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  Vor wenigen Tagen verstarb mit
 Hans Fischer eines der größten Talente, die der deutsche Motorradsport überhaupt
 je gehabt hat. Leider
 war er in den letzten Jahren selbst nach dem Ende der DDR in der Öffentlichkeit
 so gut wie vergessen, was auch zu der Tragik gehörte, die bedauerlicherweise
 Teil seiner Karriere und auch seines Lebens war. 
 Hans Fischers Kindheit im erzgebirgischen Gelenau wurde früh
 von den Folgen des Weltkriegs überschattet, doch schon während der kargen
 ersten Nachkriegsjahre erwacht seine Begeisterung für alle motorisierten
 Fahrzeuge und natürlich auch für den Motorsport. Schließlich war es nicht
 weit nach Zschopau, der Heimat der weltberühmten Marke DKW, die während der
 ganzen Zeit ihres Bestehens stets Motorsport in vielen Disziplinen betrieben
 und gefördert hat, und diese Tradition wird wie selbstverständlich fortgeführt,
 als der von der sowjetischen Besatzungsmacht weitgehend demontierte Betrieb
 wieder anfängt, Motorräder zu bauen. 
 So war es bald Hans
 Fischers großer Wunsch, seine Berufsausbildung in Zschopau zu absolvieren, und
 bald fällt der junge Kerl schon durch Begeisterung, Fleiß und technischen
 Sachverstand auf. Für
 ihn steht frühzeitig fest, dass er aktiver Motorsportler werden will, sobald
 sich die Chance dazu ergibt.
 
  Sie kommt sogar schneller, als
 er sich das anfangs erträumte.
 
  
 1953 wird der bislang von der in Chemnitz beheimateten
 zentralen KFZ-Entwicklung der verstaatlichten DDR-Industrie koordinierte
 Motorsport-Organisation dezentralisiert, und so entsteht beim Motorradwerk
 Zschopau der Industrievereinigung Fahrzeugbau „IFA“ (damals übrigens der
 Handelsname der Motorräder aus Zschopau!) eine Sportabteilung (damals
 „Rennkollektiv Zschopau“ genannt), für deren Leitung man Ing. Walter Kaaden verpflichtete, womit man einen echten Glücksgriff tätigte. 
 Hans Fischer schafft es schon bald nach der Beendigung
 seiner Lehre (die Berufsbezeichnung war damals übrigens „Schlosser“) mit
 beharrlichem Fleiß und ausgezeichneter Lernfähigkeit, seinen
 Traumarbeitsplatz in der Sportabteilung zu erlangen. So hatte er beste
 Voraussetzungen, direkt nach dem Erwerb der Motorrad-Fahrerlaubnis mit dem
 Aufbau einer RT 125 für den Einsatz im damals sehr populären Zuverlässigkeits-Geländesport
 zu beginnen, denn er arbeitete schließlich tagtäglich an der Vorbereitung der
 Werksmaschinen. Obwohl die Entwicklung von Rennmotorrädern damals noch klar im
 Vordergrund stand, wurden die Qualität der RT 125 und der BK 350 natürlich im
 seriennahen Geländesport nachgewiesen. 
 Wer damals keine Sporterfolge aufweisen konnte, hatte
 Probleme, ein hochwertiges Markenimage aufzubauen. So lag es z.B. nahe, dass
 eine der ersten MZ ES 250 Prototypen sofort für die Teilnahme an Gelände-Wettbewerben
 präpariert wurde und unter Harald Linke 1955 bei „Rund um Zschopau“ debütierte, wo auch die
 NSU-Werksmannschaft mit keinem geringeren als dem dreifachen Straßen-Weltmeister
 Werner Haas am Start war. 
 Hans Fischer fährt bei dieser Veranstaltung letztmalig in
 der 125er Ausweisklasse, und sein Talent hat sich längst bewiesen. Im Jahr
 darauf wird er bereits offizieller Fahrer für die Zschopauer Sportabteilung
 auf der Geländeversion der MZ 125/2. Mittlerweile war nämlich die
 Markenbezeichnung „MZ“ entstanden, und die aus der Vorkriegszeit stammende
 Bezeichnung „RT“ („Reichstyp“) war auch fallen gelassen worden. Hans
 Fischer dominiert sofort die 125er GS-Klasse, gewinnt natürlich auch als
 Lokalmatador seine Klasse bei „Rund um Zschopau“ und wird überlegen
 DDR-Meister. An den SixDays in Garmisch lässt man ihn aber noch nicht
 teilnehmen, denn man hält die 125er erstaunlicherweise dafür als ungeeignet.
 
