Ludwig Malchus verstorben

  • Der ehemalige Rennfahrer Ludwig Malchus aus Ingelheim ist im Alter von 92 Jahren verstorben.Ludwig war Radio und Fernsehmechaniker und wurde bei der Luftwaffe im 2.Weltkrieg als Funkelektriker und Hilfsfluglehrer eingesetzt. Dabei ist er zu meinem Erstaunen gar nicht als Pilot geflogen,sondern rollte mit den blutjungen Flugschülern nur über den Platz als es dem Ende zuging. Unvergessen sind auch die anderen Stories von denen Lugwig mir vor ein paar Jahren aus dieser Zeit erzählte als wir uns zum 50 Jubiläum der NSU SPORTMAX kennen lernte.Sein Vater betrieb schon lange vor dem Krieg eine Fahrrad Werkstatt,in der sogar eigene Modelle in Handarbeit hergestellt worden sind und später auch Mopeds und Motorräder der Marke NSU verkauft wurden.Kein Wunder das Ludwig nach dem Kriege nach Neckarsulm zur Kundendienst Schule von NSU geschickt wurde,um im Väterlichen Betrieb auch als Techniker tätig zu sein als der Motorradboom im vollen Gange war. Die Youngster konnten ab 1950 mit einem Tunigkit aus der 98er NSU Fox eine Rennmaschine basteln oder komplett vom Werk kaufen für die ersten Amateur Rennen,mit denen auch einige Motorsport infizierte im Igelheimer Raum und Ludwig ihre ersten Rennen bestritten. Ludwig konnte mit Hilfe seines Vaters den NSU Werken bei einer anfänglichen Fehlkonstruktion an der Kupplung der neuen NSU Fox mit einem Verbesserungsvorschlag aus der Patsche helfen,welcher in die Serie einfloss. Das wurde von den NSU Werken großzügig mit so einem Tunig Kit der Fox belohnt incl. dem Rennauspuff für seinen eigenen Start als Racer.
    Als die 125er Puch des 1952 zum NSU Werksfahrer aufgestiegenen Walter Reichert aus Ingelheim frei wurde ,begann die Rennkarriere von Ludwig Malchus als Ausweisfahrer.
    Durch die Freundschaft zu Walter Reichert kam er auch in den Genuss dessen werksbetreute SPORTMAX für einige Rennen in der 250er Klasse im In und Ausland zu fahren,als Reichert sich bei einem Rennen am Dieburger Dreieck schwer verletzte und längere Zeit pausieren mußte.
    Diese vom Werk nur geliehene Semi Werksmaschine mußte Ludwig aber kurze Zeit später nach seinem Start in Assen im NSU Werk abgeben,weil sie seinen Aussagen zufolge nach England zu einem talentieren Rennfahrer namens John Surtees ausgegeben wurde! Dieser platzierte sich damit 1955 unter den ersten in der Weltmeisterschaft. Obwohl sich sein verärgerter Vater als NSU Händler noch so bemühte,und nach eigenen Aussagen sogar bei Rennleiter Germer laut wurde,konnte ihm das NSU Werk keine der wenigen im In und Ausland händeringend gesuchten Produktion Racer ausgeben. Da NSU Ende 1955 die Rennabteilung schloss um personell und finanziell sich auf die erforderliche Umrüstung auf die Kleinwagenproduktion konzentrieren mußte, blieb Ludwig nichts anderes übrig aus den Ersatzteilen von Reichert und weiteren über Beziehungen im Werk gesammelten Einzelteile sich selbst eine Sportmax zu bauen,inclusiv der in Mode gekommenen Vollverkleidung.

    Ludwig mit seiner Eigenbau Max rechts auf der Matchless G45 Ernst Hiller vorne im Liegestuhl der Weltmeister auf NSU H.P.Müller auf der Avus



    Mit seiner Frau und dem VW Käfer mit Eigenbau Anhänger reiste Ludwig dann zu vielen Rennen im In und Ausland,von denen er mir stundenlang erzählen konnte und mich dann seine zahlreichen Fotos kopieren ließ.

    Fahrerlager Idyll in den 50er



    Erinnern kann ich mich besonders an folgende Anektoden,deren Ludwig viele auf Lager hatte:
    Ludwig hatte in seinem Anhänger einen kompletten neu überholten Ersatzmotor festgeschraubt.Beim Training im Thüringischen Schleiz ging seinem jüngeren Konkurenten Heiner Butz,der im nur wenige Kilometer entfernten Aspisheim wohnt der Motor kaputt. Als Heiner ihn bis Mitternacht trotz allen Versuchen nicht mehr zum laufen bekam,weckte er Ludwig aus dem Schlaf aus seinem Zelt und bittete um den Ersatzmotor,um die weite Reise durch die Zone nicht umsonst gemacht zu haben." Jung Du kannst den haben aber nur wenn Du den ganz vorsichtig einfährst ,da ist alles neu..!" Aber nach dem Start hätte der spätere 3 fache Deutsche Meister Heiner Butz ihn mit voller Drehzahl überholt und ihn somit nach hinten durchgerreicht was aber nichts an der lebenslangen Freundschaft der Beiden änderte.So war das früher mit den Rennfahrern,Hilfsbereitschaft und Freundschaft ging vor Konkurrenz Denken. Einmal fuhr er mit einem leer geräumten Ersatzmotor nach Ostdeutschland zum Rennen,um darin eine wertvolle Kamera zu verstecken und schmuggelte diese erfolgreich durch die Grenze.Ganz stolz erzählte er mir auch von seinem selbst gebastelten Stromaggregat aus Wehrmachtbeständen,mit dem er im Fahrerlager als erster unter anderem seinen Elektrischen Rasierapparat oder Lötkolben betrieben hat.Außerdem hatte er einen selbstgebauten Zündspulenprüfstand um dem ganzen Fahrerlager zu helfen wenn der BOSCH Renndienst nicht da war und sonstige lustige Dinge wie einen umfunktionierten Drehzahlmeser aus einen WKII Jagflugzeug neben vielen anderen leichten Kleinteilen von Fliegern an seiner Rennmaschine verbaute.

    Ludwig Malchus Mitte der 60er verfolgt von Lothar John auf Bultaco


    Ludwig hat zwar niemals einen GP oder Meisterschaften gewonnen war aber immer dabei bis er 1966 auf dem Nürburgring mit seiner alten NSU nach dem Training mangels ausreichender Rundenzeiten keine Starterlaubnis mehr erhielt und den Helm an den Nagel hing.Mit einem NSU TT Auto fuhr er dann noch einige Slalom Veranstaltungen bevor er sich bis ins hohe Alter mit seiner alten Leidenschaft dem Fliegen befasst hat. Keine großen Flieger aber in seinem GRAUPNER Modellbau Geschäft in Ingelheim,der ehemaligen NSU Vertetung aus den 20er Jahren.Hier baute er nicht nur die Modellflugzeuge seiner Militärzeit nach ,mit denen er lange Zeit auf auf Modellflugplätzen war,sondern auch NSU Rennmaschinen Modelle nachdem er seine treue SPORTMAX in den 80er Jahren gegen den ersten AUDI Quattro eingetauscht hatte.
    Machs gut Ludwig,ich bin stolz Dich kennen gelernt zu haben.


    Wolfgang Schneider

    Dieser Beitrag wurde bereits 8 Mal editiert, zuletzt von knattermax ()

  • Schöner Bericht ! Leider gehen die Erinnerungen der alten Fahrer mit jedem Tod mehr verloren . Danke Micha