Bikers´ Classics 2012
von Karl-Heinz Bendix

BIKERS' CLASSICS 2012, schon die zehnte Auflage dieser Veranstaltung!

www.classic-motorrad.de gratuliert herzlich zum Jubiläum!

Wenn eine solche Veranstaltung von dieser Größenordnung und das auf einem Kurs, auf dem nach wie vor der Große Preis von Belgien der Formel 1 ausgetragen wird, schon zum zehnten Mal durchgeführt wird, dann muss das Konzept ganz gewiss stimmen.
Zwar handelt es sich nicht mehr um den kompletten alten Straßenkurs in dem wunderschönen Ardennen-Hügelland, den man in einem Atemzug mit der Nürburgring-Nordschleife nennen könnte, aber einige Teile davon gehören auch jetzt noch zur heutigen permanenten Rennstrecke.

Historisches Motorsport-Gelände par excelence!

Alles zusammen unschlagbare Argumente, dass wir endlich wieder einmal über die BIKERS' CLASSICS berichten müssen

Leute
Was motiviert die Besucher einer solchen Veranstaltung, sie zu besuchen? Die Action auf der Piste?
Der Sound der alten Rennmotorräder? Die „Helden“ von damals? Die aus der Nähe zu studierende seinerzeitige Renn-Technik? Die Diskussionen mit anderen Fans? Die dadurch verstärkte Erinnerung an die vor langer Zeit besuchten Rennen?
Bei mir war es neben der „Best of Show“-Prämierung der „Amicale Spirit of Speed“ ganz besonders ein Fahrer, den ich unbedingt bei der Gelegenheit endlich wieder einmal auf dem für ihn charakteristischen Rennmotorrad erleben wollte, zumal ich ein klitzeklein-bisschen zur Organisation seiner diesjährigen Teilnahme beitragen durfte: Tapio Virtanen
Tapio Virtanen
Virtanen Tapio Virtanen war der letzte in einer langjährigen Reihe von Piloten der MZ RE-Modelle, der in der Endphase der Zschopauer WM-Teilnahme einen Podest-Platz erringen konnte. Aufgrund der im Laufe der Jahre immer dünner werdenden Budgetierung der WM-Teilnahme durch die Ost-Berliner Politiker litt die Zuverlässigkeit der zuletzt noch in der 250er und 350er Klasse eingesetzten Drehschieber-Twins immer mehr. Denn es wurden im Wettbewerb gegen die japanischen und europäischen Marken einige Komponenten benötigt, die der COMECON nicht zur Verfügung stellen konnte, und die daher im NSW („Nicht sozialistischer Wirtschaftsraum") besorgt werden mussten, und zwar gegen harte Devisen. Bei deren Beständen war die DDR notorisch klamm. Ohne Unterstützung der SED-Sport-Politiker ging kaum etwas, zumal die nur olympische Sportarten als förderungswürdig einschätzten. „Die haben damals schnell eingesehen, dass eine Badehose für Roland Matthes (vierfacher Olympiasieger) viel billiger war als eine einzige Zündkerze für uns.“ erklärte mir Walter Kaaden vor über 20 Jahren die Situation der Zschopauer.
Virtanen

Wer also damals die MZ-Twins fuhr, musste mit der Situation klarkommen, dass es ziemlich ungewiss war, ob das Motorrad die Distanz übersteht. Dann trotzdem an’s Limit zu gehen, erforderte schon „ real racer spirit“, und davon besaß Tapio jede Menge. Wer miterleben durfte, wie er die Twins „fliegen“ ließ, um dann immer wieder wegen irgendwelcher Kleinigkeiten auszufallen, der wird das bis heute nicht vergessen haben.

Virtanen
Dabei hatte
Tapio (wie einige Jahre zuvor bereits Dieter Braun auf den REs) alles andere als eine Jockey-Figur, und deshalb waren die für ihn präparierten MZs natürlich auf seine Maße exakt angepasst.

Virtanen  

Daher musste er in Spa erst einmal eine „Sitzprobe“ durchführen, um wenigstens einige Maßnahmen zur Verbesserung der Sitzposition realisieren zu können.

Deisinger  

Auf der MZ neben Tapio sitzt Michael Deisinger, der Sohn des MZ-Enthusiasten Walter Deisinger, der Tapio Virtanens Start in Spa überhaupt erst mit der Bereitstellung des Motorrades ermöglicht hat, und den wir hier dafür würdigen möchten mit einigen Fotos im Fahrer-Kapitel, obwohl er selbst in Spa nicht am Start war.
Er steht auf diesem Foto zwischen seinen beiden Motorrädern.

Walter Deisinger
Den Sound der beiden Twins beim Warmlaufen zu hören, „das hat was“!

Immer gibt es etwas zu tun an den MZs, hier muss ein Benzinhahn abgedichtet werden.

Fotografiert aus der Nachbarbox…….
Tapio Virtanen hatte ein Knieproblem nach Spa mitgebracht, das aber nicht mit seiner damaligen Rennsport-Karriere in Verbindung steht.
Daher bekam er Starthilfe!
Reino Eskelinen
An dieser Stelle müssen wir nun unseren alten Freund Reino Eskelinen erwähnen, der allerdings nach Spa ohne Motorrad gekommen war.
Er startete seine Motorradrennsport-Ambitionen in Finnland zur gleichen Zeit wie Tapio Virtanen und freute sich daher auf das Wiedersehen nach vielen Jahren ohne Kontakt untereinander. Nebenbei leistete er wertvolle Dolmetscher-Dienste.
Freddie Spencer
SpencerFreddie Spencer gehört zu den wenigen Champions, die von einer kompletten Fan-Generation bewundert wurden.
Damit spielt er in der gleichen Liga wie etwa John Surtees, Mike Hailwood, Giacomo Agostini, etc, obwohl er nicht deren Titelanzahl vorweisen kann. Seine Karriere dauerte aber auch nicht so lange wie die der oben Genannten, und er hatte kaum die Gelegenheit, mehrere Titel in der jeweils gleichen Saison zu gewinnen.
Dennoch wagte er 1985 das Experiment, in zwei Klassen parallel anzutreten, obwohl das in seiner Zeit längst nicht mehr üblich war. Er löste die Aufgabe mit Bravour und holte die beiden Titel in der Viertel- und Halbliterklasse. Damit wird er sicherlich der letzte Doppelweltmeister aller Zeiten bleiben.
Zudem ist er einfach ein netter Kerl, denn als ich ihn zu fortgeschrittener Zeit am Samstag bat, sich für ein Foto zu seiner NSR 250 zu stellen, zögerte er nicht einen Augenblick!
Ein echter Profi durch und durch!
Thanks a lot, Freddie and all the best from www.classic-motorrad.de !
Luigi Taveri
  Luigi Taveri wird am 19. September 2012 seinen 83. Geburtstag feiern!
Trotzdem ist er nicht davon abzuhalten, sich immer wieder bei den großen historischen Veranstaltungen in den Sattel einer Honda zu setzen, der Marke, mit der er seine drei WM-Titel in der 125er Klasse gewonnen hat.
Das muss echte Liebe zum Motorrad-Rennsport sein!
Kann sich irgendjemand vorstellen, dass einer der heutigen Stars in 50 Jahren noch genauso in der historischen Szene aktiv sein wird? Wenn es dann so etwas wie die heutige Szene überhaupt noch geben wird…..
Wir wünschen uns noch viele Veranstaltungen mit Luigi Taveri!
Heinz Rosner

