Ganz am Anfang seiner
Motorsport-Karriere wäre aber beinah alles ganz anders gekommen,
denn kaum hatte Heinz seine KFZ-Mechaniker-Lehre beendet, um
endlich daran denken zu können, aktiv in den Motorsport
einsteigen zu können, da wollte er eigentlich auf vier Rädern
unterwegs sein, denn er interessierte sich für den Rallye-Sport.
Ein Jahr später, beim Saisonauftakt 1958 auf der
Halle-Saale-Schleife, sah man Heinz allerdings bereits am Start
bei den 125er Ausweis-Fahrern, und zwar auf einer selbst präparierten
125er MZ.
Sehr rasch zeigte sich sein
Talent, das dem MZ-Rennchef Walter Kaaden natürlich frühzeitig
auffiel. So bekam Heinz noch
im gleichen Jahr Unterstützung von MZ in Form eines geliehenen
125er RE-Viergang-Motors. Er blieb auch noch Ausweisfahrer in der
Saison 1959, startete aber in dem Jahr bereits in der 250er
Klasse, und auch hier griff ihm „der Boss“ (Kaaden) bald unter
die Arme, indem er immer wieder gutes Material aus dem Fundus des
Werksteams auslieh. Das war offensichtlich auch notwendig, um das
große Talent an MZ zu binden, denn es gab damals auch noch den
Simson-Rennstall, und auch dort hatte man ein Auge auf das Talent
geworfen und ihm Werksmaterial angeboten. Heinz entschied sich für
die Marke aus dem heimischen Erzgebirge, und er hat diese
Entscheidung sicherlich nie bereut, denn schon bald musste Simson
sich aufgrund der politischen Entschlusslage auf 50 ccm Mopeds konzentrieren
und den Motorradbau einstellen. Das war natürlich auch das Aus für
den Werksrennstall.
Ab 1960 musste sich Heinz in
der 125er Lizenz-Klasse bewähren, und das war ein hartes Stück
Arbeit, denn die Klasse war extrem gut besetzt mit vielen
Ex-Werksmaschinen von MZ, die regelmäßig an die Clubs abgegeben
wurden, und auf denen viele hoffnungsvolle Talente saßen, die natürlich
alle das Ziel verfolgten, zum MZ-Werksteam zu gehören.
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Heinz
Rosner’s damalige Autogramm-Karte
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Ab 1963 wurde Heinz dann
immer wieder einmal vom Boss auf eine Werksmaschine gesetzt, und
1964 bekam Heinz seine große Chance:
Das Werksteam befand sich im
Umbruch, denn einige der alten Fahrerpersönlichkeiten wie Hans
Fischer und Walter Brehme waren am Ende ihrer Karriere angelangt,
und Ernst Degner’s Flucht in den Westen 1961 hatte sowieso die
größte Lücke hinterlassen. So setzte der Boss 1964 drei junge
DDR-Fahrer regelmäßig auf die 125er Werksmotorräder: Klaus
Enderlein, Dieter Krumpholz und Heinz Rosner, und nur Werner
Musiol war noch aus der alten Garde übrig geblieben. Als der am
Ende der Saison 1964 auch den Helm an den Nagel hing, sollte Heinz
der sein, der sich von den Jungen auf Dauer durchsetzen konnte,
und so war er ab 1965 der Top-DDR-Fahrer auf den Zschopauer
Maschinen.
In genau der Zeit betrieben
die japanischen Marken Rennsport mit geradezu gigantischen
Entwicklungsanstrengungen und
ebensolchen Budgets, die in Zschopau natürlich nicht vorhanden
waren. So konnte sich MZ und seine Fahrer in der Zeit nicht mit
gewonnenen Titeln schmücken, doch Heinz’ Talent fiel auch den
Managern der japanischen Marken auf.
Natürlich verhinderte das
Veto der Ost-Berliner Sport-Bürokraten einen Wechsel zu einem
japanischen Werksteam. Bis 1967 war der Brite Derek Woodman
Heinz’ Kollege im Zschopauer Team, doch in den Jahren 1968/69
vertrat Heinz als einziger permanenter MZ-Werksfahrer im
„Continental Circus“ die Zschopauer Farben.
Der Rückzug von Honda und
Suzuki 1968 half den Zschopauern leider gar nicht, denn Yamaha blieb noch aktiv, und zwar drückend überlegen mit
den V4-Maschinen bei den 125er und 250ern. Als auch Yamaha 1969
nicht mehr werksmäßig dabei war, keimte wieder Hoffnung in
Zschopau, doch noch den ersehnten WM-Titel zu holen, aber die
Entwicklung der RE’s stagnierte leider längst, denn das Budget
von Kaaden’s Team war Jahr für Jahr von den Berlinern
ausgedünnt worden, und das bleibt im Rennsport nicht lange ohne Folgen!
So zog Heinz am Ende der
Saison 1969 die Konsequenzen und beendete seine
Rennsport-Karriere. Nun konnte er sich intensiv um seine
berufliche Perspektive kümmern, und er konnte sich ein privat geführtes
kleines Fuhr- und Taxi-Unternehmen in Hundshübel im Erzgebirge
aufbauen, in dem Ort, dem er schon so lange verbunden war und natürlich
heute noch verbunden ist. Noch vor dem Ende der DDR bekam er 1989
die Genehmigung, an der VFV-Veteranen-Veranstaltung in Hockenheim
teilzunehmen, und er bekam zu diesem Zweck erstmals eine MZ RE 250
aus dem Fundus des Augustusburg-Museums als Leihgabe.
Seitdem ist Heinz quasi
Stammgast der Motorrad-Rennsport-Veteranen-Szene, und er trifft
dort seine alten Konkurrenten von damals
wieder wie Dieter Braun und Lothar John, Luigi Taveri und Jim
Redman.
Wir wünschen uns, dass Heinz
Rosner seine MZ mit ihrem unvergleichlichen Ton bei historischen
Veranstaltungen noch viele Jahre gesund und munter bewegen kann,
damit die vielen jungen Leute, die nun zu unserer Szene stoßen,
diese lebende Legende „live in action“ erleben können!
Lieber Heinz Rosner, CLASSIC MOTORRAD wünscht dir herzlich alles Gute zu
deinem runden Geburtstag!
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