  
 1957 wechselt Hans Fischer folgerichtig auf die MZ ES250G,
 und hier soll endlich auch erwähnt werden, dass das Zschopauer „Urgestein“
 Hans Sprung, DKW-Werksfahrer bereits in den frühen 20er Jahren, erst sein Förderer
 und dann sein Betreuer bei den Wettbewerben wird, die sich nun auf der großen
 Bühne des europäischen Geländesports abspielen. Der krönende Abschluss der
 Saison waren die SixDays in Spindlermühle/Spindleruv Mlyn, bei denen die DDR
 zum ersten Mal mit einer kompletten Trophy-Mannschaft antritt, und die Hans
 Fischer mit einer souveränen Goldmedaille beendet. Viel wichtiger noch für
 seine kommende Karriere: 
 Beim traditionellen Schlussrennen der SixDays überrundet
 der wie entfesselt fahrende Hans Fischer drei Viertel der Teilnehmer seines
 Laufs, dabei Fahrer wesentlich stärkerer Motorräder, die aber vielleicht nach
 den sechs Tagen nicht mit dem Durchhaltevermögen der „Ballerina aus
 Zschopau“ (der damalige Werbeslogan für die ES 250) glänzen konnten. 
 Danach war bereits klar: Hans Fischer war mit seinen 21
 Jahren schon der bei weitem beste Mann im DDR-Geländesport, und er zählte
 gewiss auch bereits zur kleinen Handvoll der absoluten Top-Fahrer im Gelände
 europaweit. 
 1958 wird sein großes Jahr im europäischen Geländesport!
 Er startet bei etlichen der traditionellen GS-Wettbewerben, wie zum Beispiel
 der schweren österreichischen Alpenfahrt oder der Erfurter 4-Tage-Fahrt, und
 er räumt die Goldmedaillen nur so ab. Auch bei den SixDays in Garmisch zeigt er, wo das internationale Spitzen-Niveau in der 250er
 zu suchen ist. Da er damit auch die Qualität der Zschopauer Motorräder in
 hervorragender Weise repräsentiert, wird ihm zum Saisonschluss eine ganz
 besondere Ehrung zuteil: Er bekommt die DDR-typische Auszeichnung „Meister
 des Sports“.
 
  
 
  
    
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      Nach der Saison war der erst 21jährige Hans Fischer 
        bereits der absolute Star des DDR-Geländesports. | 
     
   
  
 Aber es ereignete sich noch etwas zum
 Schluss der
 Motorsportsaison 1958! Hans Fischer hat nämlich die Erfolge der
 MZ-Rennsport-Kollegen hautnah miterlebt, und er feierte mit Horst Fügner nach
 dem Sieg im schwedischen 250er GP, der für den Vize-WM-Titel eines DDR-Fahrers
 auf einem DDR-Motorrad gegen die diversen bislang überlegenen italienischen
 Viertakter sorgte! Der damalige Prestige-Gewinn der sogenannten
 „Ostblock-Technologie“ ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen! Da möchte
 er dabei sein, das ist sein eigentliches Ziel: Straßenrennsport! 
 So bittet er im Laufe der Saison 1958 immer wieder Walter
 Kaaden und Bernhard Petruschke, ihm den Start bei Straßenrennen auf einer
 125er MZ zu ermöglichen. Natürlich war sein Talent für „Speed“ spätestens
 seit den SixDays 1957 allen klar, aber man wollte ihn im Geländesport
 behalten, wo er für die MZ-Sportabteilung viel wichtiger war. Schließlich
 beherrschten Horst Fügner und Ernst Degner den DDR-Rennsport in ihren Klassen,
 und sie waren gerade dabei, zur Weltspitze aufzuschließen. Dahinter gab es mit
 Werner Musiol und Walter Brehme eine zweite Garde, die auch erst einmal
 geschlagen werden musste. So ließ man Hans Fischer bis nach den SixDays 1958
 warten, bis man ihm die Chance eines Starts bei einem Straßenrennen gab, und
 zwar beim Eifelrennen auf der Nürburgring-Südschleife. Selbstverständlich
 musste er in der Ausweisklasse starten, doch er mischte die gleich mal mächtig
 auf. Nur einer konnte sich hinter ihm einigermaßen glimpflich auf der Affäre
 ziehen, ein gewisser Max Deubel auf einer Mondial. Alle anderen wurden förmlich
 deklassiert. 
 Kunststück: Er saß auf einer Werks-MZ, wie sie stets
 nach der Saison an die DDR-Clubs abgegeben wurde. Aber so ein empfindliches
 Teil muss man auch erst einmal adäquat bewegen, und Hans Fischer hat ganz
 offensichtlich das „feine Händchen“ dazu!
 