Der Heinz ist der MZ-„Botschafter“ überhaupt. Wir haben ihn schon oft gewürdigt und brauchen keine großen Worte über ihn mehr zu verlieren.
Es muss halt immer wieder einmal erwähnt werden, dass seine Karriere natürlich zwischen den Mühlsteinen des großen Ost-West-Konflikts in der Hochzeit des kalten Krieges gelitten hat.
Mancher Start fiel dem zum Opfer, wie zum Beispiel der beim Nürburgring-GP 1968, wegen des dämlichen damaligen Flaggenstreits, als bei Sportwettbewerben in der Bundesrepublik die DDR-Flagge nicht gezeigt werden durfte.
Gut, dass dieser politische Schwachsinn schon so lange zurückliegt und der Heinz heute geradezu eine Ikone des gesamtdeutschen Rennsports der 60er Jahre geworden ist! Die Gespräche mit ihm sind immer hochinteressant, und für seine Fans von damals und heute hat er immer ein offenes Ohr!

Alles Gute, Heinz!

Jacques Cornu

 

1989 erlebte Jacques Cornu in Spa mit seinem Sieg beim 250er GP einen seiner Karriere-Höhepunkte! 2012 kehrte er in Spa in die historische Szene zurück! Seine Erfolge in der Langstrecken-WM mit einem Titelgewinn sowie zwei weiteren 250er GP-Siegen sollen hier natürlich nicht vergessen werden.

Schön, wenn sich die Fahrer der 80er Jahre wieder auf ihren Maschinen zeigen!
Marcel Ankone
In den 70er Jahren gab es eine ganze Phalanx schneller Niederländer, die sich in die seinerzeitige Königsklasse mit dem traditionellen Halbliter-Hubraum hocharbeiteten. Einige davon wie Will Hartog oder Rob Bron konnten sich in der Jahresabschluss-Tabelle weit oben platzieren, aber bei Marcel Ankone langte es oft nur zu ausgezeichneten Trainingsergebnissen, die er dann aber wegen irgendwelcher Lapalien an seinen Suzukis nicht in Rennergebnisse umsetzen konnte. Wie viele andere auch war er erst mit einem TR 500-Twin ausgerüstet, aber als der RG 500 Production Racer angeboten wurde, gehörte er zu den Ersten, die sich damit ausstatteten.
Damit schaffte er 1976 seinen einzigen GP Podestplatz, und zwar wo? Klar, in Spa! Logisch, dass er gern und regelmäßig mit seiner alten TR 500 nach Spa zurückkehrt!
Lothar John
Was wir oben über Luigi Taveri gesagt haben, gilt genauso für Lothar John:
Dem Motorrad-Rennsport gilt stets sein ganzes Engagement.
Es gibt übrigens kaum noch Piloten in der Szene, die die BMW RS54 in der 500er Solo-Klasse seinerzeit eingesetzt haben.
Der Lothar ist eigentlich der Einzige, der mir noch spontan einfällt.
Und er zeigt heute immer noch mit großer Routine, wie man dieses Motorrad richtig schnell fahren kann.
Schließlich sind etliche schnelle Leute mit dem Boxer aus München damals nicht klargekommen.
Außerdem: Er hat ein phänomenales Gedächtnis!
Wer die Gelegenheit bekommen kann, mit ihm über die alten Zeiten zu sprechen, sollte sich die auf keinen Fall entgehen lassen!
Lothar, herzlichen Dank für die wunderbare Diskussion in Spa!
Steve Baker
Baker

.

US-amerikanische Piloten hatten in der Motorrad-WM jahrzehntelang überhaupt keine Rolle gespielt. Zu unterschiedlich schienen die Bedingungen, unter denen in Europa und in den USA der Motorrad-Rennsport organisiert wurde. Hier in Europa die Dominanz der Kurse, die damals immer noch vom echten Straßenrennsport abgeleitet waren, „drüben“ Dirt Track und Ovalkurse mit Infield. Als Yamaha meinte, dass man es mit Kenny Roberts in der europäisch dominierten Motorrad-WM versuchen sollte, mussten die Experten ihre Meinung ändern, dass es ein mit Dirt Track und auf Ovalkursen aufgewachsener US-Fahrer niemals schaffen würde, seinen Fahrstil an die Kurse der Motorrad-WM anzupassen. In schneller Folge kamen dann weitere US-Talente, die nach kurzer Zeit in der Königsklasse dominant wurden.
Einer von ihnen war Steve Baker, der 1975 in Daytona erstmals auf sich aufmerksam machen konnte mit einem zweiten Platz bei den 200 Meilen, vor dem Rising Star dieses Jahres, Johnny Cecotto, und auch vor Giacomo Agostini!
1976 gab ihm Yamaha Canada die Chance, sein Talent in Imola bei den 200 Meilen auf einem Straßenkurs zu beweisen. Ergebnis: beide Läufe souverän gewonnen

Damit war jedem europäischen Fan sein Name bekannt, und niemand war mehr überrascht, als er 1977 einen Doppelsieg in der 250er und 750er Klasse in Daytona feiern konnte! Die FIM hatte 1977 den bisherigen 750er-FIM-Cup zur WM aufgewertet, und Steve Baker wurde von Yamaha verpflichtet mit der Erwartung, den Titel zu holen, was ihm souverän gelang mit 9 Siegen in 19 Rennen. Parallel dazu setzte Yamaha ihn auch in der 500er WM ein, wo er nur von Barry Sheene geschlagen wurde. Der Vize-Titel der Königsklasse in seinem allerersten Jahr in der Motorrad WM: wahrlich ein Ergebnis, auf das er heute noch stolz sein kann!

Völlig überraschend verlängerte Yamaha den Vertrag mit Steve trotz eines WM-Titels und eines Vizetitels nicht. Diesen Fehler kompensiert man heutzutage ein wenig damit, dass Steve natürlich ein Motorrad des Yamaha Classic Racing Teams bekommt, wenn er in Europa weilt. Übrigens, Steve ist der personifizierte „Mr. Nice Guy“! Ein ganz netter Kerl! Kein Spur von Arroganz, „very open minded“, er meidet keine Diskussion, beantwortet geduldig alle Fragen und zögert keinen Augenblick, wenn er um ein Foto an seinem Bike gebeten wird.

