Spätherbst, Ende der 1970iger Jahre, Schmuddelwetter vom feinsten, aber im Schwäbischen Wald lockt das kleine Treffen eines befreundeten Motorradclubs. Bloß wie hinkommen? Die Yamaha XS 650, meine japanische Lady wegen hohen Versicherungsprämien und schmalem Geldbeutel ist abgemeldet und das Wintermopped, eine Hercules K 101 (Baujahr 1961) mal wieder defekt. Mitfahren in einem Auto kommt nicht in Frage, ist ja schließlich nicht standesgemäß und wer möchte schon als Discogänger oder Weichei angesehen werden. Also als Sozius auf eine Enduro Honda XL 250 S meines besten Kumpels gestiegen (müssen wir damals noch schlank gewesen sein) und eingeklemmt zwischen Gepäck und Fahrer geht es los. Schnell noch bei Kumpel G. vorbei, aber bis der mal wieder Kundendienst und Beladung seines BMW R 50 Gespanns abgeschloßen hat, ist es später Samstagnachmittag. Endlich geht es los, das Gespann besetzt mit drei Personen vorneweg, wir hinterher. Die Fahrt selbst ist für mich eigentlich recht langweilig, sehe nach vorne ja nur die Belstaff-Wachsjacke meines Fahrers. Bei unserem Fahrstil damals vielleicht ja auch kein Fehler.Beim Überholen eines LKWs, der uns über eine längere Strecke eingesaut hatte, drehe ich dann den Kopf nach links um nicht zuviel Gischt abzubekommen. Aber was ist denn das? Da sitzt doch tatsächlich so ein Typ auf einem Fahrrad im Straßengraben und winkt uns mit der Faust zu. Naja habe ja heute meinen freundlichen Tag und eh nichts zu tun, also freundlich zurück gewinkt und noch gedacht: Kaum bist du aus deinem Landkreis raus, ändern sich schon die Sitten und Gebräuche. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir dann den Festplatz und jetzt schütteln sich erstmal alle vor Lachen aus und ich werde auch aufgeklärt. Unser Gespannfahrer hatte genug von dem LKW, aber schlechte Sicht nach vorne und da er kein Licht eines entgegenkommenden Autos sah, auf einem kurzen geraden Stück einen Gang runtergeschaltet und dann rausgezogen..... den entgegenkommenden Fahrradfahrer hatte er nicht gesehen. Der Sportfreund erschrak jedoch und fuhr schnurrstrack in den Graben. Sein Winken war wohl dann doch nicht so freundlich gemeint. Selbst schuld, was muß der Kerl bei so einem miesen Wetter auch Fahrradfahren und das auch noch ohne Licht.