  
 
  
    
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      Als Hans Fischer zum Straßenrennsport wechselte, war
        seine  MZ RE technisch nicht
        weit von den Maschinen entfernt, mit denen die MZ-Top-Fahrer wie Ernst
        Degner, Horst Fügner, Gary Hocking und Luigi Taveri die italienischen
        Viertaktmarken herausforderten, und die den modernen Rennzweitakter
        wieder im GP-Sport etablierten. | 
     
   
  
 Im folgenden Winter hat sich bei Hans Fischer der Gedanke
 festgesetzt, den Geländesport aufzugeben. Er sieht seine Motorsport-Zukunft
 auf der Straße! Doch er muss diese Karriere-Planung gegen seine Chefs
 durchsetzen. Erstaunlicherweise gelingt ihm das. Walter Kaaden und Bernhard
 Petruschke, die verantwortlichen Personen für den Motorradsport in Zschopau,
 vertrauen auf ihre Fähigkeit, ein echtes Talent erst entdecken und dann gezielt
 fördern zu können. Sie glauben an seine Fähigkeiten und an seine Chance,
 relativ rasch internationales Niveau zu erreichen. 
 Er bereitet sich über den Winter gewissenhaft wie stets
 auf die entscheidenden Renneinsätze
 seiner Karriere vor, und er bereitet sein Motorrad natürlich komplett selbst
 vor. Wie seine großen Vorbilder Ernst Degner und Horst Fügner, die er tagtäglich
 in der MZ-Sportabteilung erlebt, kennt er sein Motorrad 100 %ig, ist er
 vertraut mit jedem Handgriff bei der Vorbereitung. Trotzdem lässt er es sich
 nicht nehmen, wie jeden Winter in der Erzgebirgs-Skijöring-Meisterschaft
 anzutreten: ein echter Sportler durch und durch! 
 Dann geht auf der Straße endlich die Saison los:
 Auf der Halle-Saale-Schleife deklassiert er die 125er Ausweisklasse und auf dem
 Treppchen steht neben ihm jemand, von dem man auch noch hören wird: Heinz
 Rosner. 
 Schon bald hat der ADMV, die DDR-Motorsport-Organisation
 ein Einsehen, dass es sich um einen ungleichen Wettbewerb in der 125er
 Ausweisklasse handelt, und bereits am 10. Mai 1959 in Bernau bekommt Hans
 Fischer die Lizenz. Nun muss er gegen die „Platzhirsche“ des DDR-Rennsports
 antreten. Bei seinem ersten 125er Lizenzrennen muss er mit Platz 6 hinter
 Degner, Musiol, Brehme, Fügner und Werner Köhler vorlieb nehmen, aber sein
 Motorrad hat noch nicht die Details der aktuellen Zschopauer Werksmaschinen,
 und noch viel wichtiger: Es hat noch keine Verkleidung, weil man die für ihn
 noch nicht vorgesehen hat. In der Ausweisklasse hat Heinz Rosner nun einen
 Gegner weniger, und er steht nun auf dem Treppchen ganz oben. 
 In Schleiz sitzt Hans Fischer
 bereits auf einer RE 250 und liegt auf Platz vier hinter Fügner, Taveri und
 Musiol, als ihn ein Motorschaden der empfindlichen Zschopauer Zweitakter
 ereilt. Auf der Dresdener „Spinne“
 steht
 er erstmals als Lizenzler auf dem Treppchen: Platz zwei hinter Werner Musiol,
 aber Degner und Fügner fuhren den WM-Lauf in Spa, mit üblen Folgen für Horst
 Fügner: ein schwerer Sturz führt zu seinem Karriere-Ende. 
 Auf der Nürburgring-Südschleife
 fühlt sich Hans Fischer wie zuhause, und er fährt immer wieder die schnellste
 Rennrunde, aber erneut hält der RE-Twin die Distanz nicht durch. 
 Beim DDR-GP auf dem Sachsenring,
 der allerdings erst ab 1961 zur WM zählte, steht er bei den 125er als Dritter
 hinter Musiol und Degner auf dem Treppchen. Bei den 250er fährt er das
 gleiche Tempo wie Luigi Taveri, ein anerkannter Spitzenmann dieser Jahre, bis
 er erneut einem technischen Problem des RE-Twins zum Opfer fällt. Eine andere
 RE 250 hingegen gewinnt, und zwar die in den Händen des schnellen Gary Hocking,
 der allerdings bald darauf mit einem Scheck von Conte Agusta zu MV gelockt
 wurde. 
 Hans Fischer hat sich in der
 Reihe der MZ-Werksfahrer etabliert. Das Jahr war ein voller Erfolg für ihn,
 und so fährt er zum Saisonabschluss noch ein einziges Mal im Gelände, seine
 Heimveranstaltung „Rund um Zschopau“, und er dominiert nach einjähriger
 Abstinenz erneut die 250er Klasse. Im Jahresabschluss der 125er
 DDR-Meisterschaft wird er „nur“ Vierter hinter Musiol, Brehme und Zimpel,
 aber Platz 2 wäre drin gewesen, wäre er nur von Anfang an am Start gewesen.
 