Was oben schon über Freddie Spencer gesagt wurde, gilt genauso für ihn: ein echter Profi!
Der schreibt auch noch ohne zu murren das 1001. Autogramm, wenn er bereits 1000 an dem Tag geschrieben hat.

“All the best, Steve! Get back to Europe next Year!“ wünschen sich deine Fans bei www.classic-motorrad.de !

Phil Read
read Was soll man über Phil Read noch schreiben? Es ist doch selbst hier fast alles gesagt über ihn!
Vielleicht noch, dass ich in der Zeit, in der ich Motorradrennen „vor Ort“ erlebt habe, niemand so auffällig wie er die Motorräder komplett beherrschte, die er fuhr.
ER fuhr die Motorräder, egal wie gut oder weniger gut das Handling war. Nie fuhren die Motorräder ihn.
Selbstverständlich gilt das auch für andere große Piloten seiner Zeit, aber er war eigentlich stets der, der immer wieder gegen große eigentlich überlegene Kombinationen Motorrad/Pilot kämpfen musste, und kämpfen, das hatte er gelernt. Erinnert sei nur an seine Duelle mit Jim Redman, Mike Hailwood, Bill Ivy und vielen anderen!
Auf dem Motorrad hat Phil stets eine blendende Figur abgegeben, ein echter Champ! Have a good time, Phil!
Pentti Korhonen
In der zweiten Hälfte der 60er Jahre begann eine „Invasion“ schneller skandinavischer Piloten in die Motorrad-WM.
Sie mussten sich daheim erst in einer „beinharten“ nationalen Szene, z.B. mit Eis-Speedway und auf heute abenteuerlich wirkenden Straßenkursen durchsetzen, bevor sie in den Continental Circus einsteigen konnten.
Dabei hatten sie sich meistens einen spektakulären Fahrstil angeeignet.
Pentti Korhonen gehörte von 1969 bis 1979 quasi zum „Inventar“ der mittleren Klassen der WM, die geradezu von der Versorgung mit Maschinen-Material durch die Yamaha-Production Racer „lebten“. 1975 war das Jahr seiner Karriere, das den Fans in bester Erinnerung geblieben ist. Da konnte er sich nämlich durch seinen einzigen GP-Sieg zum Saisonschluss auf dem schwierigen Hafenkurs von Opatija in Jugoslawien auf Platz drei der Jahreswertung der 350er Klasse schieben, direkt hinter den zwei Werks-Yamahas von Cecotto und Agostini, und immerhin vor Dieter Braun!
Es scheint, dass der Pentti heute noch aerodynamischer „gebaut“ ist als damals in seiner aktiven Karriere! Alles Gute, Pentti!
Ferry Brouwer
Ferry Brouwer ist der Organisator des Yamaha Classic Racing Teams, das es ohne ihn nicht geben würde, zumindest nicht in dieser Form!
Er dokumentiert damit immer wieder auf’s Neue das nun schon über 55 Jahre währende Rennsport-Engagement von Yamaha, und das vermutlich noch effektiver, als es eine offizielle PR-Aktion der Mutterfirma jemals zu leisten vermochte.
Er organisiert dabei nicht nur alle Büro-Jobs vom Schreibtisch, sondern kümmert sich auch noch um die kleinsten Jobs der Fahrer- und Maschinen-Betreuung höchstpersönlich, wie beim Starten der Yamaha Four für Steve Baker.




Ferry Brouwer’s „Special Racing Fuel“

 

„Immer mit der Ruhe und mit einer guten Zigarre“ scheint Ferry’s Motto zu sein, auch wenn bei dem Motorrad vor ihm gerade ein Vergaser zerlegt wird.

Beste Grüße nach Holland von www.classic-motorrad.de !

Reinhard Hiller

HillerWenn sich die Fans an den deutschen Grand Prix in Hockenheim 1973 erinnern sollen, was kommt dann meistens aus dem Gedächtnis wieder in’s Bewusstsein?
Fast stets kreist die Erinnerung um das spektakuläre Duell von Phil Read mit der MV gegen Jarno Saarinens Yamaha, das durch den Kettenriss an der Yamaha beendet wurde.
Dabei hat sich auf dem Plätzen dahinter etwas abgespielt, was einmalig ist in der Geschichte der Motorrad-WM: Vater Ernst und Sohn Reinhard Hiller fuhren beide auf König-Maschinen in die „Top Six“, wobei Ernst Hiller als Dritter sogar auf’s Treppchen klettern durfte! Eine einmalige Familienleistung! Ernst Hiller hatte übrigens 17 Jahre zuvor, 1956 in Assen, zum ersten Mal einen Punkte-Rang in einem 500er GP erreicht, und zwar auf einer BMW RS! Die Kombination Hiller/RS war damals in der deutschen Szene eine „gesetzte Größe“. Mit solchen Genen ausgestattet kann man den Rennsport schon gut „angehen“, und so punktete Reinhard Hiller in dieser Saison noch zwei weitere Male und beendete sie in der Tabelle sechs Plätze vor seinem Vater. Aber es steckte auch harte Arbeit dahinter, besonders bei der Maschinen-Vorbereitung.
Wer etwas über saubere Maschinen-Präparation lernen möchte, sollte die Yamahas studieren, die Reinhard Hiller seit Jahren für seine Einsätze in der historischen Szene vorbereitet!
Makellos!
Und das nicht nur an den Stellen, die man beim Betrachten des komplett montierten Motorrades sieht!
Ich muss gestehen, dass ich bis zum diesjährigen Spa-Termin noch gar nicht wusste, dass sich auch Yamaha-TZ-Vierzylinder in seiner Collection befinden!

Beste Wünsche nach Ostwestfalen!

