Pech gehabt am Schauinsland

  • Wir schreiben das Jahr 1978. Ich absolvierte gerade meine erste Saison im OMK- und OMK Bergpokal und hatte auch fuer das Bergrennen am Schauinsland in der 350er Klasse genannt. Ein paar Tage vor dem Rennen war ich aber gerade dabei zu ueberlegen meine Teilnahme abzusagen, da ich kein Transportfahrzeug zur Verfuegung hatte. Da rief mich 2 Tage vor dem Rennen mein Kumpel Bernd M. an, der dort als Beifahrer von Egon Sch. am DM Lauf fuer Seitenwagen teilnehmen wollte. Auch er wusste noch nicht wie er die Anreise organisieren wollte. Ich erzaehlte ihm vom VW Kaefer meines im Urlaub weilenden Vaters, der in der elterlichen Garage so rumstand. Haette ich das mal nicht gesagt... Bernd hatte mich in Windeseile ueberredet ihn fuer die Anreise fitzumachen und als Renntransporter umzubauen. Gesagt, Getan. Am Freitag vor dem Rennen entfernte ich alle Sitze, ausser dem Fahrersitz, so auch die hintere Sitzbank. An der TZ wurden die Raeder, der Tank und die Sitzbank abgeschraubt und alle Teile auf der Beifahrerseite eingeladen, waehrend Bernd auf der linken Seite hinter mir auf der Batterie Platz nahm. Wir sind dann die halbe Nacht durchgefahren und kamen auch gut, wenn auch total uebermuedet irgendwann im Morgengrauen in Freiburg an. Mein Vater hatte natuerlich keine Ahnung, dass sein Auto gerade halb Deutschland durchquerte. Am fruehen Morgen galt es erstmal diese schwierige Strecke einigermassen kennenzulernen. So packten wir die TZ aus und zusammen mit Egon Sch. gings nun mit dem Kaefer auf Erkundungsfahrt. Andere Seitenwagenfahrer hatten alle Strassenleitpfosten vor engen Kurven mit roter Farbe angemalt und laut meinen Begleitern waere es so ein Leichtes, schnelle Zeiten hinzulegen. Nun stand der erste Trainingslauf an und ich musste mich um mein Bike bekuemmern. Doch ! Schreck lass nach !!! Beim Kettenspannen brach mir einer der Exenteraufnehmer an meiner fast neuen Aluminiumschwinge ab. Es gab auch niemanden im Fahrerlager, der Alu schweissen konnte. So war das Rennen fuer mich schon vor dem Start gelaufen. Bernd hat dann seinen DM Lauf absolviert, waehrend ich zum Zuschauen verdammt war. Am Sonntag nachmittag wurde dann wieder eingeladen und wir haben uns auf den Heimweg gemacht. Es lief auch alles normal bis es ploetzlich irgendwo zwischen Freiburg und Karlsruhe hinten im Motorraum einen Riesenknall tat. Wir sofort auf den Seitenstreifen und die Motorhaube geoeffnet. Wir wurden sofort in dichten weissen Rauch eingehuellt, so dass ich erstmal den Feuerloescher startklar machte. Aber es gab nichts zu loeschen: Der gute Kaefermotor hatte ganz einfach mit einem Ventilabriss sein Leben ausgehaucht. So standen wir also erstmal dumm rum am Seitenstreifen und haben dann spaeter ueber die Autobahnmeisterei einen Abschleppwagen bestellt. Da schon abzusehen war, dass dieser Zwischenfall unseren Ausflug auf unbestimmte Zeit verlaengern wuerde und mein Freund Bernd unbedingt in der gleichen Nacht noch wieder zu Hause sein musste um seinen LKW nach Suedeuropa zu bringen, verabschiedete er sich dann rasch von mir um mit einem Seitenwagenkollegen Richtung Norden weiterzufahren. Ich bin dann irgendwann von einem Abschleppauto zu einer Werkstatt gebracht worden und habe die Nacht erstmal in einer Pension verbringen muessen. Am naechsten Tag, nachdem ich mit der Werkstatt gesprochen habe, bin ich dann mit dem Zug nach Hause gefahren. Mein Vater kam dann auch nach zwei Tagen aus dem Urlaub zurueck und fand natuerlich seinen Wagen nicht inder Garage vor. Es gab mehrere Riesen Donnerwetter und er hat wohl auch einige Zeit mit mir kein Wort gewechselt. Ich habe dann kurze Zeit spaeter einen gebrauchten Motor aufgetrieben, den ich mit dem Ford Transit eines Freundes dann Richtung Sueden brachte.