  
 1960 wird er also mit einem
 Fahrervertrag der MZ-Sportabteilung ausgestattet, und zwar mit Material analog
 zu dem von Werner Musiol und Walter Brehme. Der Topstar von MZ ist nun nach Fügners
 Karriere-Ende Ernst Degner allein, und Kaaden hofft, internationale Stars wie
 Alberto Gandossi, Dave Chadwick, John Hempleman, Mike Hailwood und andere so
 oft wie möglich auf den REs bei den WM-Läufen antreten zu lassen. 
 Schon im Frühjahr holt Hans
 Fischer seinen ersten internationalen Sieg: Beim Hockenheimer Mai-Pokal fahren
 er und John Hempleman im Duett dem ganzen restlichen Feld auf und davon, und zu
 John’s Überraschung gelingt es Hans, mit dem schnelleren Motorrad auf der
 Zielgeraden ganz locker zu überholen und zu gewinnen. Der Sieg wird allerdings
 getrübt durch den damals üblichen Fahnen- und Hymnen-Streit zwischen der DDR
 und der Bundesrepublik, und so greift die Politik nicht zum ersten, aber schon
 gar nicht zum letzten Mal in die Karriere und in den Lebenslauf von Hans
 Fischer ein. Immerhin: Nach dem Sieg in Hockenheim „kennt man“ ihn nun in
 der „Szene“ im Westen! 
 In Schleiz schlägt er seinen
 „ewigen Kontrahenten“ Werner Musiol in einem superspannenden Rennen
 erstmals, und zwar auf tropfnasser Straße nach einem starken Regenschauer.
 Dritter wurde übrigens Hartmut Bischof, auch ein Talent für die Zukunft. 
 Beim DDR-GP auf dem Sachsenring,
 dem „Probegalopp“ für den kommenden WM-Lauf, wird Hans Fischer im 125er
 Rennen nur von Ernst Degner geschlagen, der nun zur internationalen Top-Klasse
 bei den 125ern aufgeschlossen hatte. Das 250er Rennen wurde auch wieder eine
 extrem spannende Angelegenheit, denn John Hempleman, Enst Degner und Hans
 Fischer waren  in dieser
 Reihenfolge nur durch 0,3 Sekunden getrennt. 
 Die Saison endet mit einem Sieg
 von Hans Fischer bei den 250ern auf der Dresdener „Spinne“. Hans Fischer
 hat sich wie erwartet in beiden Klassen weiterentwickelt und ist nun reif für
 die internationalen Rennen im Jahr 1961, reif dafür, die Lücke auszufüllen,
 die Horst Fügners vorzeitiges Karriere-Ende hinterlassen hat. 
 
