Pressemeldung:
"Spezielle Fahrwerke im Motorradsport"
Egli, Seeley, Rickman, Bimota, um nur einige zu nennen, die Namen dieser Marken standen in den Sechzigern und Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts für etwas ganz Besonderes.
Kleinserienhersteller, sogenannte Konfektionäre, hatte es schon früher gegeben, doch nun gab es einen neuen Trend.
Die Sportfahrer suchten stabile Fahrwerke, die die Leistung der immer stärkeren Motoren, meistens aus japanischer Produktion, bändigen konnten.
Der Preis eines solchen edlen Stückes überstieg oft das Dopplte und mehr als das Serienpendant, aus dem der Motor stammte, der auch noch oft durch Tuning in der Leistung gesteigert wurde.
Im Rennsport entwickelt standen viele dieser Namen für ganz große Erfolge bis in die höchsten Klassen des Motorsports.
Doch in den Achtzigern veränderte sich das Gesicht des Rennsports. Weg von den ultraschnellen Straßenkursen verlagerte sich das Geschehen auf die permanenten Rennstrecken, welche oft auch Retortenkurse genannt wurden. Die Piloten verlangten nach mehr Handkichkeit in den engen Wechselkurven und Schikanen, Handling war das Gebot der Stunde.
Und damit betraten ganz neue Akteure unter den Rahmenbauern die Szene.
Es wurde viel mit Fahrwerksgeometrie gearbeitet, die Brüder Harris aus England z. B. waren hier erfolgreich.
Den zunehmend nervös ausgelegten Fahrwerken versuchte man mit Gitterrohrkonstruktionen oder großdimensionierten Kastenprofilen Stabilität anzuerziehen.
Der Spanier Antonio Kobas nahm vorweg, was Yamaha als Deltabox bei all ihren Grand-Prix- und Productionracern einführte und später auch bei den Serienmaschinen vermarktete.
Auch die Werksmaschinen von Honda sahen den Konstruktionen des Holländers Nico Bakker sehr ähnlich, er bevorzugte stranggepresste Rechteckprofile mit Mittelstegen aus hochfester Aluminiumlegierung.
Mit einem ganz neuen Werkstoff, der den Formel 1 bei den Autos revolutionierte, wurde ab 1983 experimentiert. Armstrong und auch Heron Suzuki bauten die ersten Kohlefaserfahrwerke, welche sich aber nicht durchgesetzt haben.
Ganz andere Wege beschritt der französische Rennwagenkonstukteur André de Cortanze, der aus der Formel 1 kam und mit Sponsorgeldern des Mineralölkonzerns Elf revolutionäre Rennmaschinen konstruierte. Elf X und Elf E waren die ersten Entwürfe mit Achsschenkellekungen und einseitigen Radaufhängungen. Serge Rosset führte die Entwicklung weiter und mit den mit Honda Motoren bestückten Modellen Elf 2 bis Elf 5 wurden in der 500ccm Weltmeisterschaft Achtungserfolge eingefahren.
Honda kaufte später alle Elf – Patente, so sah man dann die Einarmschwinge zum ersten mal bei der Honda RC30.
Die Entwicklung zum modernen Sportmotorrad wurde somit maßgeblich von den privaten Rahmenkonstrukteuren beeinflusst. Seit gut 30 Jahren hat sich das Design der Grand Prix Rennmaschnen und Superbikes nicht mehr grundlegend verändert. Viele dieser kleinen Firmen sind heute verschwunden, die Motorradhersteller lieferten immer bessere Fahrwerke ab Werk. Und diese adaptierten viele der Ideen von den Pionieren der 70er und 80er Jahre.
Aber auch der Sport hatte sich verändert, immer mehr Cup – Klassen für Serienmotorräder wurden ausgeschrieben. Und in den Superbike und Supersport – Weltmeisterschaften wurden fortan Serienfahrwerke vorgeschrieben.
Doch eine Grand – Prix Klasse ist seit ihrer Einführung zu einer Spielwiese der kleinen Fahrgestellspezialisten geworden, es ist dies die Moto2.
Einige neue Namen wie Suter oder etwa auch Speedup erschienen, jedoch seit Jahren dominiert ein kleiner deutscher Hersteller die zweithöchste Klasse im Grand – Prix Geschehen. Es ist dies die Firma Kalex aus Augsburg.
Bei den Hockenheim Classics wird sich also die Entwicklung zum modernen Motorrad ganz gut verfolgen lassen: Wegweisendes, aber auch einige Kuriositäten und Irrwege.
Gemäß den diesjährigen Motto: Spezialfahrwerke, von verrückt bis genial.
Bildnachweis: Grundmeyer / Messe Bremen
https://hockenheim-classics.de