    So ist es also bei meinen Anfaengen im Motorsport zugegangen. Ich bin dann aber 1983 nochmal am Schauinsland gewesen und wurde dann doch noch mit einem 5. Platz in meinem allerletzten Rennen belohnt.

  • Servus LOCKE – was fuer eine nette Geschichte.


    Was mich persoenlich ein wenig wundert ist die Tatsache dass Du nachdem Du offensichtlich schon seit 2005 hier Mitglied bist, 2 Jahre gebraucht hast um mit dieser Story rauszuruecken.


    Ich finde die Story SPITZE – und kann Deine Gefuehle von damals bestens nachverfolgen.


    Dass die Story auch “Anderen” gefaellt, das siehst du an der Anzahl der “Hits”.


    Ich hoffe dass Du noch mit viel viel mehr Stories raus rueckst.


    Tu Dir nur keinen Zwang an.


    Zum SCHAUINSLAND hab’ ichs leider NIE geschafft – hab mir “den Berg” aber mal waerend eines “Werkzeugmaschinen-Kundendienst-Einsatzes” in der Naehe von Freiburg im “Firmen PKW reingezogen ……”


    Frage: “Faehrst Du noch auf 2 Raedern”.


    Komm doch auch an den BIRA – dort wo alte Maenner mit Ihren Spielzeugen …


    Uibr Charly

  • Hallo Locke Das war wohl damals so, auch ich habe meine Yamaha TD2 ein Jahr lang mit einem für 50 DM erworbenen Mercedes 180 Bj.59 zu den Rennen gebracht,nur der Beifahrer hatte es bei mir besser, ich stellte den Beifahrersitz hinter den Fahrersitz. Die TD2 passte dann rechts hinein ohne etwas abzuschrauben,damals wurde ja im OMK Pokal noch ohne Verkleidung gefahren. Später gönnte ich mir einen T1 VW Bus. Gruß Racer

  • Den Bernd kannte ich gut, ein Oberberger bis in die Fußspitzen: Hochdeutsch war Ihm völlig fremd. Er war ein gerngesehener Gast in unserer heimischen Kneipenszene, ich traf in immer in Spa, Hockenheim und St.Wendel, es gab immer viel zu erzählen, zu lachen und zu trinken.


    Er heiratete, ich verlor Ihn aus den Augen. Er soll später zum anderem Ufer übergetreten sein, starb an irgend einer Krankheit, viel zu jung.


    Ich habe vom Gespannduo Egon Sch. und Bernd M. nie wieder etwas gehört und gelesen, schön das man mal einen Bericht lesen darf, der den eigenartigen Charakter von Bernd und dieser enzigartigen Zeit ein wenig würdigt.


    Gruß




    Stefan

  • Hallo Charly,


    Du hast Recht. Ich muss mich wohl mal oefter melden und auch mal in mich gehen. Da muessten eigentlich noch mehr Storys zu holen sein....


    Ich fahre uebrigens noch immer Motorrad. Seit letztem Jahr habe ich eine KTM 450 EXC Six Days mit der ich die kolumbianische Rallye Raid Meisterschaft bestreite. Macht riesig Spass, auch wenn der zeitaelteste Fahrer mal schlappe 10 Jahre juenger ist als ich. Bin vor einigen Wochen 14. von 40 Fahrern geworden, obwohl ich noch einige Probleme hatte mein neues GPS zu verstehen. Hier in Suedamerika kann man halt noch richtig landeinwaerts brettern, ueber Schotterpfade, durch Fluesse, kurzum man alles das machen was in Europa schon laengst verboten ist. Lege mal zur Einstimmung ein Bild von einer Trainingsfahrt bei.


    Gruss aus Bogotá Locke