Nürburgring soll verkauft werden

  • Vergangene Woche war 2 Stunden lang Kurt Beck zu Gast bei "SWR Leute". Dabei äußerte er sich auch zum Thema Nürburgring. Dort ist laut Becks Aussagen mittlerweile alles gut:"Es läuft, der Ring verdient Geld, hat Arbeitsplätze geschaffen und holt Leute in die Eifel!". Schuld an der Insolvenz sind selbstredend die Banken, die EU,andere böse Mächte und keinesfalls die Landesregierung. Hier zum Nachhören, ab Minute 17:20 zum Thema Ring. Allerdings ist auch das ganze 33 minütige Interview interessant für das Selbstbild eines Kurt Beck:


    http://www.swr.de/swr1/bw/prog…895042/1ypaf08/index.html

  • Am heutigen 30.01.2018 fand die mündliche Verhandlung der Klage des Bieters Nexovation vor dem Europäischen Gericht statt. Ein Urteil wurde heute nicht verkündet, die Präsidentin des Gerichts nannte auch noch keinen konkreten Termin für ein Urteil.


    Ich möchte den Hergang der vierstündigen Verhandlung nicht im Detail kommentieren, und es steht uns auch nicht zu, eine Bewertung vorzunehmen. Deshalb nur einige Informationen, da außer SWR und dpa nur wenige Zuschauer im Raum waren.


    Nexovation trat mit zwei Anwälten und Rob Sexton, dem Inhaber von Nexovation, an. Für die Europäische Kommission (KOM) waren es 3 Anwälte und 5 zusätzliche Kräfte. Das Gericht war mit 5 Richtern besetzt. Eine beeindruckende Situation, keine Frage. Die Verhandlung wurde mit Ausnahme von wenigen Sätzen auf Französisch auf Englisch geführt.


    Wie zu erwarten, gingen die Darstellungen der Anwälte von Nexovation und der KOM weit auseinander. Aus Sicht der KOM ist die Klage von Nexovation unzulässig und sollte abgewiesen werden. Dem widersprachen die Anwälte von Nexovation natürlich vehement. Auch in der Sache selbst gab es nur harten Widerspruch. So hält die KOM nach wie vor die Finanzierungsbestätigung der Deutschen Bank für völlig ausreichend, während diese von Nexovation als "flower letter" bezeichnet wurde.


    Die Richter waren exzellent vorbereitet und haben sehr exakte Sachfragen gestellt. Über etliche Details wurde lange diskutiert, z.B. über die Frage, ob und wann Nexovation im Wettbewerb zu capricorn stand.


    Was kann man vom heutigen Tag mitnehmen?

    Die juristischen Details sind leider recht unverständlich, wenn man sich nicht intensiv mit der Sache und dem dort verhandelten Recht beschäftigt hat. Der Umfang der Akten dürfte mittlerweile bei mehreren Tausend Seiten liegen. Auch ich habe heute vieles hinzugelernt, insbesondere wieder, dass das eigene Rechtsempfinden nicht notwendigerweise mit einer präzisen juristischen Darstellung übereinstimmt.


    Die heutige Verhandlung zeigt aber klar auf, dass die Aussage, aus den EU-Klagen würde nichts werden, möglicherweise verfrüht war. Es wurde auch bereits auf die Klage von JzN verwiesen, die ebenfalls einen Einfluß auf das Gesamturteil in der Sache haben wird.


    Damit wird nun auch leichter verständlich, warum JzN ständig ein besonderes Augenmerk auf die Klage von Nexovation geworfen hat. Diese Klage ist real und wird nun bis zum Urteil verfolgt werden. Hat sie Erfolg, dann ist es entscheidend, dass noch eine weitere Partei an der Auseinandersetzung beteiligt ist, und das ist dann JzN.


    Wie geht es nun weiter?

    Das EuG wird ein Urteil verkünden oder sogar möglicherweise zusätzliche Verhandlungstage anberaumen. Wie das Urteil aussehen könnte, und wann es verkündet werden könnte, wäre reine Spekulation, die ich nicht betreiben möchte.


