Klassik Zweitakt Cup 2011 - Die Saison

  • GP 250
    In einem gemeinsamen Rennen gestartet, aber in drei Sonderwertungen waren die Piloten der Viertelliterklasse unterteilt. Schließlich galt es Maschinen der Baujahre 1968 bis 1990 zu werten. Es wäre ungerecht gewesen, die Einzylinder-Maico mit Stahlrohrrahmen mit den modernen wassergekühlten Yamaha mit Deltabox-Fahrwerk gemeinsam zu werten.
    In der Klasse S3 (Sonderwertung 3) fuhren die moderneren Maschinen von 1984 bis 1990. Doch wie sich bei den einzelnen Veranstaltungen zeigte, waren sie keineswegs den moderneren Konkurrenten überlegen. Der im schönen Bad Wimpfen bei Heilbronn beheimatete Engländer Chris Thompson hatte nach gelegentlichen Einsätzen im vergangenen Jahr seine Yamaha dieses Mal für die gesamte Saison flott gemacht. Nach der in seiner Nähe gelegenen Auftaktveranstaltung in Walldürn mit Platz 3 und 2 gewann er beide Läufe auf der Dahlemer Binz. In Berlin waren es die Platze 2 und 1, die ihm schließlich den nötigen Vorsprung für das Finale in Oschersleben sicherten. Dort hatte der Mann mit der Nickelbrille, der auf der Motorradsport begeisterten Insel das Rennen fahren gelernt hatte, mit Zündproblemen zu kämpfen. Doch die Kollegen halfen aus und so konnte er nach einer Not-Reparatur wenigstens beiden Läufe zu Ende fahren. Den Gesamtsieg war der Lohn für die Mühe.
    Auf Rang zwei kam der in Regensburg wohnende Thomas Wittig, der einst im Osten Deutschlands erfolgreich Rennen fuhr. Da er die Flugplatzrennen in dieser Saison meidete, punktete der Yamaha-Pilot nur in vier Läufen. Das aber reichte aus, um Umsteiger Ralf Druschel auf Platz 3 zu verdrängen. Der Hesse war Anfang der Saison wenig erfolgreich auf einer Yamaha gestartet, die er zur Mitte des Jahres gegen eine Honda NSR 250 getauscht hatte. Mit seiner beherzten Fahrweise sicherte er sich in den letzten Rennen noch den Podiumsplatz.
    Mitfavorit um den Gesamtsieg, Peter Loda, musste mit gesundheitlichen Rückenproblemen auf die beiden letzten Veranstaltungen verzichten und wurde daher nur vierter. Technische Probleme an seiner Yamaha bei den letzten Läufen vereitelten bei Sven Bennin eine bessere Platzierung als Rang 5.


    Geamtklassement GP 250, Sonderwertung S3


    Gleich vier Fahrer machten sich in der Wertung der GP 250 S 2 der Baujahre 1973 bis 1983 Hoffnungen auf den Pokal. Beim Auftakt in Most war der in der Nähe von Salzburg beheimatete Werner Reuberger noch mit seiner Yamaha ausgerückt. Aber die war gegen die mit Rotax-Motoren befeuerten Renner der Konkurrenz unterlegen. Doch schon beim zweiten Event tauchte der Halleiner mit einem eben solchen Gerät, einer Bakker-Rotax, auf. In einer Erfolgsserie mit 7 Siegen legte er den Grundstein für den Gesamtsieg. Dahinter war es Stefan Tennstädt, der dem Österreicher das Leben schwer machte. Aber nach einigen technischen Problemen musste sich der Mann aus dem Vogtland mit Rang zwei zufrieden geben, wobei er den ersten und letzten Lauf gewann. Vorjahressieger Michael Wild auf seiner Fior-Replika oder die auch mal Virus heißt und in der ein Rotax-Motor für den schnellen Vortrieb sorgt, blieb nichts anderes übrig, als das Geschehen der beiden Kontrahenten von Platz drei aus anzusehen. Mit viel Hoffnungen in die Saison gestartet, aber letzten Endes doch chancenlos gegen die mit Rotax-Aggregaten angetriebene Konkurrenz blieb Peter Marquardt auf seiner Ex-Martin-Wimmer-Yamaha nur der undankbare Platz vier übrig. Zwischendurch schipperte der Mann vom Bodensee noch in den Hafen der Ehe.