  
    
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      Hans Fischers offizielle Autogramm-Karte,  
 die ihn auf der 1960er MZ RE
        250 zeigt | 
     
   
  
 1961 gehört er nun zu den
 MZ-Fahrern, die nicht mehr für die DDR-Meisterschaft gewertet werden, und
 daher tritt er auch nicht mehr bei allen DDR-Rennen an. Er soll internationale
 Erfolge holen. In Imola wird er 5. bei den 125ern, seinen ersten WM-Lauf in
 Barcelona beendet er auf Platz 5 in der 250er Klasse. In St. Wendel wird er Zweiter bei den 250ern, und in Hockenheim fährt er in beiden WM-Rennen „in
 die Punkte“. Bei den 125ern wird er Vierter in einer Reihe von MZs mit Degner,
 Shepherd und Brehme vor ihm. Bei den 250ern siegt Takahashi vor Redman auf den
 Hondas, dann Provini auf der legendären Morini Bialbero, und anschließend
 kamen drei MZ RE 250 ins Ziel mit Degner, Shepherd und unserem Hans Fischer.
 Auf der Bernauer Schleife siegt er in beiden Klassen. 
 Aber dann wird der Rest der
 Saison zu einer großen Enttäuschung für Hans Fischer: 
 Die Verletzungen eines
 Trainingsunfalls heilen zu langsam, er kommt nicht rechtzeitig zurück in den
 Sattel der REs, um den Kampf Ernst Degners um den 125er WM-Titel aus der
 Fahrer-Perspektive zu erleben. Er kann ihn dabei nicht unterstützen, indem er
 den Honda-Fahrern WM-Punkte wegnimmt. 
 Dann kommt es noch viel
 schlimmer: Degner’s Flucht, sein Verrat an MZ, sein „Transfer“ der überlegenen
 MZ-Zweitakt-Technologie an Suzuki im Gegenzug für einen Fahrervertrag lassen
 eine „Motorsport-Eiszeit“ in der DDR ausbrechen. Zum Saisonschluss weiß
 keiner, wie es mit dem Zschopauer Motorrad-Rennsport weitergehen wird. Nur die
 dortigen Köpfe der Entwicklung wie Walter Kaaden sind weiterhin überzeugt, in
 der Weltspitze mitmischen zu können. Allerdings werden sie nach dem Bau der
 Berliner Mauer durch den Beschluss der NATO-Staaten extrem behindert, im Jahr
 1962 keine DDR-Sportler einreisen zu lassen. 
 
  
 Hans Fischer ist jedenfalls
 wieder fit beim Saisonstart 1962. Finnland lässt die DDR-Sportler einreisen,
 so kann Hans Fischer die 125er Klasse in Helsinki und in Turku gewinnen. Natürlich
 können solche Erfolge die ausbleibenden Platzierungen in den WM-Läufen nicht
 kompensieren. In Schleiz gewinnt er beide Klassen, und am Sachsenring beim
 WM-Lauf fährt er sogar auf die Pole Position bei den 125ern! Im Rennen kommt
 er immerhin auf’s Treppchen hinter Taveri und Redman. Bei
 den 250ern war er aussichtsreich platziert in einem legendären Rennen, in dem
 Mike Hailwood auf der RE 250 den kommenden Weltmeister Jim Redman auf der
 dominierenden Honda Four herausforderte, aber knapp geschlagen wurde. Hans hatte nach schlechtem Start
 bereits zu Werner Musiol aufgeschlossen, der bei Rennende den dritten Platz
 ergattern konnte. Doch Hans hatte einmal mehr Pech mit dem RE-Twin, der bei
 Rennmitte den Dienst quittierte.
 
  
 
  
    
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      Hans Fischer völlig entspannt am Vorstart vom Sachsenring, 
        im Hintergrund Tommy Robb und Walter Brehme | 
     
   
  
 1963 wurde die Situation der
 DDR-Motorsportler ein wenig besser, was internationale Starts betraf, aber
 volle Chancengleichheit herrschte in der WM nach wie vor nicht. Hans Fischer
 begann die Saison mit einem Sieg auf der 250er RE auf der Halle-Saale-Schleife.
 In Salzburg springen ein zweiter Platz bei den 250ern und ein dritter bei den
 125ern heraus. Beide Rennen gewann übrigens der Ungar Laszlo Szabo auf MZ. Bei
 den 250ern dominierte allerdings Mike Hailwood bei einem seiner gelegentlichen
 Starts auf der RE 250 bis zu seinem Ausfall.
 
