Wie habt Ihr Euch damals finanziert?

  • Hallo Leute,
    mich als Nichtrennfahrer würde mal interessieren wie Ihr damals die Rennerei finanziell hinbekommen habt.
    Die grossen Sponsoren gab es ja nicht so wie heute......
    Mann musste ja auch oft von der Arbeit freinehmen, wenn man zu den internationalen Rennplätzen in ganz Europa fahren musste.....
    Wie habt Ihr das mit Euren Arbeitgebern hinbekommen?
    Da gibt es bestimmt tolle Geschichten.
    Lustige Episoden von damals würden mich auch sehr interessieren!


    Viele Grüsse
    Lancelot :thankyou:

  • Also bei meinem Vater in den 40-50er Jahren war es so:


    Man wohnte ja noch bei Mama, damit war der 1. Sponsor für die Maschine schon gefunden. Damals gab es auch noch Startgeld, wovon heute
    viele träumen. Übernachtungsquartier wurde mit der Nennungsbestätigung zugewiesen. Conti Reifen gab es gegen eine
    Werbelackierung auf dem Wagen.
    Mit dem Arbeitgeber war es natürlich so eine Sache. Damals gab es noch die 48Stdnwoche, also wurde auch an den Samstagen
    gearbeitet. Krankfeiern ging auch nur solange gut, wie man nicht in der Presse erwähnt wurde.
    Irgendein Schreiben habe ich noch irgendwo diesbezüglich. Heute nennt man sowas wohl Abmahnung.
    Auch benötigte man für Italien, um die Maschine abzuholen, noch ein Visum.
    Das fällt mir fürs erste ein.

  • Danke hardy 55,
    das ist doch schon ein guter Anfang :thumbsup:
    Das mit der Rennerei hatte ich mir ja auch gewünscht, mein Vater war in meiner Jugend sogar mal Vorstand des Motorsport Clubs in Lahr im Schwarzwald.
    Seine Freunde im Club wollten mich sogar als Fahrer unterstützen und sind deshalb an meinen Vater heran getreten und haben ihn gefragt, ob er damit einverstanden sei.
    Seine Antwort war, dass er sie vom Hof schiessen würde, wenn sie mir etwas davon erzählen..... Die Geschichte habe ich erst Jahre später erfahren :diablo: :schimpf:
    Sie meinten, ich solle mein Energie lieber in die Schule stecken und das Abitur machen.


    Also Unterstützung von Mama oder Papa oder Oma war bei mir nicht zu erwarten, im Gegenteil !


    Toll, wenn die Familie dahinter steht!


    Dafür habe ich an einer Tankstelle gejobbt deren Besitzer den Werner Schwärzel ab und an mit ner Tankladung Sprit unterstützt hat, er war damals aber noch nicht Weltmeister,
    so weit ich weiss, auf jeden Fall war er schon eines meiner Idole :)
    Ich habe mich immer gefragt wie die Jungs das hinbekommen, ich konnte mir mit 18 gerade mal ne 250er Triumph von 1952 leisten, die hatte 12 PS und ich habe sie damals selbst restauriert
    war aber stolz wie Bolle :blush2: eigentlich hätte es eine Horex Regina werden sollen, die mein Onkel noch hatte, um die zu finanzieren hatte ich schon meinen Plattenspieler und meine ganze Plattensammlung versilbert, in den Ferien 5 Wochen auf dem Bau malocht und Wochenends an der Tanke, doch das Geschäft kam nicht zustande, mein Onkel bekam kurz vor Abschluss eine Abmahnung meines Vaters,
    der es in letzter Minute spitz bekommen hat. ;(
    Naja der Virus ist geblieben! :D


  • Hallo hardy55


    da hab ich wohl was falsch gemacht! Startgeld habe ich nie bekommen nur bezahlt,das zugewiesene Übernachtungsquatier mit der Nennungsbestätigung war im Fahrerlager die Rheumerwiese ,mit einer Werbelackierung habe ich meine Reifen günstiger bekommen,mein Arbeigeber war ein Motorradhändler der mir die Möglichkeit gab im Winter zu arbeiten das ich im Sommer fahren konnte.