    Geamtklassement GP 250, Sonderwertung S2


    Ganz auf ein Duell der beiden Wiener Freunde Heinz Meidinger und Wolfgang Prutscher lief es in der Klasse der luftgekühlten Zweizylinder und wassergekühlten Einzylinder hinaus. Vor dem Finale in Oschersleben trennte die beiden nur 8 Punkte. Da Meidinger beim vorletzten Lauf in Berlin gestürzt war und sich noch nicht fit für das Finale fühlte, hätte Prutscher eigentlich ein leichtes Spiel gehabt, den Cup zu gewinnen. Aber technische Probleme an der in die Jahre gekommenen Yamaha TD 2, die einst Rodney Gould zu Grand-Prix-Siegen fuhr, vereitelten einen Sieg. So konnte Meidinger letzten Endes kampflos überraschenderweise den Pokal für den Gesamtsieger in Empfang nehmen. Dahinter war es Volker Klose auf einer luftgekühlten Yamaha, der sich mit zwei Laufsiegen im Finale punktgleich Rang drei sicherte. Den teilte sich der Wiesbadener mit dem Markkleeberger Thomas Körner auf einer luftgekühlten Einzylinder-Maico. Der wiederum blieb vor seinem Markenkollegen Martin Gürth, dessen Arbeitsgerät einst im Maico-Cup eingesetzt wurde.


    Geamtklassement GP 250, Sonderwertung S1



    Tennstädt, Reuberger, Wild



    Thompson, Schäfer


    GP 350
    Nicht nur Dank seiner Konstanz mit ersten und zweiten Plätzen bei 10 Rennen, sondern mit seiner unauffällig schnellen Fahrweise, konnte sich der Ahrweiler Bernd Cohnen in der stark besetzten 350er Klasse souverän den Gesamtsieg holen. Dahinter musste der Schwabe Martin Exner zunächst um Platz zwei bangen. Beim Finale in Oschersleben vereitelte ein abgezogenes Kabel im ersten Lauf eine Platzierung, doch zu Lauf zwei war der Schaden an seiner TZ wieder behoben. Der Platz auf dem Treppchen war sicher. Rang drei blieb in der Familie Cohnen. Er ging an Sohn Achim, der zu Beginn der Saison seinem Vater das Leben auf der Rennstrecke schwer gemacht hatte. Rang vier und fünf teilten sich beiden Österreicher Christoph Eder und Norbert Moser auf ihren Yamahas, die gemeinsam im Transporter die Reisen zu den Veranstaltungen auf sich nahmen.


    Geamtklassement GP 350



    GP 500/F750


    Eigentlich hätten es 10 Siege bei 10 Starts werden soll, doch am Ende waren es nur 8 Siegerpokale, die Rolf Aljes auf der Dreizylinder Honda RS 500 mit nach Hause nahm. Ein Sturz beim Training im Finale vereitelte die makellose Serie, bei der er sich verletzte, eine Schnittwunde am Unterarm und Prellungen am ganzen Körper davon trug. Dennoch reichten die Saisonerfolge für den Gesamtsieg des Duisburgers, der mit der seltenen Maschine und seiner beherzten Fahrweise das Publikum begeisterte, mit der er schon 1994 den Meistertitel eingefahren hatte. Als alter Hase im Renngeschehen, aber als Neuling im Zweitakt-Cup, trat Ulli Heuer mit einer Yamaha TZ 750 an. Es dauerte einige Rennen, bis der Inhaber einer Betonzerstörfirma sich mit dem „Biest“ angefreundet hatte. Seine Yamaha aber bewegte er ohne Schaden um die Strecke. Der Vierzylinder flößte schon damals den Fahrern viel Respekt ein. War das Fahrwerk der enormen Leistungsentfaltung nur ungenügend gewachsen und galt als schwer zu bändigen. Aber dann lief es immer besser bei ihm und schließlich krönte der Doppelsieg in Oschersleben seine Saison. Rang drei ging an Hans Scheufens, der eine seltene König-Rennmaschinen einsetzte, deren Hubraum er anstelle der 499 cm³ auf 738 cm³ Hubraum erweitert hat. Allerdings verhinderte ein kapitaler Motorschaden den Einsatz bei den letzten Veranstaltungen.


    Geamtklassement GP 500/F750



    Heuer, Aljes


    Text: Manfred John