Jugend fährt Klassik

  • Jugend und Klassik, ein Widerspruch? Nur das neueste ist doch interessant, das alte ist doch von gestern und ist uncool! Dass dieses Klischee nicht unbedingt stimmt, Jugend und Klassik sehr gut funktionieren kann, zeigen die Organisatoren der Klassik Trophy mit ihrem Projekt Junior Klassik. Jungen und Mädchen im Alter zwischen 15 und maximal 18 Jahren starten Dank Unterstützung ihrer Eltern auf mittlerweile rund 20 Jahre alten Sportmotorrädern. Dennoch gehören das vorwiegend aus Kawasaki ZXR 400 und Honda CBR 400 Maschinen bestehende Starterfeld keineswegs zum „Alten Eisen“, sondern die rund 60 PS starken Supersport-Maschinen sind immer noch auf einem hohen technischen Niveau.


    Während die Maschinen auf dem Gebraucht-Markt schon für maximal 2 000 Euro angeboten werden, stecken die Väter für die Überholung des Fahrwerkes und den Motor nochmals maximal 3 000 Euro hinein und haben damit für ihre Zöglinge ein preisgünstiges Einsteiger-Renngerät. Ein Vater eines Teilnehmers, der bereits im ADAC Junior-Cup gefahren war, brachte es auf den Punkt. „Die Saison mit Anschaffung der Aprilia RS 125 samt Unterhaltung hat mich weit über 20 000 Euro gekostet. Das kann ich mir beim besten Willen nicht dauerhaft leisten, zumal die sportlichen Perspektiven für meinen Sohn in dieser Serie sehr begrenzt sind. Der eventuelle Aufstieg in die IDM ist für mich leider nicht mehr finanzierbar.“


    So oder so ähnlich dachten noch weitere Eltern, die ihren Kinder aber gerne den Einstieg in den Rennsport ermöglichen wollen ohne sich selbst finanziell zu ruinieren. Sieben Jungs und ein Mädel nahmen die Gelegenheit wahr innerhalb der Klassik Trophy mit eigener Wertung als Klassik-Junior-Klasse dieses Projekt mit zu unterstützen. Gespannt waren nicht nur die Eltern, wie sich ihre jugendlichen Zöglinge schlagen würden? Ohne Scheu vor alten erfahrenen Piloten zeigten die 15 bis 18jährigen, dass sie auf ihren 400ern sehr schnell zurecht kommen und in ihren Startgruppen gegen Hubraum größere Maschinen sogar Gesamt-Siege heraus fahren können. Nur zwei von den 8 Startern hatten bereits im ADAC Junior-Cup Erfahrung auf den großen Rennstrecken gesammelt. Die anderen Piloten kamen aus dem Minibike -Cup und fuhren in der Vergangenheit nur auf den Kartkursen.


    Schon heute kann gesagt werden, dass der Versuch Jugend und Klassik Rennsport zusammen zu bringen gelungen ist. Obwohl die Maschinen älter sind als die Fahrer, sind sie doch so modern, dass sich die Piloten mit den klassischen Maschinen angefreundet haben. Die Fahrleistungen mit den rund 60 PS gepaart mit dem niedrigen Gewicht bieten eine sehr solide Grundlage für guten ansprechenden Sport. Besonders erfreut aber sind die Eltern, die somit viel Fahrerlebnis zu bezahlbaren Preisen ihren Kindern bieten können. Schon heute haben sich mehrere Eltern gemeldet, die nächstes Jahr ihren Kindern eine finanzierbare Möglichkeit des Rennsports bieten wollen, der trotz des Alters der Maschinen immer noch attraktiv für die Jugendlichen ist. Nicht jeder will und nur auserlesene können künftige Grand-Prix-Fahrer werden.



    Charlotte Antkowiak Kawasaki ZXR 400 - 1994



    Max Stroh Kawasaki ZXR 400 - 1994



    Aktueller Tabellenstand und Informationen unter: www.klassik-motorsport.com


    Text: Manfred John