1.  Internationales Rupert-Hollaus-Gedächtnisrennen
auf dem Salzburgring

Teil 1


Text: Karl-Heinz Bendix
Fotos: Karl-Heinz Bendix, Peter Frohnmeyer
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Am 11. September 1954 stürzt der am 04. September 1931 in Traisen/Niederösterreich geborene Rupert Hollaus während des Samstags-Trainings zum italienischen GP in Monza in der zweiten Lesmo-Kurve mit der NSU-Rennfox tödlich, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem er bereits die 125er WM dieses Jahres nach seinem Sieg auf der Solitude gewonnen hatte mit vier Erfolgen in den vier zuvor ausgetragenen Rennen.

Damit endete eine gerade begonnene hoffnungsvolle Karriere bereits mit Ruperts erstem schweren Sturz überhaupt. Es wurde viel spekuliert über seine Schädeldecken-Anomalie, doch fest steht, dass die Rennfox außer einigen Blessuren an der Aluminium-Verkleidung kaum beschädigt war. Hermann-Paul Müller, der direkt hinter Hollaus zum Zeitpunkt des Unfalls fuhr, berichtete, dass Rupert vermutlich so schnell unterwegs war, dass die rechte Fußraste in einer Längsrille des ziemlich ramponierten Straßenbelags aufgesetzt hatte und so den Sturz ausgelöst hatte.
50 Jahre nach NSU's zweitem Double in der 125er und 250er WM tat die AUDI AG, die den Neckarsulmer Nachlass verwaltet, wenig, um der denkwürdigen NSU-Erfolge zu gedenken, und so gut wie gar nichts, um an den leider verunglückten Rupert Hollaus zu erinnern.
Um so schöner war es, dass am 29.08.2004, also fast exakt 50 Jahre nach der Katastrophe von Monza, das Rupert-Hollaus-Gedächtnis-Rennen für historische Motorräder auf dem Salzburgring veranstaltet wurde, um Rupert Hollaus, den ersten österreichischen Star im Nachkriegs-Motorsport zu würdigen.

Rupert Hollaus' originale 1954er Ausrüstung
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Die Familie Hollaus besitzt nach wie vor Rupert's Ausrüstung, die er am 04.September 1954 trug, und selbstverständlich hat sie diese einmaligen historischen Exponate für die Feier zu Rupert's Gedenken zur Verfügung gestellt.
Die originale, schon seinerzeit reparierte Rennfox gehört heute zum Fundus des Museums Hockenheim, und unser Dank gebührt den dortigen Verantwortlichen, dass sie für die Salzburger Veranstaltung zur Verfügung gestellt wurde, und zwar nicht nur als Ausstellungs-Objekt, sondern ganz besonders für Luigi Taveri's Ehrenrunde zum Gedenken an den 125er Weltmeister von 1954.
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Rupert Hollaus'
Arbeitsplatz auf der Rennfox
Ehrengäste
Luigi Taveri war natürlich zur Zeit der kurzen Karriere von Rupert Hollaus auch längs im Continental Circus aktiv, aber noch als Privatfahrer in den großen Klassen, denn er gelangte erst 1955 zum Werksfahrer-Status bei MV-Agusta. Trotzdem war er natürlich die ideale Besetzung für die Rennfox bei der Ehrenrunde zu Rupert's Gedenken.
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Hier sehen wir ihn rechts
mit Horst Kassner in der Mitte
und Rudi Thalhammer links.