Dieter Braun
Wir haben hier schon so viel über Dieter Braun geschrieben, so dass es „Euros nach Athen tragen (und zwar viele Milliarden!)“ wäre, würden wir das alles wiederholen.
Eine historische Veranstaltung in Spa, ohne Dieter Braun beim Yamaha Classic Racing Team, „das geht gar nicht“!
Früher musste er seine Yamahas noch anschieben, heute genießt er den Komfort auf der Startmaschine!
Herzliche Grüße nach Dielheim von den Fans bei www.classic-motorrad.de !
Jos Schurgers
Jos „the Boss“ stammt aus der breiten niederländischen Racer-Szene kleiner Hubräume, aber hier hat Ferry Brouwer ihm eine Yamaha im MARTINI-Outfit gegeben, wie sie vom großen Mike Hailwood bei seinem 1978er TT-Comeback gefahren wurde.
Jos Schurgers wurde bekannt durch seine Einsätze auf der 125er „Bridgestone“, und zu der kommen wir gleich noch weiter unten.
Amicale Spirit of Speed

2009 hat sich eine Gruppe von Liebhabern historischer Rennmotorräder zur unbürokratischen Interessengemeinschaft „Amicale Spirit Of Speed“ zusammengeschlossen.
http://www.spiritofspeed.eu/amicale  
In Spa 2012 organisierte die Amicale erstmals einen „Best of Show“-Contest.
Hier findet man die „Best of Show“-Ergebnisse:

Winners of the authentic prize were:
1st Walter Deisinger, MZ RE250 1976
2nd Jos Schurgers, Bridgestone 125
3rd Gerald Armand, Suzuki TR750

Winners of the Public Prize were:
1st Günther Knuppertz, Linto 500,
2nd Lothar John, BMW RS54
3rd Manix van der Schalk, Egli Laverda SF750

The Jury:
Jean Francois Baldé (and assistance)
Luc de Clerfait
Peter Frohnmeyer, Karl-Heinz Bendix



Jos Schurgers gewann mit seiner Bridgestone die „Class 1“, und man sieht ihm an, dass er sich aufrichtig darüber gefreut hat. Hier nun ein paar Zeilen über die Geschichte des Motorrades:

1971 konnte das van Veen-Kreidler-Team endlich den lang ersehnten Titel in der 50er Klasse mit Jan de Vries erringen. Jos Schurgers war der zweite Mann des Teams, und er wurde Dritter in der Jahresschluss-Tabelle. Zwischen den beiden Kreidler hatte sich natürlich noch Angel Nieto und seine Derbi platziert.
Derbi hatte schon frühzeitig die erfolgreiche 50er Technik in einen 125er Twin transferiert. Die „Kunst“ bestand darin, den gut abgestimmten Ladungswechsel des 50er Zylinders mit Ø 40 mm-Bohrung auf einen 62,5 cm³-Zylinder mit ca. Ø 43 mm zu übertragen.
Unsere holländischen Freunde gingen dieses Experiment an, indem sie kein eigenes Kurbelgehäuse entwickeln wollten. Das hätte vermutlich das Budget gesprengt. Daher wurde ein Kurbelgehäuse eines Bridgestone BS 175 Twins verwendet.
Bridgestone hatte schon einige Jahre erfolgreich Drehschieber-Einzylinder und -Twins in den USA vermarktet, aber nach Europa kamen sie nur in marginalen Stückzahlen. Ironie der Geschichte: Genau im Jahr 1971 stellte Bridgestone den Motorradbau ein, angeblich auf mehr oder weniger sanften Druck von Honda.
Der mit der kaum zu unterschätzenden Hilfe von Jörg Möller aufgebaute Motor wurde dann in ein modifiziertes van Veen-Kreidler-Fahrwerk implementiert, und fertig war ein ultraleichter, ultraniedriger 125 Doppeldrehschieber-Twin.
In der ersten GP-Saison sprang ein 9. Platz in der 125er Tabelle dabei heraus, mit einem vierten Platz auf heimischem Boden in Assen als bestem Ergebnis.
Im Folgejahr ging das Motorrad richtig gut, und es wurde auch adäquat gefahren. Jos stand zum ersten Mal ganz oben auf einem GP-Treppchen, und wo könnte das gewesen sein? Klar, in Spa! Platz drei in der Jahresendwertung war der verdiente Lohn für die in das Projekt gesteckte Arbeit. (Mir hat das damals überhaupt nicht gepasst, denn dadurch wurde „unser“ Börje Jansson auf der Maico auf Platz vier verdrängt…..)
1974 hätte ein großes Jahr für dieses Motorrad werden können, aber die Form ließ sich nicht konservieren, oder die
Wettbewerber konnten sich besser weiter entwickeln. Der 50er Weltmeister dieses Jahres, Henk van Kessel, konnte Platz 5 in der Jahreswertung belegen, mit einem zweiten Platz in Anderstorp als bester Platzierung.
1975 lief es nicht so gut, denn Henk van Kessel konnte sich nun mit dem auf Sponsor-Wunsch „AGV-Condor“ genannten Motorrad nur noch auf Platz 7 etablieren. 1976 lief die Kombination van Kessel/AGV-Condor noch einmal auf Platz 4 in der Jahreswertung ein, doch in der Epoche der käuflichen Morbidellis war die Motivation weg, das mittlerweile 5 Jahre alte Konzept mit begrenztem Budget am Leben zu halten.
Noch einmal Ironie der Geschichte: Jörg Möller wechselte 1974 von van Veen zu Morbidelli und schuf dort den 125er Twin, der dann viele Jahre die 125er Szene beherrschte. Die ersten Erfahrungen mit 125er Twins hatte er mit der Bridgestone gesammelt.
Die Bridgestone von Jos Schurgers ist ein würdiger Sieger des Contests.


 

 

 

Walter Deisinger bekam für seine MZ den Authentizitäts-Preis!

Eine würdige Wahl!


 

Günter Knuppertz gewann mit seiner Linto den Public Prize. 
Hier sehen wir ihn mit
Matthias Farwick, der die Organisation des Contests übernommen hatte.

www.classic-motorrad.de bedankt sich bei beiden für diese wertvolle Bereicherung des Programms von Bikers’ Classics 2012!

 

Günter Knuppertz ist eine der „treibenden Kräfte“ hinter der Amicale.

www.classic-motorrad.de meint, dass deren Grundsätze absolut in die richtige Richtung gehen in einer Szene, die von unhistorischen Phantasie-Bikes verwässert wird.

Wir setzen ihm dafür hier ein kleines Denkmal und zeigen ihn auf seiner ex-Lawson-YZR.

 

Motorräder
Wer im Nachkriegsrennsport in der 350er Klasse erfolgreich sein wollte, kam an den beiden britischen Production Racern von Norton und AJS nicht vorbei. Da die Norton im Unterhalt teurer, aber selbst bei aufwändigem Tuning der seinerzeitigen Spezialisten kaum schneller war als der "AyJay Boy Racer", entschieden sich viele Privatfahrer für den Single Knocker aus Wolverhampton.
Bis Mitte der 60er Jahre konnte man sich damit in der WM aussichtsreich direkt hinter den diversen
Werksmaschinen platzieren, dann lief ihnen erst die Aermacchi Ala d' Oro langsam den Rang ab. Als die Yamaha TR2 erschien, war die Zeit aller viertaktenden 350er Production Racer abgelaufen.
Hier ein wunderschöner Boy Racer von 1954 aus dem Besitz des Schweizer Gespannfahrers
Jean-Claude Castella.

