Die schwimmende Honda Fireblade

  • Von der Honda Fireblade ist ja bekannt das sie ein sehr zuverlässiges und schnelles Motorrad ist.
    Ein rassiges Design und ein Spitzenfahrwerk das sich durch die Kurve jagen lässt wie ein Schienenzug, sie verzeiht dem etwas ungeübteren Fahrer auch so manchen Fehler.
    Nur das die Maschine auch schwimmen kann das wussten wir bis dahin auch noch nicht. Glaubt Ihr nicht? Na dann lasst mich mal erzählen: Wir waren gerade wieder zurück von der Mittagspause, als ein großer, etwas stabilerer Kunde, mitbananen gelbem Lederkombi und schwarzen Streifen durch den Verkaufsraum ins Büro hereinkam. Er hatte noch den Helm auf und so konnte man noch gar nicht erkennen wer sich da unter dem Helm verbarg. „Guten Tag!“ hörte man hinter dem Visier und auch wir grüßten freundlich zurück. Dann öffnete der Kunde seinen Helm und zog ihn ab und jetzt erst sah man richtig das es eine Frau war. Mit tiefer Stimme sagte sie dann nochmals „Hallo“ und fragte uns, ob sie denn ihr Motorrad bei uns zum Kundendienst bringen könne. Sie wäre hier im Urlaub in Deutschland und besuche gerade ihren Cousin der ganz in unserer Nähe wohnte. Dort hatte Sie im Moment ihr Quartier und kam deshalb zu uns um Ihr Fahrzeug warten zu lassen.
    „Na klar können se die Maschine brenga!“
    Ich griff nach einer Arbeitskarte um mir die Adresse zu notieren und die Daten der Maschine auf zu nehmen. Ihr Name sei Helene und das Motorrad eine neue Fireblade. Ich hielt inne beim schreiben, denn ich konnte mir nun gar nicht vorstellen, das diese nette Frau, als Urlaubsmaschine, eine solche Sportmaschine benutzen würde und so fragte ich vorsichtshalber noch einmal nach.
    „Sie henn wirklich a Fireblade? Ned ebbes anderes?“
    Bestimmt dachte sie ich hielte sie für doof, aber ich konnte mir echt nicht vorstellen das sie so was fuhr. Sie war auch einfach nicht auf Anhieb der Typ für so eine Maschine.
    „Ja eine 2002 die ich in Düsseldorf ganz neu gekauft habe. Passend zu meinem Kombi in gelb.“
    „Echt on mit so ebbes fahred se em Urlaub romm?“ fragte ich erstaunt.
    „Ach ja, ich hab zu Hause die gleiche Maschine und ich liebe es schnell zu fahren!“
    Ich konnte es nicht fassen denn die Dame sah wirklich nicht aus als ob sie etwas anderes als einen Roller fahren könnte. Ja ja ich weiß, ich mit meinen blöden Vorurteilen. Dem Akzent nach hatte ich vermutet daß sie vermutlich aus Holland kommen würde, aber sie erklärte mir das sie aus Melbourne komme und nur so gut deutsch sprach da ihre Vorfahren aus Deutschland kamen.
    Die Frau beeindruckte mich immer mehr und so hatten wir bald ein langes Gespräch in dessen Verlaufe sich zeigte, das ich ihr noch manche coole Strecke zeigen konnte, die sie in unserer Gegend noch abgrasen konnte.
    Das gefiel ihr sehr gut und wie gesagt wir hatten viel Spaß mit ihr da sie sehr viel Humor hatte, wie wir auch noch später feststellen konnten. Sie war so nett das wir auch noch meine Mutter einschalteten und sie dazu
    überredeten mit Helene zusammen eine Tour zu machen.