Luigi Taveri
zwischen Horst Kassner
und Rudi Thalhammer
Luigi Taveri's Ehenrunde zum Gedenken an Rupert Hollaus
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Luigi Taveri bei seinen Vorbereitungen zu seinem ersten Einsatz auf einer NSU Rennfox, wie stets seit langen Jahren unterstützt von seiner charmanten Gattin.
1954 hätte er wahrscheinlich viel gegeben, um die Neckarsulmer Werksmaschine einsetzen zu dürfen.
Luigi während seiner Ehrenrunde zum Gedenken an Rupert Hollaus
Horst Kassner
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Horst Kassner ist einer der erfolgreichsten Sportmax-Piloten. Dreimal gewann er die deutsche 250er Meisterschaft, und in der WM gelangen ihm ausgezeichnete Resultate wie der vierte Platz bei der Lightweight-TT 1956, ein Platz auf dem Podium in Spa im gleichen Jahr mit seinem dritten Platz direkt hinter den MV-Cracks Ubbiali und Taveri sowie noch einmal einem fünften Platz bei der Lightweight-TT 1959.
Nach seiner aktiven Karriere betreute er noch einige andere Mitglieder seiner rennbegeisterten Familie und zudem war er noch bis zum Ende der 90er Jahre für die Technik der Motorräder von etlichen Piloten in WM und EM verantwortlich.
Wolfgang Schneider stellte ihm seine wunderbare Sportmax für die Salzburger Veranstaltung zur Verfügung, um es dem alten Meister zu ermöglichen, stilecht an der Ehrung von Rupert Hollaus teilnehmen. Beiden gilt unser herzlicher Dank!
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Wolfgang Schneider's Sportmax,
ein vorbildliches historisches Rennmotorrad


Der NSU-Meisterrestaurator selbst auf
seiner Sportmax mit der legendären
„Blauwal“-Verkleidung, die aber bei
den Production Racern nicht blau
lackiert war.
Rudi Thalhammer
Rudi Thalhammer setzte die Sportmax als wohl bekanntester Österreicher neben Sepp Autengruber in den 50er Jahren ein, und ihm gelang ein beachtlicher sechster Platz bei der Lightweight-TT 1959 hinter Horst Kassner. Er setzte seine Karriere fort bis 1967 und fuhr dabei hauptsächlich Nortons und zum Schluß Aermacchi. In Hockenheim 1961 gelang ihm der Sprung auf's Podium als Privatfahrer mit seinem dritten Platz hinter den Werks-JAWAs von Franta Stastny und Gustav Havel.
Als NSU-Fahrer der 50er Jahre war er natürlich der österreichische Fahrer für die Rupert Hollaus-Ehrenrunde, und zu dem Zweck lieh ihm Markus Halter dankenswerterweise seine Sportmax-Replica aus den 60er Jahren.
Markus Halter (links) sorgte für ein angemessenes Motorrad für
Rudi Thalhammer, indem er ihn mit seiner Sportmax ausstattete.
Rechts Jan Kostwinder, der die ex Hailwood-Sportmax besitzt,
und der in seiner aktiven Zeit immerhin einen beachtlichen
zweiten Platz bei der Ultralightweigt-TT 1973 belegte.
 
NSU Sportmax
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NSU's 250er Production Racer war die ideale Fortsetzung der NSU Sportbeteiligung, indem man nach dem kurzen, aber äußerst erfolgreichen Werkseinsatz ein international voll konkurrenzfähiges Privatfahrer-Motorrad folgen ließ, das es zum Beispiel H.-P. Müller ermöglichte, nach einer jahrzehntelangen Karriere seinen ersten WM-Lauf zu gewinnen und zudem gleich noch den 250er WM-Titel. Jahrelang war man als Privatfahrer mit der Sportmax hervorragend ausgestattet für die 250er WM, und noch 1958 konnte der junge Mike Hailwood damit auf's Podium der 250er TT kommen, direkt hinter den beiden MV-Stars Tarquinio Provini und Carlo Ubbiali.
So waren die vielen in Salzburg teilnehmenden Sportmäxe die ideale Ergänzug zu Rupert Hollaus' originaler Rennfox.

Gustl Auinger
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Nach dem vorzeitigen, tragischen Karriere-Ende von Rupert Hollaus hatte Österreich stets in der 125er Klasse immer wieder Piloten, denen der Sprung in die Weltspitze gelang,
Es sei hier nur an Bert Schneider auf der Werks-Suzuki und an Heinz Kriwanek auf der von Dr. Heinz Lippitsch entwickelten Rotax erinnert. Keiner war aber am WM-Titel so nah dran wie Gustl Auinger auf der von Harald Bartol betreuten 125er Morbidelli.
Gustl ließ es sich nicht nehmen, selbst im Sattel einer Seeley beim Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen unterwegs zu sein, und hier sehen wir ihn, wie er sich für Rupert's Rennmax und seine Karriere interessiert.

Steyr 200
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Für die Ehrenrunden im traditionellen Cabriolet
hatte der Veranstalter einen wunderbaren
Steyr 200 organisiert.

weitere Infos:
Galerie classic-motorrad.de


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