Nach der 350er Klasse wurde zuletzt auch noch die Königsklasse von den Zweitaktern aufgemischt. Anfangs hatten die Viertakter noch Handlingsvorteile, bessere Drehmomentdynamik und auch für geraume Zeit deutlich bessere Zuverlässigkeits-Eigenschaften. Die Handlingsprobleme wurden von kleinen Firmen angegangen, die die japanischen Triebwerke in ihre eigenen Fahrwerke steckten. Genauso begann z.B. BIMOTA, die zuerst ziemlich konventionelle Fahrwerke für die Yamaha-Twins bauten. Als etliche Suzuki TR 500 im Feld erschienen, gab es auch für deren Motoren ein BIMOTA-Fahrwerk, aber da hatte Massimo Tamburini längs angefangen, technische Vorteile durch Avantgarde-Design zu suchen. Zu der Zeit meinte man, das Fahrverhalten wesentlich verbessern zu können, wenn die Schwingenachse aufwändig mit der Getriebeausgangswelle zur Deckung gebracht wird. Dieses Konstruktionsdetail wurde auch bei dieser wunderbar präparierten BIMOTA SB angewendet.

CAGIVA engagierte sich von 1980 bis 1994 in der 500er Klasse. Zuerst orientierten sich die Techniker in Schiranna an dem zu dem Zeitpunkt dank Kenny Roberts erfolgreichen Yamaha Reihen-Vierzylinder, dann kamen mit Marco Lucchinelli und Franco Uncini zwei italienische Piloten auf der Suzuki Drehschieber-Square Four zu Weltmeister-Titeln. 1982 brachte CAGIVA dann seine eigene Version der Square Four, doch es dauerte noch viele Jahre, bis CAGIVA in der Königsklasse einigermaßen konkurrenzfähig wurde. An diese goldene Lackierung kann ich mich nicht erinnern. Weiß jemand, ob eine solche CAGIVA seinerzeit in private Hände kam und mit dieser Lackierung eingesetzt wurde? Der Fahrer dieses Motorrades in Spa 2012 war übrigens Alex George!


Die Castiglioni-Familie, die CAGIVA aus den Resten der damals AMF gehörenden Aermacchi-Harley Davidson etablierte, besaß später auch DUCATI, und das ist die Verbindung zur hier gezeigten 800er DesmoSedici. Allerdings hatten die Castiglionis zum Zeitpunkt der MotoGP DUCATI längst wieder verkauft.



 

 

1976 wurde Angel Nieto 50er Weltmeister auf einer Bultaco, die technisch mit der langen Ära der TSS-Modelle nichts mehr gemeinsam hatte. Klar, denn für die Entwicklung dieser Motorräder hatte Bultaco Jan Thiel engagiert. Nieto verteidigte den Titel 1977, und 78 gewann ihn Ricardo Tormo auf der gleichen Marke. In der Zwischenzeit entwickelte Jan Thiel auch noch einen gleichartigen 125er Twin, mit dem Tormo in Imatra 1979 zum ersten Mal einen GP gewann. 1981 stellte Bultaco seine Bemühungen in der WM nach einem erneuten 50er Titel mit Tormo ein und verkaufte anschließend das komplette Projekt an Garelli. Eugenio Lazzarini holte dann noch zwei 50er Vizetitel mit dieser hier zu sehenden Konstruktion, und Angel Nieto holte drei 125er Titel in Folge bis 1984. Doch das war noch nicht genug, denn 1985 gewann Fausto Gresini seinen ersten WM-Titel mit der Garelli, ehe er 1986 von seinem Team-Kollegen Luca Cadalora geschlagen wurde! Im Folgejahr setzte sich Fausto Gresini wieder durch, dann musste Garelli wegen der Reglements-Änderung den Twin in’s Firmen-Museum stellen. 
Chapeau, Jan Thiel! Die Erfolgsliste kann sich sehen lassen!


   

Bis 1957 nahm Guzzi mit großem Erfolg an der Motorrad-WM teil. Dabei gab es immer wieder innovative Ideen, denn Giulio Carcano, der Cheftechniker des Reparto Corse, hielt nichts von Denkverboten. 1954 wollte er bei den Einzylindern den Schwerpunkt absenken, also wurde die Position des Tanks in Frage gestellt. Anstelle des Tanks in der konventionellen Position wurde eine Attrappe montiert, und der Kraftstoff wurde in das „Fass“ über dem Motor gefüllt, das deutsche Journalisten seinerzeitBotanisiertrommel“ nannten.
In der 250er Klasse hatte Guzzi gegen die übermächtigen NSU Rennmäxe nichts mehr zu bestellen, aber die
350er Klasse gewannen sie quasi im Abonnement. Bei den 500ern erwies sich die Kombination Duke/Gilera als zu stark, um an den Titel denken zu können, aber dafür hatte Carcano einen ganz anderen Pfeil im Köcher, der kein Einzylinder mehr war. Von der innovativen Tankposition trennte sich Carcano übrigens bald wieder, aber sie wurde von anderen Firmen immer wieder einmal aufgegriffen.



Honda hat in seiner klassischen Zeit, die mit der Saison 1967 endete, alle Titel geholt, außer dem in der Königsklasse, als Jim Redmann und Mike Hailwood es nicht schafften, MV und Agostini den Erfolg streitig zu machen. 1982 kehrte Honda dann mit einem sensationellen 3Zylinder Zweitakter in die Erfolgsspur zurück, nachdem das sehr mutige NR 500-Projekt mit dem Ovalkolben-Viertakter scheiterte. Schon im Debut-Jahr gewann Freddie Spencer zwei GPs, den Titel holte er jedoch erst im Folgejahr in einem heroischen Kampf gegen Kenny Roberts und seine Yamaha OW 70. Hinter der Verkleidung sieht man übrigens eine der „Resonanzkammern“ für die Auslassabstimmung, die Honda „ATAC“ (Automatic Torque Amplification Chamber) nannte.


Als Honda in Folge des WM-Titels von Freddie Spencer 250er Production Racer anbot, gab es endlich eine Alternative zu den Yamahas, die die Privatfahrer-Szene seit mehr als einem Jahrzehnt in der Viertelliter-Klasse beherrscht hatten. Aber Honda bot noch etwas Besseres an, nämlich die NSR 250 für wenige ausgesuchte Fahrer und deren Teams. Hier sehen wir das Modell von Jacques Cornu, der ab 1989 von Lucky Strike gesponsort wurde.


 

Das hier ist die 250er, mit der Honda die Rückkehr zu den 250ern wagte, Freddie Spencer's 1985er NSR!