    Helene war froh über diese Abwechslung da sie schon zig Tausend km auf der Fireblade unterwegs war und nun auch mal gerne ein paar Meter im Auto die Landschaft genießen konnte. Außerdem ist meine Mutter eine gute Fremdenführerin und so planten die Zwei eine Tour für den nächsten Tag.
    Die zwei hatten einen Mordspaß auf diesem Trip.
    Wir sahen uns danach noch öfter und Sie erzählte uns auch viel aus ihrem Leben unter anderem auch von ihren schweren Motorrad Unfällen, die einem die Haare zu Berg stehen ließen. Ich wunderte mich das sie nach den Erlebnissen noch immer gerne schnell fuhr.
    Sie erzählte auch von Ihrer Zeit als Gewichtheberin und es wurde wieder lustig wenn Sie erzählte. Die Frau ließ auch gar nichts aus und wir hatten wie gesagt sehr viel Spaß mit ihr.
    Nach einigen Tagen fuhr Sie dann weiter in die Schweiz und weiß der Schinder noch wohin. Sie hatte noch Pläne für viele Tausend weitere Kilometer im Gepäck. Leider verlief diese Tour dann doch nicht ganz ohne Probleme und Sie hatte dann Pech.
    Nach einer großen Tour durch die Schweiz rief sie uns ganz aufgeregt an.
    „Mein Motorrad ist kaputt!“
    „Ha jetzt beruhig de erschd a moal was isch denn los?“
    „Ich hatte einen Unfall mit der Fireblade!“
    „Oje isch dir was bassiert?“
    „Nein aber das Motorrad läuft nicht mehr!“
    „Worom wa isch denn passiert?“
    „Ha ich bin von der Straße abgekommen und gestürzt!“
    „Oje!“
    Aber es ist nirgends dagegen sondern nur über eine Wiese!“
    „On wa isch am Modorrad hee?“
    „Man sieht so nicht viel, ein paar Kratzer aber sie läuft einfach nicht mehr!“
    „Des isch aber komisch normal laufed se noch amm Sturz eigentlich noo!“
    Dann endlich rückte Sie mit der ganzen Wahrheit heraus. Etwas kleinlaut fügte sei dann hinzu:
    „Na ja sie ist auch in einen Bach gefallen!“
    „Wia en an Bach gfalla? Ganz nei ?“
    „Ja sie war ganz unter Wasser aber das erzähle ich später, könnt ihr das Motorrad holen es steht wieder in Altensteig!“
    „Wia bisch denn noa doa na komma?“
    „Mein Cousin hat mich hergebracht, der Unfall war bei Stuttgart gewesen!“
    Sie erklärte dann Conrad wo die Maschine jetzt steht und er fuhr dann mit dem Hänger dort hin um sie ab zu holen. Wir konnten es gar nicht glauben und waren schon sehr gespannt was uns Helen zu berichten hatte. Helene kam mit und war ganz aufgeregt das die Maschine kaputt war.
    „So jetz vozehl moal!“
    Wir hatten ihr schon deutlich gemacht dass ein Motorrad mit so viel Elektronik drin bestimmt nicht mehr zum reparieren ist. Die Erfahrung hatten wir schon bei meines Opas Autos gemacht, die vor einigen Jahren im Hochwasser untergingen. Damals war es uns nur gelungen den ältesten der drei Wagen wieder zum laufen zu bringen und das auch nur mit sehr viel Aufwand. Aus dem Automatikgetriebe des Wagens ließen wir damals über 10 Liter Wasser heraus, die Sitze und alles wurden ausgebaut und getrocknet, alle Schalter getrocknet, Eimerweise Schlamm aus dem Wagen geholt und was sonst noch alles. Der Wagen war noch ein alter Volvo ohne groß Elektronik darin und nur deshalb konnten wir ihn wieder richten. Aber noch Jahre danach mussten wir immer wieder Schalter wechseln in denen noch getrockneter Schlamm war, Unglaublich.
    Aber zurück zu Helene die gerade erzählen wollte.
    „Ach ich war gerade so schön am fahren und dabei vielleicht etwas flott unterwegs, die Gegend war so schön und mit so vielen Kurven. Ich war gerade so in Fahrt, als ich feststellte das da eine sehr scharfe Kurve kam und ich nicht mehr bremsen konnte. So bremste ich schnell und fuhr einfach gerade aus. Dann kam viel Gras aber dort war dann rutschig und ich stürzte hin. Ich hatte viel Glück, da dort kein Baum stand und ich sauber über das Gras wegrutschte. Aber dann!“
    „Was dann?“ fragte ich interessiert als sie ein kurze Pause machte.
    „Ja dann kam die Böschung und da rutschte das Motorrad dann runter in einen Bach.! Ich hinterher. Ich sah noch wie sie mit einem mächtigen Platsch im Wasser landete und das Wasser dabei ganz hoch spritzte. Ich wieder hinterher.
    Ich war ganz erstaunt, dass Sie ziemlich lange schwamm bevor sie dann später unterging und ganz im Wasser verschwand.“
    „Ha des gids doch ned!“ schrien wir im Chor und fingen an zu lachen denn es war so lustig wie Helene das erzählte, man konnte es sich richtig vorstellen.
    „Und weiter?“
    Helene setzte Ihre Kaffeetasse wieder auf den Unterteller und erzählte weiter.
    „Ja und dann überlegte ich, das ja meine ganzen Papiere in dem Tankrucksack waren und ich musste schnell handeln.
    Ich sprang dann schnell hinein und schwamm schnell zu dem Motorrad und versuchte den Tankrucksack zu retten. Der hatte sich schon durch den Aufprall gelöst und war am davonschwimmen. Ich kraulte, so schnell ich konnte, hinterher denn die Papiere waren sehr wichtig. Das ganze war gar nicht so einfach denn meine Kombi war schon voller Wasser und zog mich heftig runter. Ich konnte auch kaum noch atmen da auch mein Helm ganz mit Wasser gefüllt war und ich immer wieder Wasser schluckte. Aber ich schaffte es dann doch den Rucksack zu greifen und im Schwimmen schmiß ich den Rucksack, aus dem Wasser ans Ufer, um dann schnell wieder zu meinem Motorrad zu schwimmen. Langsam ging mir die Puste aus und ich
    wusste nicht ob ich das hier überleben würde.“