  
 
  
    
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      Hans Fischer auf den 63er MZ REs,  
        hier auf der 125er…… | 
     
    
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      …..und hier auf der 250er. | 
     
   
  
 Dann kam der 22. Juni 1963, ein
 rabenschwarzer Tag in der MZ-Renngeschichte, ganz besonders für Hans Fischer
 und für seinen jungen Markenkollegen Wolfgang Moses, ein weiteres
 aufstrebendes Talent: In der Startrunde des 125er Rennens kam es zu einem
 folgenschweren Massensturz und anschließenden Rennabbruch, dem die beiden und
 mit Klaus Enderlein ein dritter MZ-Fahrer zum Opfer fielen. Die Art der
 Verletzungen lassen bei Wolfgang Moses sofort die spätere Fortsetzung der
 Karriere ausgeschlossen erscheinen, und auch bei Hans Fischer glaubt kaum
 jemand, dass er wieder in den Sattel der REs kommen könnte, doch Hans kämpft
 um seine Rennsport-Karriere. Als jedoch die Saison 1964 begann, hat sich Klaus
 Enderlein von den Unfall-Folgen erholt, und er gehört wieder zur Zschopauer
 Nachwuchs-Mannschaft, zusammen mit Heinz Rosner und Dieter Krumpholz. Der
 Gesundheitszustand von Hans Fischer lässt aber seine Rückkehr auf die
 Rennstrecken zu dem Zeitpunkt noch lange nicht zu. 
 Er arbeitet weiter und trainiert
 seine Physis, doch er schafft das Renn-ComeBack leider nicht. 
 So versucht er, wieder im Geländesport
 Fuß zu fassen, doch die Zschopauer GS-Truppe war zu dem Zeitpunkt bereits die
 stärkste weltweit! Auch da waren die Türen für ihn also nun verschlossen,
 und das war vermutlich auch besser so für alle Beteiligten. Aber selbstverständlich
 ist er weiter in der Zschopauer Sportabteilung willkommen als Mitarbeiter, doch
 er zieht es bald vor, sich mit einer kleinen Fertigung von GFK-Teilen auf
 eigene kommerzielle Beine zu stellen. So liefert er für eine geraume Zeit
 GFK-Teile an die Zschopauer Sportabteilung, aber als exzellenter, aber leider
 auf der Straße „unvollendeter“ Motorsportler geriet er langsam in
 Vergessenheit. Bald war er nur noch denen ein Begriff, die sich mit der
 MZ-Renngeschichte beschäftigten. Zudem wurde er im Laufe der Zeit unbequem für
 die Herrschenden in der DDR, was seine Lebenssituation nicht gerade
 erleichterte.
 
  
 Als die Veteranen-Rennszene
 populär wurde, tauchte er ab und zu bei Veranstaltungen auf, und es ist das
 Verdienst von Jürgen Lenk, ihn jeweils dorthin gebracht zu haben, so zum
 Beispiel 1990 nach Hockenheim, 30 Jahre nach seinem dortigen 250er Triumph.
 Allerdings, kaum jemand erkannte ihn, und er wurde von Jahr zu Jahr mehr von
 seinen medizinischen Problemen und Spätfolgen seiner damaligen
 Sturzverletzungen behindert. 
 Bei der diesjährigen
 historischen Geländefahrt in Zschopau im Juni ließ er sich noch einmal
 blicken, aber jeder, der ihn erkannte, ahnte, wie schlecht es ihm bereits ging.
 
  
 Nun ist er leider knapp 72jährig
 verstorben, aber damit auch von seinen Leiden erlöst. Die Zschopauer
 Sport-Tradition verliert erneut einen der letzten Zeitzeugen einer großen
 Motorradsport-Epoche.
 
  
                
 
  
    
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  www.classic-motorrad.de
 trauert mit den Angehörigen!
  
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         Beim Treffen der alten
 Zschopauer Sportabteilung im Februar 1990 wollte sich Hans Fischer in seiner überaus
 bescheidenen Art nicht einmal vor oder auf einer MZ RE fotografieren lassen,
 die nicht aus „seiner Zeit“ stammte, weil er meinte, dass das niemanden
 interessieren würde! Schade, ich hätte ihn gern im Sattel fotografiert!  | 
  
      
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