 



   

Die Superbike-Szene entstand in den USA, und anfangs waren die Dinger ziemlich seriennah. Da Spa 2012 die Geschichte der Superbikes erstmals als Thema aufgegriffen hat, und da Freddie Spencer der Einladung folgte, war es für Honda nur nahe liegend, Freddie’s Racer-Wurzeln in der frühen US-Superbike-Szene mit dieser RSC 750 zu dokumentieren.


JawaJAWA setzte jede Saison 350er dohc-Twins in den 60er Jahren ein, die oft direkt hinter den Honda- und MV-Werksmaschinen die Zielflagge der GPs sahen, besonders mit Stastny und Havel im Sattel. Schon frühzeitig sahen die JAWA-Ingenieure die kommende Überlegenheit der Zweitakter zumindest bei den kleineren Hubräumen und überließen die Entwicklung von Viertakt-Racern ihren Kollegen bei CZ.
1966 wurde ein äußerst innovativer 125er Twin konzipiert, mit zwei Kurbelkammern, ein Zylinder fast horizontal und der andere ca. 30 ° gegen die Horizontale geneigt angeordnet, allerdings noch mit Luftkühlung. Vielleicht handelte es sich um eine Konstruktion, die von der Yamaha V4 250 RD05 (s.u.) inspiriert war? Jedenfalls „verdoppelte“ man bei JAWA bald den Motor, vergrößerte den Winkel zwischen den Zylindern, erkannte rasch die Notwendigkeit der Wasserkühlung und brachte den Hubraum gleich auf 350 cm³, vermutlich um dem beinharten Kampf aller Japaner in der 250er Klasse aus dem Weg zu gehen. Dieses „673“ genannte Modell startete einige Male mit Franta Stastny in der Saison 68, musste durch einige „Kinderkrankheiten“ hindurch und schaffte ausgerechnet in Brünn den ersten Podestplatz hinter Giacomo Agostini und Heinz Rosner.
Bei JAWA erkannte man, dass das Motorrad echtes Potenzial hatte für beste Platzierungen, nur brauchte man dafür einen echten Spitzenfahrer. Bill Ivy’s Vertrag mit Yamaha lief Ende 68 aus, so bot JAWA ihm die 673 an. Bill lehnte erst ab, weil er sich in Richtung Formel 2 entwickeln wollte. Allerdings crashte er zu Saisonbeginn 69 seinen Brabham, so dass er nun erst einmal nicht weiter in seine Karriere auf vier Rädern investieren wollte. Er nahm also die JAWA-Offerte doch noch an, und mit der deutlich über 70 PS leistenden JAWA war er nun die erste ernsthafte Herausfordererung von Ago und der 350er MV.
In Assen hatte er Ago am Rande der Niederlage, hätte die JAWA nur stets auf allen vier Zylindern gefeuert. In Spa wurde die 350er Klasse nicht gefahren, und dann kam es am Sachsenring zur bekannten Tragödie. Genau zu diesem Rennen war die 500er V4 JAWA erstmals rennfertig, und Agostini hätte in zwei Klassen mächtig unter Druck kommen können. Leider kam es dazu aufgrund des Todes von Bill Ivy nicht.
Anschließend gewann Silvio Grassetti zwar noch den abschließenden GP der Saison in Opatija und wurde damit 350er Vizeweltmeister, aber MV ließ diesen Lauf aus. Die JAWA 673 kam anschließend nie wieder in die Nähe der wirklichen Titelchance, die sie sicherlich gehabt hätte, wenn die JAWA-Ingenieure mit Bill’s Input das Motorrad weiterentwickelt hätten. Die geänderte politische Lage nach Niederschlagung des „Prager Frühlings“ mag auch noch dazu beigetragen haben, dass JAWA sein Engagement deutlich zurückstellte. In Spa gab es dieses Jahr dieses herrliche Exemplar der 673 zu sehen!


 

Schauen wir endlich einmal zu den anderen japanischen Marken, nachdem wir uns schon intensiv mit Honda und Yamaha beschäftigt haben:

An Kawasakis herrschte kein Mangel, wie man hier deutlich sehen kann!

 




Jean-Francois Baldé’s KR-Tandem-Twin mit einzelnen Köpfen und Zylindern und ….

….hier ein Modell mit Zylinder- und Kopf-Blockkonstruktion.


Was oben bereits zur Situation der Production Racer für die Privatfahrer der 350er Klasse gesagt wurde, galt auch analog für die 500er. Seitdem 1963 die Lieferung der britischen Singles endete, gab es keine neuen Modelle irgendwelcher ernstzunehmender Firmen mehr.
Das wusste Lino Tonti nur zu genau, als er 1966 die Idee entwickelte, einen Twin mit den Komponenten der 250er Aermacchi Ala d’Oro zu konzipieren. Der musste mit ca. 65 PS auch die besten britischen Singles abhängen, zumal das ausgezeichnete Handling der Aermacchis auch auf diesen Linto genannten Twin übertragbar schien aufgrund des konzeptbedingten niedrigen Schwerpunkts.
1967 hatte Tonti die Finanzierung des Projekts organisiert, und 1968 wurde die erste Linto mit Alberto Pagani im Sattel bei den GPs an den Start gebracht. Es dauerte allerdings bis zum Sachsenring-GP, bis Alberto zum ersten Mal auf’s Treppchen fahren konnte, mit einem schönen zweiten Platz direkt hinter Ago und der MV.
Am Ende reichte es ex aequo mit Robin Fitton’s Manx zu einem vierten Platz in der WM-Tabelle,
1969 wurden die ersten Production Racer geliefert, und viele Fahrer waren froh, endlich neues modernes Material kaufen zu können.
Die Ernüchterung folgte allerdings schnell, denn die Motorräder wurden von etlichen Problemen geplagt. Die Kurbelgehäuse neigten z.B. genauso zur Rissbildung wie die Rahmen, auch wenn die Ursachen dafür natürlich jeweils völlig verschieden waren. Tonti arbeitete intensiv an der Problem-Beseitigung, und Alberto Pagani gewann auch den Imola-GP, wieder in Abwesenheit der MV. Das war’s aber auch schon, denn 1970 erschien die Kawasaki H1R, und aufgebohrte Yamaha TR2B zeigten ebenfalls schon ihr Potenzial. Pagani wurde noch einmal Fünfter in der Jahresendtabelle, aber das Kapitel der 500er Linto war eigentlich schon so gut wie beendet. In Spa gab es dieses großartige Exemplar aus der Sammlung von Günter Knuppertz zu sehen!

   
Die glorreichen Racer von MV Agusta wurden oben schon oft erwähnt, nun wird es allerhöchste Zeit, sie auch zu zeigen. Bikers' Classics 2012 ohne MVs, das ginge gar nicht!

Die beiden für Heinz Rosner vorbereiteten MZ RE-Twins….