    Wir hingen gebannt an ihren Lippen und horchten ihr zu, so was hatten wir noch nicht gehört und wir kugelten uns schon fast vor lachen.
    „Weißt du dann habe ich irgendwann versucht den Grund zu erreichen und ich musste feststellen das das Wasser nur etwa hüfttief war. So eine Scheiße und ich bin die ganze Zweit geschwommen. Und beinahe ersoffen.“
    Wir trockneten nun die Tränen aus den Augen.
    „Dann bin ich aufgestanden und habe erst mal den Helm aufgemacht. Das Wasser ist einem großen Schwall aus dem Visier geschossen als ich das Visier aufgemacht hatte. Ich konnte nun wieder sehen und hastig riss ich mir den Helm herunter und schmiss den Helm auch ans Ufer. Dort waren in der Zwischenzeit zwei Männer gestanden und schauten mir interessiert zu.“
    „Brauchen sie Hilfe?“
    „Ja das wäre schön wenn sie mir helfen würden mein Motorrad heraus zu holen!“
    Die zwei Männer sahen sich an und überlegten das sie bei dieser Aktion ja nass werden würden und so riefen sie ihr zu sie solle die Maschine an das Ufer bringen dann könnten sie helfen.
    „Solche Arschlöcher!“ dachte unsere Helene und watete wütend zu ihrem Motorrad dessen rote Farbe, im klaren Wasser, schön zu sehen war.
    Sie bückte sich und griff an den Lenker um sie hoch zu ziehen.
    Da kam ihr ihre Ausbildung zum Gewichtheber sehr zu Gute und mit einem lauten „Urrraa!“ riss sie die Maschine wütend hoch.
    Wenn sie gekonnt hätte dann hätte sei gerne den zwei Deppen am Ufer das Teil an den Schädel geschmissen so blöd aber auch eine Frau alleine ihr Motorrad bergen zu lassen.
    Charakter hatten die zwei Idioten auf jeden Fall gar keinen.
    Helene war doch sehr erstaunt wie leicht die Maschine im Wasser zu tragen war und sie zog die Maschine ans rettende Ufer wo sich dann auch die zwei Deppen sich erbarmten und ihr dabei halfen das Motorrad den kleine Hügel hoch zu schieben.
    Dort setzte sich unsere gute Helene erst einmal hin und holte tief Luft.
    Alles war gerettet aber pitschnass.
    Nun da die Maschine bei uns stand und wir nun wussten wie alles passiert war machten wir ihr keine zu großen Hoffnungen das diese Maschine jemals wieder laufen würde denn die Fireblade ist voll mit Elektronik und die ist relativ empfindlich.
    Wir begutachteten die Maschine und betrachteten fasziniert wie hoch das Wasser im Scheinwerfer stand.
    Da hätte man bequem Goldfische darin halten können.
    Im Tank war alles voll Wasser und selbst im Öl und Getriebe war mehr Flüssigkeit als dort reingehört.
    So ließen wir nun erst mal alles ab und trockneten alle Schalter und Teile die wir erreichen konnten so gut wir konnten.
    Die Scheinwerfer Platinen und Rückleuchte trockneten wir auf der Heizung und überall lagen weitere Teile herum zum trocknen.
    Als wir dann alle Flüssigkeiten mehrmals gewechselt hatten und die Elektronik einigermaßen trocken war entschlossen wir uns zu einem Probelauf.
    Den Motor hatten wir sicherheitshalber erst einmal von Hand gedreht und somit war kein Wasserschlag zu erwarten.
    „Wrrrrrrrrrrrrrruuuuuuummmmmmm und auf einmal gab es einen Riesen Schlag und ein Schwall Wasser schoß aus dem Auspuff der die ganze Wand und Werkstatt versaute. Aber die Maschine lief ohne Mucken.
    Unglaublich und sie hatte auch keinerlei Mängel danach.
    Helene fuhr noch einige Tausend Kilometer und das einzige das noch kaputt ging war die Lambdasonde aber das hatte vielleicht auch andere Gründe.
    Das grenzte eigentlich an ein wunder und zeigte doch auch was für eine Qualität die Honda hatte denn wir hatten echt gedacht bei so einem Unfall
    wird die Maschine nie mehr laufen.

    Helene verkaufte dann die Maschine an Ihren Händler wo sie sie gekauft hatte und wir wissen das die Maschine noch immer läuft und mittlerweile über 40 000 km runter hat.
    Das soll mal einer mit einer anderen Maschine nachmachen, das geht nur mit Honda.
    Helene ist mittlerweile zurück in Australien und rast dort mit ihrer Fireblade durch den Bush.
    Sie ist übrigens die einzige Frau die ich jemals sah die es schaffte die Fireblade über den Ständer gekippt um 180° Grad zu drehen um sich das umständliche Schieben zu sparen.


    Die hat was drauf.

  • Soichiro Honda wuerde sich ueber Deine Geschichte freuen.


    Mail an Dich ist unterwegs.


    Sag' Deinen Damen - Finger weg von Charly's mail - nicht dass sie wieder im Muelleimer landet.


    Salve