Martin Wimmer "Der Fall MZ" Das Buch

  • Wenn man der obigen Argumentation folgt, dann muß man sich aber fragen, wieso BMW jährlich Produktionsrekorde aufstellt. Schließlich sind sie seit Jahrzehnten nicht mehr in der WM aktiv.


    http://www.bimmertoday.de/2014…mber-2014-verkaufszahlen/


    Letztendlich entscheidet das Produkt und nicht die Teilnahme an der WM. Gerade das angeführte Beispiel Mercedes-Benz ist ein sehr untaugliches. Zum Einen ist die Formel 1 Beteiligung weder im Vorstand noch der Belegschaft unumstritten, zum anderen hat man auch in den langen Jahren seit 1955 ohne Formel 1 viele, viele Autos verkauft.
    Im Übrigen verzichtet der andere Stuttgarter Autobauer ganz auf die Formel 1 und genießt trotzdem den Ruf eines Sportwagenherstellers. Auch diese Firma nagt durchaus nicht am Hungertuch.

  • Sehr geehrter Herr Ewald,


    ich wollte zum Ausdruck bringen, dass Mercedes durch die F1 nicht zu aller erst die Absicht hat mehr Autos zu verkaufen. Sie haben damit die Absicht ihr positives Image auszubauen. Das hat einen viel höheren und vor allem nachhaltigen Wert. Ob das in der Belegschaft umstritten ist oder nicht spielt keine Rolle. Die PR-Experten setzen ihre Ideen durch, dass ist kein Debattierclub für semiprofessionele Meinungen aus der Belegschaft. Die machen was sie für klug halten.


    Verkaufszahlen, bzw. Erstzulassungsstatistiken sind derart manipuliert, dass niemand vernünftige Erkenntnisse daraus gewinnen kann. Jeder versucht seine Zahlen so zu manipulieren, dass kein Mitbewerber damit etwas anfangen kann. Sicher kann jeder Experte über den Erfolg von BMW-Motorräder etwas kluges sagen aber mit MZ oder Martin Wimmer hat das nicht einmal am Rande zu tun.


    Es muss nicht immer Rennsport sein, natürlich gibt es viele Möglichkeiten ein innovatives und positives Markenbild zu schaffen, aber mit R. Waldmann und M. Wimmer, sowie der MZ-Renngeschichte hat sich der Rennsport aufgedrängt. Diese Konstellation war für ein Engagement im Rennsport ein genialer Glücksfall, niemand hätte klügere und motiviertere Köpfe in einem Racing Team haben können. Es nicht zu versuchen wäre eine vertane Chance gewesen.


    Was Porsche angeht muss man sagen, wenn das Geld vor der Übernahme für ein F1 Engagement vorhanden gewesen wäre, hätten sie das gemacht. Porsche hat zur Image Bildung schon immer auf den Rennsport gesetzt. Insofern erklärt sich das gute Geschäft sehr wohl durch den Rennsport. Es muss ja nicht immer die F1 sein.


    Grundsätzlich möchte ich noch mal auf die Image Bildung hinweisen. Da hab ich das Gefühl gründlich missverstanden worden zu sein. Deutsche Automarken haben seit 50 Jahren ein gutes Image, die haben diesbezüglich keinen akuten Handlungsbedarf. MZ aber hatte zu Martin Wimmers Zeiten ein schlechtes Image. Insofern war ein Engagement auf diesem Gebiet zwingend nötig.


    Mit Verkaufszahlen hat das erstmal überhaupt nichts zutun. Eine Marke mit einem negativen Image kann auch das beste Produkt nicht verkaufen. Insofern entscheidet die Qualität des Produktes über den Verkaufserfolg eben nicht. Das ist eine infantile Vorstellung. Produkte werden in unserer Welt mit einem ordentlichen Paket Lügen verkauft. Die Lügen unter die Leute zu bringen nennt man neudeutsch Marketing. Für diese Abteilung wird nicht selten mehr Geld als für das Produkt verwendet.


    Weil Motorräder sehr emotionelle Produkte sind, ist das Image für einen kommerziellen Erfolg eminent wichtig. Martin Wimmer hat das erkannt. Sie leider nicht.


    MfG


    Heinz H.