…und noch einmal Walter Deisingers MZ 250 der letzten Generation, die er Tapio Virtanen zur Verfügung stellte.

Die muss man einfach als „Stillleben“ erneut zeigen!

 



Der blonde Bengel mit der Getränke-Büchse schaut eindeutig in die falsche Richtung!

patonWie erwähnt dominierten die alten britischen 350er und 500er Production Racer, zum Teil sogar massiv modernisiert, die Privat-Fahrer-Szene noch jahrelang nach der Einstellung der Produktion. Es gab wie gesagt keine neuen Production Racer, doch es gab eine Ausnahme: PATON.
Doch die Stückzahl der von Giuseppe Pattoni und Gianemilio Marchesani hergestellten Motorräder lässt sich an den Fingern zweier Hände abzählen. Billie Nelson fuhr mit dem Bill Hannah (Pattoni’s Sponsor!) gehörenden Motorrad eine schöne Saison 1969, als er mit drei zweiten Plätzen jeweils hinter Ago (Assen, Sachsenring und Imatra) Platz vier in der Jahreswertung belegen konnte. Im gleichen Jahr belegte Angelo Bergamonti ebenfalls Platz zwei in Jarama.
Mehr Zählenswertes kam für die wunderschönen Motorräder aus Pattoni’s winziger Werkstatt in Mailand nicht mehr zustande. Jammerschade, findet www.classic-motorrad.de !

rg 500Nun endlich zur vierten japanischen Marke: Suzuki
Ende 1963 wagte sich Suzuki zurück in die 250er Klasse, nachdem die MZ RE 250-Kopie 1962 nicht die erhofften Ergebnisse einfahren konnte. Das Twin-Konzept wurde fallengelassen und durch die Verdoppelung des mittlerweile sehr erfolgreichen 125er Drehschieber-Twins ersetzt, die als „Square Four“ konzipiert wurde. Trotz großartiger Erfolgsaussichten auf dem Papier steckte der Teufel in den Details, die echte Erfolge verhinderten. Vermutlich war Suzuki auch voll ausgelastet mit Weiterentwicklung und Betreuung der erfolgreichen 50er und 125er, so dass das 250er „Square Four“- Projekt stecken blieb.
Ende 67 gab es dann notwendigerweise für die erstrebte Konkurrenzfähigkeit gegen Yamaha’s erfolgreiche RA 31 noch einmal eine Suzuki Square Four in der 125er Klasse, aber kurz darauf entschied sich Suzuki, wie Honda aus der WM auszusteigen. Als sich Suzuki 1973 in Lage sah, den WM-Rennsport wieder aufzunehmen, entschied man sich für die prestigeträchtige Königsklasse, und das traditionelle Square Four-Konzept erlebte eine erneute Renaissance. 1974 kehrte Suzuki damit in die WM zurückk, und 1975 konnte Barry Sheene bereits zwei GP-Siege (Assen und Anderstorp) auf sein Konto buchen.
1976 bot Suzuki dann den Production Racer RG 500 an, der sofort die Szene nach den Werksmaschinen dominierte. In der Abschlusstabelle des Jahres findet man unter den ersten 10 Plätzen nur Agostini, der den letzten GP des Jahres auf der Nürburgring-Nordschleife noch einmal mit der MV gewann. Die neun anderen Fahrer saßen ausschließlich auf Suzuki-Werksmaschinen und -Production Racer.
Hier sehen wir ein frühes Modell der RG 500, die
dank intensiver Modellpflege jahrelang konkurrenzfähig blieb.



Ein Blick auf das frühe RG 500 Square Four Triebwerk! Vic Willoughby nannte es einen verdoppelten MZ RE 250 Motor!
Da ist etwas dran, und es zeigt, dass selbst 12 Jahre nach Degner’s Flucht die Techniker in Hamamatsu immer noch das Zschopauer Vorbild weiterverarbeiteten!


Der Schweizer Philippe Coulon wurde direkt durch Barry Sheen gefördert mit ausgesuchtem Material, das ganz dicht dran war an den echten Suzuki 500er-Werksmaschinen. 

In der zweiten Hälfte der 70er Jahre hat praktisch jeder, der sich in der Königsklasse etablieren wollte, eine Suzuki RG500 gefahren.
Es gab Semi-Werks-, Importeurs- und Sponsor-Teams, die alle eigene Weiterentwicklungen betrieben.
Hier offensichtlich eine XR40 mit der für Mick Grant typischen Startnummer 10. Wer den Alu-Rundrohr-Rahmen beigesteuert hat, möge bitte unser Suzuki-Spezialist Karl klären!



Nach Ende seines Vertrags mit MV fuhr auch Phil Read 1976 eine RG 500, und zwar die des italienischen Life-Teams. In Mugello wurde er nach hartem Kampf „nur“ Zweiter hinter Suzuki-Werksfahrer Barry Sheene, und das enttäuschte ihn so sehr, dass er sich mitten in der Saison aus der WM zurückzog.


hyDie Yamahas, die Mike Hailwood bei seinem TT-Comeback 1978 auch einsetzte in der Senior- und der Junior-TT, werden selten erwähnt, weil sein überraschender Sieg mit der Ducati in der Formula One TT alles überstrahlte.
Mike war aber ein echter Sportsman! Schon allein die Idee, nach seiner zwischenzeitlichen Formel 1- Karriere ausgerechnet ein Comeback auf der Isle of Man anzustreben, deren Mountain Circuit mittlerweile von den Spitzenfahrern gemieden wurde, das ist schon aller Ehren wert. In der Senior bekam er technische Probleme mit der Yamaha, so dass er nur auf Platz 28 gewertet wurde, aber immerhin noch mit 99,4 mph Schnitt! In der Junior langte es auch nur für Platz 12, immerhin mit 96,9 mph Schnitt. Vor ihm auf Platz 11 kam übrigens ein seinerzeit noch weitgehend unbekannter Joey Dunlop in’s Ziel! Mike The Bike wird die Trainings mit den Yamahas genutzt haben, um seine Streckenkenntnisse für sein großes Ziel des Siegs im Formula One-Rennen aufzufrischen, mit Erfolg!

Zwei der großartigsten Stücke der Yamaha-Renngeschichte „standen leider nur rum“ beim Yamaha Classic Racing Team, die beiden V4, hier die 125er RA 31, 1967 Weltmeister mit Bill Ivy und 1968 mit Phil Read, sowie…..

…..die 250er RD 05, 1968 Weltmeister mit Phil Read, nachdem diese Kombination im Vorjahr hauchdünn der legendären Kombination Hailwood/Honda RC 166 unterlegen war.
Habe ich etwas verpasst? Waren die Dinger auf der Piste und ich habe es nicht bemerkt? Den Sound hätte ich nämlich gern wieder einmal gehört!
Um die damals überragende Leistung der 250er V4 zu bändigen, vertraute Yamaha auf eine Ceriani GP-Gabel!
     