    JzN wartet nunmehr auf die Ankündigung des eigenen Termins. Angesichts der Tatsache, dass heute die Nexovation-Verhandlung war, erscheint uns ein Termin in der ersten Jahreshälfte 2018 als realistisch. Auch in diesem Fall könnte über einen möglichen Ausgang nur spekuliert werden.


    Nur soviel noch: gegen ein Urteil beim EuG kann Berufung eingelegt werden beim Europäischen Gerichtshof (EuGH). Das wären dann sicher noch einmal 3 Jahre.

  • Wilhelm Hahne schreibt dazu auf http://www.motor-kritik.de .....


    „Nürburgring: EU hält Klage für unzulässig“

    Da lässt die EU-Kommission tatsächlich durch ihren Anwalt vortragen – wie ich hier lese:

    „...das Unternehmen aus Tennessee sei ‚keine interessierte Partei‘. Nexovation sei nicht auf dem Markt von Rennstrecken aktiv, die Firma könne daher nicht durch den Verkauf an Capricorn in ihrer Konkurrenzfähigkeit betroffen sein.“ ...

    Man muss hier den Eindruck haben, das beim Sprachengewirr hier jemand etwas falsch verstanden hat. Die EU-Kommission hatte in ihrem Gutachten vom 1. Oktober 2015 ausdrücklich festgestellt, dass nur die Fassung in deutscher Sprache gilt. Jetzt wird vor Gericht in englischer Sprache – mit ein paar französischen Einwürfen – verhandelt. -

    (Englisch ist übrigens die Sprache des Landes, das inzwischen seinen Austritt aus der EU verkündet hat. Und der die größten „Beiträge“ bei der EU einzahlt ist – Deutschland.)

    Niemand weiß zur Zeit, wie das Gericht in Luxemburg entscheiden wird, da das Urteil erst in einigen Wochen verkündet wird. Wie es auch ausfällt: Es wird ein Berufungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof geben. - In Jahren!

    Für mich ist klar: Der Kauf des Nürburgring durch den jetzigen Besitzer - eines Russen – hat eigentlich nichts mit dem mehr als eigentümlichen „Verschachern“ zu einem „Sonderpreis“ an Capricorn zu tun. Es ist eigentlich ein zweiter Verkauf. - Und es wird nicht der Letzte sein!

    Die Abläufe, die zum Verkauf an Capricorn führten, waren mehr als eigentümlich. Meine Aussage, direkt nach dem Verkünden des Verkaufs, ist heute noch auf den Internetseiten von „auto motor und sport“ nachzulesen, wo unter dem 11. März 2014 geschrieben wurde:

    „Der Journalist Wilhelm Hahne, der 2009 ein viel beachtetes Buch zu den Vorgängen am Ring in der letzten Dekade geschrieben hat, sieht jedenfalls schwarz, auch mit Capricorn: "Für mich haben wir heute den Start in eine neue Insolvenz erlebt."

    Denn natürlich war die Finanzierung nicht gesichert. Es gab keine vertraglich gültige Zusage der Deutsche Bank gegenüber Capricorn – bzw. Robertino Wild -. Das Papier war von Robertino Wild, in dem er u.a. als Sicherheit „seine“ Kunstsammlung abgetreten hätte, nicht unterschrieben. Darum wurde auch von der Staatsanwaltschaft Koblenz das Ermittlungsverfahren gegen ihn (wegen Doppelbeleihung) eingestellt.

    In den nächsten Wochen wird – das nur so nebenbei – beim OLG in Düsseldorf richterlich festgestellt werden, ob ihm die Kunstsammlung, die dann dem Insolvenz-Sachwalter als Sicherheit für eine nicht erfolgte vertragsgemäße Zahlung überschrieben wurde, überhaupt in Gänze gehörte! - Der Insolvenz-Sachwalter hatte das nicht geprüft!

    Zur Zeit des Verkaufs des insolventen Nürburgrings als Sachwert der Insolvenzmasse, für die auch die Zusage des Gläubigerausschusses erforderlich war, war auch – wie „damals“ interessierte Unternehmer feststellen mussten – eine Kreditfähigkeit der Firma Capricorn in Höhe des Nürburgring-Kaufpreises nicht gegeben. (Das müsste heute noch bei den entsprechenden Kredit-Auskunfteien feststellbar sein.) - Obwohl dieses Objekt eigentlich den zehnfachen Wert darstellt!