    Mein erster Sponsor spendirte mir 2 Lederanzüge,Helme,Stiefel und Handschuh, da kam man auch nicht weit mit. Wenn ich heute zurück blicke hab ich wohl damals ein Einfamilienhaus verfahren.


    Luftgekühlter Gruß Harry




    www.barbutzki.de

    voy en moto porque no tengo bicicleta

  • 10 Jahre Einfamilienhaus wären aber nicht so Schön und Erfahrungs- und Erlebnisreich gewesen wie 10 Jahre Motorradrennen, oder ????????????? :walklike:

  • Hallo TZfn


    R I I I C H T I G !!!!!!


    diese Zeit möchte ich nicht nicht mehr missen, aber wie ich das finanziell geschafft habe weiß ich selber nicht, wo ein Wille da auch ein Weg.


    Luftgekühlter Gruß Harry


    www.barbutzki.de

    voy en moto porque no tengo bicicleta

  • Hallo Harry,
    ich denke, weil man alles andere in den Hintergrund gestellt oder weggelassen hat und auch Unterstützung erfahren hat.


    Eher Wassergekühlten Gruß
    Sepp

  • ...war mit "Meisterklasse" (3=6) + Anhänger schon gut bestückt!!


    wir fuhren `63 zum Zuschauen, zahlten 10 Märker Eintritt pro Person und durften nicht ins Fahrerlager!
    Logische Folge: im Winter wird eine Taschengeld-Fuffziger aus Kreidler und Sachs Teilen gestrickt, und für 10 DM Nenngeld für 3 Personen "Fahrerlagerberechtigung" gekauft! (das Schönste war, das Nenngeld gabs zurück, wenn man am Training teilgenommen hatte!)
    Also, die selbstgestrickte 50er + Werkzeugkiste auf den leergeräumten Steib gestellt und die Adler MB250 zum Renntransporter umfunktioniert.
    Die Conti-Reifen kosteten 40 DM (und eine Werkbank für den LKW-Reifen-Verkäufer von Conti) und hielten von 1965-71)


    Der Stundenlohn in ner Auto-Bude lag übrigens bei 1,25 -2,00 Deutschmark/Std---der Lehrlingslohn bei 50 DM/Monat...... :pfeifen:

  • ja ich glaube ich war nicht angefressen genug, sonst hätte ich es getan und hätte alles andere hinter mir gelassen.
    Peter erzähl du doch mal wie du es gemacht hast!
    Als Reprofotograf war das Salär zwar nicht schlecht, aber soo üppig ja auch wieder nicht...
    :)

