nötigung und Erpressung“ durch den schriftlichen „Boykott-Aufruf“ seitens der Fahrer.


    Jochen Luck, schon viele Jahre eine Kapazität als Streckensprecher, bemerkte:


    „Das sind Mafia-Methoden, wenn den Fahrwilligen damit gedroht wird, sie beim nächsten Rennen zusammenzufahren bzw. ihnen gar keine Chance zu geben, an einem internationalen Rennen teilzunehmen. “

    Es herrschte absolutes Chaos. Während die Fahrer incl. der Werksteams bereits ihre Drohungen wahr machten und ihre Maschinen zur Abreise verluden, rief man seitens des Veranstalters immer wieder zum Training auf und sogar noch am Samstagnachmittag mussten die eintreffenden Zuschauer den vollen Eintrittspreis bezahlen...


    Schlussendlich gingen von den gemeldeten 300 Fahrern ganze knapp 30 % an den Start. Noch am Samstagabend war nicht sicher, ob die einzelnen Läufe am Rennsonntag für die Weltmeisterschaft gewertet würden. Denn die Statuten schreiben vor, dass mindestens sechs Fahrer pro Klasse an den Start gehen müssen. Aufgrund des nicht zur Austragung gelangenden Zeittrainings konnten sich die Teilnehmer ihren Startplatz quasi selbst auswählen, will heißen, wer zuerst aus dem Fahrerlager kam konnte demzufolge den besten Startplatz für sich in Anspruch nehmen.


    Nachstehend nun eine kleine Aufstellung der teilnehmenden Fahrer pro Klasse:

    50ccm: 48 Nennungen - gestartet 7 Fahrer

    125ccm: 50 Nennungen - gestartet 12 Fahrer

    250ccm: 60 Nennungen - gestartet 10 Fahrer

    350ccm: 68 Nennungen - gestartet 14 Fahrer

    500ccm: 56 Nennungen - gestartet 7 Fahrer


    Nur die Gespanne erschienen nahezu vollzählig am Start. Schwärzei/Kleis lagen am Ende vorn und fuhren in der fünften und zugleich letzten Runde mit 9.58,1 = 137,4 km/h einen neuen Rundenrekord heraus. Vor dem Start hatte der mehrfache Weltmeister Klaus . Enders über die Streckenlautsprecher deutliche Worte an die Zuschauer gerichtet:


    „Nach wie Vorhalte ich die hier getroffenen Sicherheitsvorkehrungen für unzureichend. Ich fahre hier allein des Publikums wegen, das nicht gänzlich enttäuscht nach Hause fahren sollte. Aber ich muss sagen, dass ich in Zukunft auf derart ungenügend abgesicherten Strecken nicht mehr starten werde.“


    Der Vollständigkeit halber seien hier die Sieger (alle aus Deutschland) der übrigen Klassen erwähnt. 50ccm: Emmerich (Kreidler); 125ccm: Reitmaier (Maico), 250ccm: Kassner (Yamaha), 350ccm: . Kassner (Yamaha); 500ccm: Czihak (Yamaha).


    Im Übrigen besagt Artikel 22 des FIM-Sportgesetzes:

    „kein WM Lauf darf mit einem Wagenlauf kombiniert werden. Wenn doch, dann dürfen die Wagehfahrer erst nach Beendigung der Motorradrennen das Training aufnehmen und zum Rennen an den Start gehen."

    Abschließend eine Stellungnahme in Form eines Leserbriefes, den damals der Privatfahrer Heinz Kittler der Redaktion der Fachzeitschrift „DAS MOTORRAD“ (Ausgabe 11/1974) zukommen ließ, der eigentlich am besten das Chaos jener Tage schildert:


    „am 26., 27. und 28.April war ich Teilnehmer des WM-Laufes am Nürburgring. Wie bekannt, wurde die Veranstaltung von unseren Elite-Fahrern bestreikt. Trotz mehrerer Bedenken seitens Dieter Braun und Agostini nahm ich als erster das Training um 11.15 Uhr auf, sehr zur Freude des Veranstalters, der Streckenposten und der Zuschauer. Alle spendeten reichlich Beifall. Schon aus diesem Grund war mein Fahren gerechtfertigt.
    Als dann noch weitere 10-15 Fahrer das Training aufnahmen, war der Bann gebrochen und die Veranstaltung notdürftig gerettet. Immer mehr Fahrer schlossen sich meiner Meinung an, dass man schon wegen der Zuschauer fahren solle.
    Ohne ein Verlangen aus unserem Kreis versprach Herr Bosch als Rennleiter (es war Samstag gegen Mittag), dass jeder, der sich am Rennen beteilige, zusätzlich zu seinem Startgeld noch DM 500,- pro Klasse bekommen solle.
    Darüber hinaus ließ Herr Bosch durch den Streckensprecher Jochen Luck, die Zuschauer an der Strecke noch anheizen, indem er gegen 15 Uhr verkündete:
    »Achtung-Achtung-eine erfreuliche Mitteilung! Alle Fahrer; die am Rennen teilnehmen, bekommen das große Geld der großen Fahrer, es wird gleichmäßig an alle verteilt.«
    Daraufhin brausender Beifall Tausender von Zuschauern. Wir »Kleinen« fingen gleich das Rechnen an. Für mich wären das DM 1.425,-gewesen. Aber denkste, mit DM 600,- ließ man mich ziehen - für zwei Klassen!
    Nach einer Aussprache mit Herrn Bosch ließ dieser verkünden, es handele sich um einen Fehler, wir bekämen unser Geld schon... Dann gab es nach einem lauten Wortwechsel nochmals DM 200,-; es fehlten mir also immerhin noch DM 625,-, von besagtem»großen Geld« ganz zu schweigen. Inzwischen hatten sich noch mehr Fahrer meinem Protest angeschlossen - aber umsonst. Der Veranstalter ließ uns wissen, wir sollten doch mit dem zufrieden sein, normalerweise hätten wir ja nicht einmal das bekommen.
    Auf die Siegesprämie angesprochen, sagte uns Herr Bosch, es wären doch dafür viel zu wenig Starter gewesen! Nun möchte ich Herrn Bosch fragen, wer denn nun gesiegt hat - doch wohl die »großen Fahrer«, deren schadenfrohe Gesichter beim nächsten Rennen ich schon vor mir sehe. Ich habe mich offen vor den Veranstalter gestellt und bei den Fahrern um Verständnis geworben. Und das Ergebnis? Es ist schade, dass sich die »kleinen« Fahrer nicht so einig sein können wie die sogenannten »Großen«, sonst wären nämlich beim, nächsten Eifelrennen nur sechs oder acht Fahrer am Start.
    An die Adresse von Herrn Bosch möchte ich noch einige Worte richten. Mit.Respekt und Hochachtung bewundere ich ihn seit Jahren. Er hat wirklich harte Arbeit geleistet. Aber in diesem Fall hat er nicht zu seinem Wort gestanden. Ich war seit zwanzig Jahren in der glücklichen Lage Motorradsport ohne große Unterstützung betreiben zu können und liebe unseren Sport und fahre notfalls auch ohne Geld. Aber hier geht es um ein Versprechen seitens des Veranstalters an die Fahrer und die Stimmungsmache bei den Zuschauern, um deren Geld es letztlich geht. Alle sollen die Wahrheit wissen, denn mit Lügen und Intrigen bringen wir unseren Sport nicht weiter...“


    Eine eigenartige Sachlage bleibt festzuhalten: beim „Fahrerstreik“ von Schotten 1953 wurde die Gefährlichkeit der Rennstrecke angemahnt und ebenso wie am Nürburgring 1974 blieben die „großen“ Fahrer dem Start fern.

    Im Gegensatz zu Schotten jedoch, wo man die Läufe der 350- und 500ccm-Klasse seitens der Jury nicht in die WM-Wertung einbezog (trotz einer stattlichen Anzahl verbliebener guter Fahrer) tat man dies am Nürburgring, obwohl hier nur „Mini-Felder am Rennen teilnahmen…




    Text: Rudolf Steber

  • Ob sich der Helmut Kassner wohl noch an den damischen MAHO Kundendienstler erinnert der ihn nach Kundendiensteinsatz bei der MTU zuhause besucht hat nur um die RG im Keller mal anschaun zu duerfen - und im Carport stand ein Ferrari mit Ersatzmotor auf Palette!!?? Sollte 1982/83 gewesen sein. Gruesse in die alte Hoimat ... :-)

    "The umbrella man"

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hosenscheisser ()

  • Danke mr.rc45 .... ganz schoen bloed die Exil-Allgeier ... nicht Horst sondern Helmut ... eh klar ... wat ja auch nur ein einziger Besuch . Beim Sepp Haage habe ich ebenfalls mal vorbei geschaut - nach Werkzeugmaschinen Kundendiensteinsatz bei ZF Friedrichshafen ... und wollte mir die "Sache mit der RG-Vergasereinstellung" etwas genauer erklaeren lassen ... und beim Gustaf Reiner ebenfalls nach Werkzeugkundendiensteinsat bei einem in der Naehe gelegenen Werkzeugdornhersteller hab ich gelernt wie man die RG Koepfe mit Rundschnurringen (O-Ringen) statt herkoemmlicher Flachdichtung ... aber lassen wird das ... Gruesse in die alte Hoimat ... :-)