  • Zum Zeitpunkt der Übernahme durch M.W. hatte MZ, erinnere ich mich richtig, 50 Mitarbeiter. Gegen Ende 25. Ich kenne Firmen mit dieser Mitarbeiterzahl, die gerne und freudig den örtlichen Fußballverein unterstützen, wobei das Engegement ab der Verbandsliga meist einegestellt wird, da ab diesem Niveau andere, größere Geldquellen erschlossen werden müssen. Ich kenne aber keine einzige Firma in dieser Größenordnung, die sich ein komplettes Moto-GP Team leistet, dazu nicht mal mit einem Bauernjungen aus der Umgebung als Fahrer, sondern mit einem Anthony West und einem Ralf Waldmann als Manager. Vergleiche von MZ mit Mercedes, BMW oder Porsche verbieten sich eigentlich von selbst. Der Größenwahn in Zschopau scheint immer noch kein Ende zu finden.

  • Rennsport mit 50 Mann ?


    Da ich ganz gerne dazulerne, würde mich interessieren, wie viel Beschäftigte jeweils die Firmen Eskil Suter in der Schweiz und die Firma Kalex hat ?


    Zum Thema Größenwahn in Zschopau fällt mir gerade ein, dass das offenbar kein Phänomen von MW oder Zschopau ist. Wenn ich mich recht erinnere, wollte mittels Mehrheitsbeteiligung die "Bastelbude" Porsche den VW Konzern übernehmen. Wenn ich mich irre lasse ich mich gerne belehren, zumal dieses Geschäft ohne MW oder Zschopau abgehen sollte.


    sring

  • N´abend,
    ich glaube, so langsam kommt man auf des Pudels Kern.
    Sring hat gerade Kalex erwähnt. Die kleine junge Truppe hat MZ glatt gebügelt. Ich habe mich immer nur gewundert. Glaube, nein spekuliere mal, das Martin ehr den Gedanken hatte aus MZ einen Rennstall zu machen.
    Gruß Schorsch

  • Liebe Motorsportler,


    wenn man mit Hilfe von Banken ein Unternehmen saniert, muss ein sog. Businessplan akribisch eingehalten werden. Er ist der Grund wieso man überhaupt Geld bekommt. Verlässt man diesen Plan, hat die Bank das Recht zur Kündigung. In Deutschland wird man keine Bank finden die auch nur eine Mark für einen Rennstall riskiert. Insofern ist die Vermutung "des Pudels Kern" sicher nicht zutreffend.


    Für das GP2-Team wurde ein eigenes Fahrwerk entwickelt. Als man mit der Spitze nicht mithalten konnte, fand nach langer Ratlosigkeit R. Waldmann das Problem. Der Stahl-Rahmen übertrug die Kräfte auf das Motorgehäuse und erhöhte dadurch die innere Reibung signifikant. Die MZ war das langsamste Motorrad im Feld. Nachdem der Rahmen diesbezüglich überarbeitet wurde, gab es sofort einen 4ten Platz. Da war aber dann die Saison schon fast zu Ende.


    Die Vision von Martin Wimmer war und ist, in ferner Zukunft einen modernen Zweitakter zu bauen. Er ist der Meinung, dass, ein dem 4Takter überlegener Wirkungsgrad möglich ist.


    Die meiste Zeit hat er für Geschäftsführer-Aufgaben verwendet (Aufträge ran schaffen und gucken, dass man die Rechnungen rechtzeitig bezahlen kann). Ansonsten hat er sich noch mit dem 125ccm 4Takt Motor beschäftigt. Weil Motorräder ein Saisongeschäft ist, wollte er im Winter kleine Blockkraftwerke (1kw) mit dem vorhandenen 125ccm Motor herstellen (ein kleiner Motor treibt einen Generator zur Stromerzeugung an). Dabei sollten die Motoren wenig verbrauchen und lange leben. Weil solche Motoren immer mit der gleichen Drehzahl laufen, kann man erstaunliche Ergebnisse erzielen und sparsam Strom erzeugen (günstiger wie unser Strompreis). Für solche Anlagen gibt es weltweit großen Bedarf. Bei MZ liefen dafür Motoren im Versuche, die einer auf die Straße umgerechnete Laufleistung von ca. 500000 km entsprach. Damit hätte er das Winterloch sehr gut überbrücken können und darüber hinaus sogar Gewinne erzielen können.


    Martin Wimmer war damit beschäftigt, das Unternehmen auf solide Beine zu stellen. Hintergedanken hatte er keine.