  • Es gibt da mehrere Versionen. Wie es genau war, weiß ich gar nicht mehr. Motorsport und Fußball waren schon immer wichtige Bestandteile meines Lebens. In meiner Grundschulklasse in Sielmingen auf den Fildern war einer meiner Mitschüler Herbert Stauch, der dann schon als Jugendlicher auf der dorfeigenen Motocross-Strecke regelmäßig trainiert hat. Später wurde er ein erfolgreicher Motocross-Fahrer. Sein Bruder Gerhard hatte im Dorf eine Tankstelle, war mehrmals deutscher Motocross-Meister und hatte ein Schaufenster, das bis zur Decke voller Siegerkränze war. Drei Kilometer entfernt im Nachbardorf gab es dann noch Willi Bauer, den wohl jeder kennt.
    So sind wir jedes Wochenende bei irgendeinem Motocross als Zuschauer gewesen und natürlich völlig infiziert. Nachteil war allerdings, dass mein Vater der Dorfarzt war und mir nie erlaubt hätte, selbst mitzufahren.
    Nach dem Tod meines Vaters sind wir nach Tübingen umgezogen, und meine erste Anlaufstelle dort war nicht der Fußballverein, sondern die Tankstelle von Günther Fischer. Dort traf ich regelmäßig Günther Fischer und Dieter Braun, die von ihren Renneinsätzen erzählten. Und nun trennen sich Pfade der Erinnerung.
    Ich bin der Meinung, Günther Fischer wollte mir seine luftgekühlte Maico RS2 andrehen, weil er auf eine wassergekühlte Maico RS3 umsteigen wollte. Sie haben mich 1971 mit dem Tschechen Jaroslaw Hopsa als Helfer auf den Nürburgring geschickt - ich soll mal mitfahren. Also das Schiebedach von meinem Käfer auf, Sitze raus , Maico rein - und los. Ab dann lief es dann digital: entweder runtergeflogen oder vorne dabei. Mein tschechischer Helfer meinte: "Wirst du Spitzfahrer, muss du noch viel lernen."
    Dann gibt es eine zweite Version von Waldi Nieser, die eigentlich viel schöner ist. Also Waldi ist nachts am pinkeln im Neckartal, als flachliegend ein Fahrer mit einer Ducati in voller Schräglage an ihm vorbeifliegt. Er macht ihn in Tübingen ausfindig und macht ihm ein Angebot, für ihn Jupo zu fahren. Das soll ich dann gewesen sein.
    Wie ich das finanziert habe? Wenig und schlecht gegessen (Thunfisch mit Erbsen, 98 Pfennig). Ab und zu kam eine kräftige Frau zu Waldi und kochte uns ein Pott Spagetti - das musste dann die Woche reichen. Ansonsten habe ich als Reprofotograf eigentlich immer eine Stelle gefunden, wenn ich Arbeit gesucht habe. Das waren noch traumhafte Zeiten im grafischen Gewerbe. Ach ja, in meiner Berufsschule war dann der 50er Fahrer Gerhard Singer in meiner Klasse, in der Parallel-Klasse Wolfgang Müller. Motorsport zu betreiben, war also nichts Ungewöhnliches.
    Wie es weiterging, erzähle ich dann später mal.
    Ein Haus habe ich inzwischen geschafft. :)

  • Tolle Geschichte Peter,
    so ähnlich habe ich mir das vorgestellt, Fortsetzung sehr erwünscht :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
    Gruss Jörg

  • Hi Fans,


    zum Beispiel mit Hilfe meiner Großeltern aus Schleiz. Dort war es normal und ein ausgesprochenes Privilleg, am Rennwochenende (vor und nach dem Krieg-bis etwa 1955) Fahrer bei sich zu beherbergen. Ich muß mal ins Familienalbum schauen, wenn ich mal wieder zu Hause bin. Da sind intressante Bilder drinn, die ich zuletzt wohl vor 40 Jahren angeschaut habe.


    Gruß Schorsch

  • Hi Fans,


    zum Beispiel mit Hilfe meiner Großeltern aus Schleiz. Dort war es normal und ein ausgesprochenes Privilleg, am Rennwochenende (vor und nach dem Krieg-bis etwa 1955) Fahrer bei sich zu beherbergen. Ich muß mal ins Familienalbum schauen, wenn ich mal wieder zu Hause bin. Da sind intressante Bilder drinn, die ich zuletzt wohl vor 40 Jahren angeschaut habe.


    Gruß Schorsch


    Stimmt,
    habe auch irgendwo noch ein Bild meines Vaters mit einer Schleizer Gastfamilie.

  • Dort war es normal und ein ausgesprochenes Privilleg, am Rennwochenende (vor und nach dem Krieg-bis etwa 1955) Fahrer bei sich zu beherbergen.


    Das ist aber heute auch noch üblich,zb.bei vielen Bergrennen.


    Ich erinnere mich zb.an das Wolsfelder Bergrennen......da war die Garage schon geräumt und die Betten bezogen.........bevor wir überhaupt angekommen waren.


    Immer wieder schön,auch das "Bergrennfest"auf der Wiese zwischen Fahrerlager und Startbereich :thumbsup:


    Gruß
    Classic Race Museum