Karl Reese †

  • Vor mehr als 30 Jahren habe ich Karl erstmals erlebt. Da stand dieser Typ bei einer Veteranenrallye hinter dem Mikro und wusste zu jedem Motorrad - und war die Marke noch so obskur oder unbekannt - aus dem Kopf die wichtigsten Daten und konnte zumeist noch ein paar Anekdoten aus seinen persönlichen Gesprächen mit den jeweiligen Konstrukteuren beisteuern. Ich war schwer beeindruckt.

    Das änderte sich auch nicht, als ich ihn später kennenlernte. Dieses schier grenzenlose Fachwissen! Und die ausgeprägte Bereitschaft, es zu teilen und weiterzugeben. Kaum eine Frage zu Technik oder Motorradhistorie, auf die er keine Antwort parat hatte. Nicht immer strikt strukturiert, aber doch stets zielführend. Nach und nach erfuhr ich, was er im Lauf der Jahrzehnte in der Veteranenszene bewegt hatte, wenn er beiläufig von der Gründung des VFV und der Etablierung der Gleichmäßigkeitsläufe für historische Rennmaschinen erzählte. Oder von den Schwierigkeiten bei der Restaurierung einer Megola. Ach ja, in den fünfziger Jahren hat er auch mal eine eigene Vierzylinder-Rennmaschine konstruiert. Und immer war seine ungebrochene Begeisterung spürbar - als er vor einigen Jahren die Rüb & Haab wieder aufbaute, die heute wie die Megola im Neckarsulmer Museum steht, strahlten seine Augen wie bei einem Teenager, der sein erstes Moped bekommt.

    Die oft genutzte Floskel vom langen und erfüllten Leben - in diesem Fall trifft sie zweifellos zu. Ich hoffe, dieses Wissen kann seiner Familie Kraft und Trost spenden.

    Ruhe in Frieden, Karl