    MfG


    Heinz H.


    PS: Herr Sring, Ihr Beitrag hat mich sehr amüsiert, wegen der Vorgänge in der Bastelbude hatte ich übrigens Herrn Wiedeking oben erwähnt (ich hatte den gleichen Gedanken).

  • Liebe Motorsportler,


    wenn man mit Hilfe von Banken ein Unternehmen saniert, muss ein sog. Businessplan akribisch eingehalten werden.


    Mit Verlaub: "Businessplan" klingt zwar erst mal so, als wäre da wirklich so etwas wie eine Grundlage vorhanden, ist aber, wenn man sich so ein Pamphlet genauer anschaut nichts weiter, als typisches BWL Gelaber ohne jegliche Substanz. Letztlich wird in diesen Dingern lediglich formuliert, was sich der GF wünscht und ist in etwa so tragfähig, wie das Auslesen des Gekröses von Flugenten. Die alte Weisheit, dass Planung bedeutet, den Zufall durch einen Irrtum zu ersetzen, trifft wohl selten so sehr zu, wie bei den tollen Businessplänen. Dass die Banker darauf bestehen, ist vornehmlich darauf zurück zu führen, dass sich die Kreditsachbearbeiter damit den Rücken freihalten wollen und im Übrigen selbst keinen Schimmer haben.

  • Dass die Banker darauf bestehen, ist vornehmlich darauf zurück zu
    führen, dass sich die Kreditsachbearbeiter damit den Rücken freihalten
    wollen und im Übrigen selbst keinen Schimmer haben. :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :aok: .


    Heute nur das Wort zum Wochenende: - Stimmt


    Grüsse TZ750Heinz :)

  • Vorsicht, nach den Aussagen im Buch des Martin Wimmer sollten diese 50 Mitarbeiter nicht nur in der Moto GP den Ruhm der Marke MZ in der Welt verbreiten, sondern nebenbei auch noch 700.000 Zylinderköpfe für einen Kunden in Vietnam fertigen, die Schweizer Postboten vom Fahradfahren befreien, mit Blockheitkraftwerken den Klimawandel bekämpfen, ganz nenebei auch noch jeden deutschen Haushalt mit einem Elektro Roller versorgen und vieles mehr. Ganz großes Kino im Erzgebirge. Aber die Banken sind Schuld, alles klar, die Herren Unternehmer.

  • Respekt, es gibt schon kluge Köpfe in Deutschland. Jedenfalls schließe ich das daraus wenn ich die Beiträge von nsumax, MZ betreffend, so lese. LEIDER werde ich dabei manchmal das Gefühl nicht los, er hat beim Schreiben gleichzeitig eines seiner Hobbys gefrönt, Biertrinken. Meine Gefühle haben mich allerdings auch schon getäuscht.


    sring

  • Im Winter 93 / 94 sah ich in einer Motorradzeitschrift ein Bild der "Skorpion" und war sofort begeistert. Mitte 94 war ich dann neuer MZ- Händler, ich wollte endlich wieder etwas arbeiten was mir auch Spaß macht. Auf einer Rennveranstaltung im Sommer stellte ich die damalige Modellpalette mit großem Brimborium im Zuschauerbereich aus. Es gab durchaus Interesse, als aber ein Grüppchen mit dem Spruch "Ha Ha, Motorräder aus Dunkeldeutschland" vorbeidefilierte dämmerte mir das es schwierig werden könnte. So war es dann auch, die Sache MZ hätte mich beinahe ruiniert.
    Ein Grottenimage überwindet man nur durch viel Geduld, Aufbauarbeit und noch mehr Geld. Für mich liegt da der Grund des Scheiterns.


    Gruß, Klauss

  • An meinen "Schpezel" den NSUMAX: "Siehs't es, jetzt hast es. Aber denk Dir nichts Boeses dabei. Ist der Ruf erst ruiniert (Biertrinker!!!) lebt sichs voellig ungeniert". Gruesse vom ebenfalls Bier trinkenden Ex-Allgeier!!!