  Aus der exzellenten Sammlung von Günter Knuppertz haben wir oben schon seine wunderbare Linto erwähnt.
Zum Fahren hatte er sich diese Yamaha YZR 500 aus der ersten Lawson-Ära (bevor der Eddie 1989 zeigte, dass er auch mit einer Honda NSR den Königsklassen-Titel holen konnte!) mitgebracht.
Die sieht man auch nicht bei jeder derartigen Veranstaltung!

rz125Wir haben MZ’s Rennmotorräder hier auf dieser Site schon immer umfangreich gewürdigt, aber ein Foto gibt es nun noch, das wir den Zweitakt-Interessenten nicht vorenthalten dürfen: die megarare RZ 125 von 1970 ohne Verkleidung!
Leider zahlte MZ „Lehrgeld“ mit dem Motorrad, denn mit der hier zu sehenden Kröber-Zündung ist das Motorrad meines Wissens in der Saison 1970 nie eingesetzt worden. Die eigentlich für diese Konstruktion entwickelte LUCAS-Transistor-Zündung erreichte die benötigte Rennreife nicht, so dass MZ wieder auf die zu dem Zeitpunkt schon anachronistischen IKA-Magnetzünder zurückgreifen musste. Deren Drehzahllimit verursachte eine modifizierte Motorabstimmung, der ein gutes Stück der angestrebten Spitzenleistung und damit der Konkurrenzfähigkeit zum Opfer fiel! Jammerschade für die Zschopauer, die damit den für die entscheidenden politischen Stellen in Ost-Berlin dringend benötigten Nachweis der technologischen Kompetenz verfehlten.
Kawasaki studierte ein paar Jahre später das Zschopauer Tandem-Konzept vermutlich ganz genau und vermied deshalb den Fehler der 180°-Zündfolge!
Trotz all der Sorgen, die die RZ125 dem Hohndorfer Team bereitete: ein großartiges Stück Motorsport-Geschichte!

Die wegweisende Zschopauer Rennzweitakt-Entwicklung begann mit dem 125er Einzelhubraum.

Daher wollen wir hier auch die Flotte der am Start zu sehenden RE 125 nicht unterschlagen!


Auspuff

Die RE 125 von unserem alten Freund Sig Merkel hatte wohl soviel Druck in der Auspuff-„Birne“, dass ihm glatt das Endrohr wegflog…..

Herzliche Grüße nach "Zwigge"


Eine der wenigen Marken, die sich in den 70ern mit den dominierenden Yamahas in den mittleren Klassen anzulegen wagten, war Aermacchi-Harley Davidson in Schiranna bei Varese.
Vier WM-Titel mit Walter Villa im Sattel sprechen eine deutliche Sprache, doch was wäre alles möglich gewesen, hätte es nicht die Tragödie von Monza 1973 gegeben…….hätte, wäre, lassen wir besser die Spekulationen.
Was gab’s sonst noch zu sehen?

Neben den GP-Klassen gab es auch noch den seriennahen Sport, z.B. auf der Langstrecke.
Auch in der Szene gab es etliche kleine Firmen, die Spezial-Fahrwerke für die japanischen Großserien-Motoren anboten. Die Egli-Honda war damals ein echter Traum, auch für viele, die so etwas auf der Straße fahren wollten.





Noch so ein Spezial-Fahrwerk, von Martin, hier mit dem Honda dohc-Motor!

Percy Tait baute sich einen 500er Racer auf Basis der T100 Daytona, mit dem er ausgerechnet in Spa 1969 einen großartigen 2. Platz, natürlich hinter Ago und seiner MV feiern konnte.
Diese Replica kommt zumindest dem Look von Tait’s Original recht nahe!





Wo wir gerade bei Triumph/Meriden sind, die Twins wie diese frühe Bonnie mit dem Doppelschleifen-Rahmen sind rar!


Wunderschöne unmodifizierte MV Agusta 750S!
Klar, das waren keine wirklichen Supersport-Geräte, doch der MV Quattro ist ganz einfach eine Stil-Ikone seiner Zeit!
Der Markenname hat nun einmal das Flair der jahrzehntelangen Rennsport-Erfolge!



Wunderbar aufgebautes Exemplar einer Morini Corsaro 125!

Was Corsaro bedeutet, erklärt der Aufkleber!



….schon wieder eine modifizierte Ducati…..

Aber wenigstens kein Phantasie-Racer…..!


 

Heute seltenes Exemplar der frühesten Suzuki-Importe nach Europa, hauptsächlich in die Benelux-Länder,
der kleine Drehschieber-Single!







Interessante Art, Autogramme zu sammeln!







Der „Fan“ hat sich vermutlich noch nicht intensiv mit Rennmotorrädern
beschäftigt!


Aus welcher Nation mag dieser Gilera-Fan wohl angereist sein?









Die Outfits der "Fans" decken ein breites Spektrum ab!


 


Vor Freddie Spencer's Box wurde am Samstagabend das 
HRC Classic Racer-Barbecue vorbereitet ...


Langstrecke




Ergebnis 

"4 Hours of Spa
"

 

Um 20:30 wurde am Samstag das 4h-Langstreckenrennen gestartet.
Im Gegensatz zu der Action mit den Classic Racer, bei denen „Treat it gently“ die Maxime sein sollte, wird in der
Langstrecken-Szene „alles was geht“ gefahren. Die 4h-Stunden-Distanz überleben die Motoren meistens ohne nennenswerte Zuverlässigkeitsprobleme, und daher macht es keinen Sinn, auf Abwarten zu fahren.
Zwei Guzzis liefen übrigens auf Platz drei und vier ein! Chapeau!
Gestartet wird noch weit vor Sonnenuntergang, und dann müssen die Piloten aber einen beachtlichen Teil der Distanz bei Dunkelheit absolvieren!
Nichts für Warmduscher, sondern eine echte Herausforderung!

Herzlichen Dank

Ich möchte mich nun noch bei unserem Webmaster für die ganze Unterstützung für alles im Zusammenhang mit dem Bikers’ Classics 2012 bedanken…

….und natürlich auch genauso herzlich bei seiner „Sponsorin“!

 

Den Aufkleber kennen wir doch?
Einen herzlichen Dank auch wie jedes Jahr an das komplette Team der Organisatoren der Bikers’ Classics 2012!

Nächstes Jahr sehen wir uns hoffentlich alle wieder an gleicher Stelle!

Au revoir, tschüs und – schwäbisch – adele!

Fotos + Text: Karl-Heinz Bendix

Copyright: www.classic-motorrad.de