    Trotzdem wurde Capricorn von den verantwortlichen Politikern in Mainz als Vorbild eines deutschen mittelständischen Unternehmens dargestellt und es befremdet mich noch heute, dass am Tag des Vertragsabschlusses Frau Malu Dreyer persönlich nach Koblenz angereist war. - Damit nichts schief ging?

    Es hat an diesem Tag lange gedauert. Nur ein Mitglied des Gläubigerausschusses hat mit NEIN gestimmt, weil er den Inhalt des Vortrages zur Kreditwürdigkeit des Käufers durch den Insolvenz-Sachwalter nicht nachvollziehen konnte. - Er, der als Einziger Durchblick bewies, wurde danach von den „Verantwortlichen“ geschnitten!

    Robertino Wild hatte in dieser Zeit wohl wirklich einen finanziellen Engpass, den er dadurch auszugleichen suchte, dass er seinen „Teilhaber“ beim gemeinsamen Kauf, dann um den Betrag von 500.000 Euro anging, den der dann später, nach vergeblicher Rückforderung, einklagen musste. - Mit Erfolg!

    Abenteuerlich auch die Vorgänge um den Verkauf an Capricorn im Vorfeld: Ende Januar 2014 habe ich die Herren Wild und Dr. Heinemann (= Capricorn, die Käuferfirma) in einem persönlichen Gespräch erlebt. Damals habe ich danach gefragt, ob man am 16. Januar 2014 – also nur wenige Tage vorher – in Mainz gewesen wäre.

    Dr. Heinemann hat mir damals dazu erklärt, dass es möglich sei, dass er in Mainz gesehen wurde, da er wohl – das wäre möglich – zu diesem Zeitpunkt seinen alten Kunden Boehringer in Ingelheim besucht habe.

    Ich hatte die Information, dass man bei Malu Dreyer gewesen sei. Meine entsprechende Anfrage bei Evelyn Lemke (damals Ministerin) wurde ausweichend beantwortet.

    Monate später hat sich dann meine Information bestätigt. Lt. Darstellung aus dem politischen Mainz, handelte es sich um einen Kennenlern-Gespräch. Es muss gut verlaufen sein. Denn der Verkauf des Nürburgrings wurde nicht – wie angekündigt – zum 31. März 2014, sondern vollkommen überhastet (!), nach einer kurzfristig einberufenen Sitzung des Gläubigerausschusses, schon am 11. März 2014 mit dem Vertragsabschluss beendet.

    Und zufällig wurde dann der kranke Kurt Beck später Berater bei Boehringer. - Zufälle gibt es! - Es kann natürlich auch sein, dass Kurt Beck zu dieser Zeit bei Boehringer genauso gebraucht wurde, wie… - Ich möchte hier niemanden diskriminieren!

    Die EU-Kommission möge entschuldigen, dass ich hier DEUTSCH geschrieben habe. Englisch wäre vielleicht verbindlicher gewesen, weil man dort „die Umschreibung mit to do“ kennt. Und auf Französisch hätte das alles viel eleganter geklungen.

    Der Nürburgring-Verkauf verlief nach offizieller Darstellung „offen, transparent und diskriminierungsfrei“. - Vielleicht sollte man das nicht so wörtlich nehmen. Die KPMG hat dafür auch nur Millionen genommen. Und die Landesregierung war wohl auch zufrieden.

    Bis dann – ausgerechnet – an dem Tag, an dem Malu Dreyer Robertino Wild bei einer Reise zum Nürburgring (mit Pressebegleitung), wo sie diesen Mann und seine Firma optimal verkaufte, die RLP-Regierungschefin ein Brief der Anwälte von Nexovation erreichte. Und ich habe persönlich mit erlebt, wie plötzlich die Stimmung umschlug. - Von nett und verbindlich hin zum angriffslustig und sehr gereizt!

    • Toller Tanz in dem Mai!

    Der wahrscheinlich in Jahren noch nicht ausgestanden ist.