  • Hoi Steffan - schau mal hier rein http://www.sueddeutsche.de/ges…sung-vom-stress-1.2302354 bei mir sinds ca 70 bis 80 Wochenstunden (auf der Baustelle, direkt, und dann noch 1 bis 2 stunden zuhause am Com) - und im Schnitt 1 bis max 3 Flaschen Bier nach der Arbeit, abwechselnd auch mal ein Flaeschen Wein wenn ich dann gerade wieder mal ueber etwas gutes und guenstiges gestolpert bin. Was ich mich gerade Frage: "Ob der Martin wohl auch? Ab und an mal??" In diesem Sinne - gell :-)

  • Durch das plötzliche Ableben von Waldi hier meine Sicht der Dinge, die sich durch eine ehemalige Beratertätigkeit für einen damals interessierten Businessangel, Teile des MZ Geschäftes zu finanzieren, ergeben haben.


    Das erste große Fragezeichen als ich mich damals mit dem Unternehmen beschäftigt habe kam auf, da es offenbar den Käufern des MZ Komplomerats nicht möglich war, eine Serienproduktion irgendeiner Art, zu finanzieren.


    Ich habe in dieser Zeit diverse Businesspläne eingesehen.


    Vor dem Hintergrund eines stark schrumpfenden Inlandsmarktes allgemein - gemeint Motorräder und Roller - stand für mich die Frage grundsätzlich im Raum, welche Chance das Unternehmen überhaupt hat?


    Hinzu kommt, dass durch die diversen Vorinsolvenzen die Spur zum Verbraucher "eiskalt" war, die Marke zwar im Osten der Republik einen gewissen Kultstatus geniesst, im Westen aber nie eine große Fangemeinde gefunden hat.


    Beim damaligen Unternehmenskauf durch Herrn Wimmer, seine damalige Gattin, einen Investor und Waldi gab es keine funktionierende Produktion mehr. Ich spreche von einer Massenproduktion eines Modells X oder Y.


    Der uns damals präsentierte Produktmix sah zum einen eine Endmontage für einen exklusiven Fahrradhersteller, den Vertrieb eines E Mobility Konzeptes und die Belebung der 125 ccm Baureihen vor.


    Genau genommen bestand das damalige E Mobility Konzept auch "nur" aus der Endmontage zugekaufter Teile, diverser Lieferanten.


    Weiter zweifelte ich an der Tauglichkeit des Marketings, insbesondere MZ wieder im Rennsport zu etablieren, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Moto 3 oder Moto 2 Hubraumklasse gar nicht im Produktionsfokus stand und "erst später" folgen sollte.


    Ich meine, dass der damalige Unternehmenskauf bereits eine gravierende Fehlentscheidung war. Keiner der beteiligten Personen verfügte über signifikante Erfahrungen einer Unternehmenssanierung und vor allem genügend Kapital.


    Meine damalige Frage, warum man sich denn nicht selber mit der Ersatzteilversorgung des bestehenden weltweiten MZ Bestandes beschäftigen wolle - wohl das einfachste und lukrativste Geschäft - hat es damals kein Statement gegeben.


    Aus diesem hätte man zwar langsamer aber sicher, sich Cash Flow aufbauen können und es in die Entwicklung des Unternehmens investieren können.


    Man hätte wieder Vertrauen zu Händlern und Endverbrauchern aufgebaut.


    Ein weiteres problembehaftetes Feld war die damalige Überlegung sich auf den 125 ccm Markt zu konzentrieren. Leider sind dort die Margen für die Hersteller mit Abstand am schlechtesten und dieser Markt schrumpft am stärksten.


    In Erinnerung blieb uns bei den damaligen Diskussionen die grandiose Ära der Six Days die MZ Motorräder viele Jahre beherrscht haben.


    Hierzu gab es unter den Gesellschaftern unterschiedliche Meinungen.


    Ein solches Projekt hätte unser damaliger Businessangel unterstützt - genauso wie die Hinwendung von MZ zum Classicmarkt.


    Erfreulicherweise hat sich zwischenzeitlich, wenigstens teilweise, eine Lösung gefunden:


    Den Emily Roller gibt es weiterhin. die Ersatzteilproduktion für die alten MZ Modelle soll auch funktionieren.


    Ich meine, dass alle Beteiligten damals ernsthaft und ehrlich ihr bestes gegeben haben.


    Wie schwierig dieser Markt ist, zeigt dieser Winter. Wie schwer tun sich die Händler ihre Stückzahlen zu vermarkten, wenn bundesweit Mitte März noch Schnee liegt.


    Und eine Marke wie Aprilia oder Moto Guzzi wäre ohne Piaggio nicht mehr lebensfähig.